Monterey 264 FSC - Monterey 264 FSC

Ralf Marquard

 · 07.08.2011

Monterey 264 FSC - Monterey 264 FSCFoto: Monterey Boats
Monterey 264 FSC | SC

American Spirit: Wer neben dem Baden und Relaxen auch mal die eine oder andere Nacht an Bord schlafen will, ist mit der Monterey 264 FSC gut bedient.

Im Cockpit der Monterey 264 FSC findet man reichlich Ausrüstung und Platz für das „Leben unter freiem Himmel“. Unter Deck stellen asymmetrische Koje und extra WC-Raum einen ansprechenden Reisekomfort für den Kurztrip sicher.

Monterey 264 FSC
Foto: Morten Strauch

Gefertigt werden Monterey- Boote nicht – wie der Name vermuten lässt – an der Westküste der USA, sondern an der Ostküste in Florida. Dort erledigen die Bootsbauer ihre Arbeit bis auf wenige Ausnahmen ordentlich. Auf den Innenseiten von Rumpf- und Decksform gab es fast keine Lücken im Schutzanstrich und nur ganz vereinzelt mal eine Laminatspitze.

Negativ fallen die spitz durchstechenden Blechschrauben für die Rahmenbefestigung am Staukasten (Heckdurchgang) auf. Besser: Klampen verschraubt die Werft mit Gewindebolzen durch verstärktes Laminat. Polsterer und Möbelbauer machten ihre Arbeit ebenfalls gut. Alle zusammen fertigen ein Boot, das knapp 2500 kg wiegt und mit 3,5-t-Trailer und entsprechendem Zugfahrzeug, wie Touareg und Co, zu trailern ist. Eingestuft ist das Boot in die CE-Kategorie B, was „außerhalb von Küstengewässern“ heißt.

Fahren und Manövrieren

Unser Testrevier, der Rhein bei Wiesbaden, liegt zwar mitten im Binnenland, doch darf man in dieser Rhein-Region den Wellengang auch nicht unterschätzen. Denn die Berufsschiffe wühlen ihn, besonders bei regem Gegenverkehr, kräftig auf. Eine kurze, kabbelige See, die den Rumpf ordentlich beansprucht.

Unsere Test-Monterey setzt mit gut 30 kn weich in diese Kabbelsee ein, was jedoch auftritt, sind kräftige, seitli-
che Spritzwasserfontänen. Diese werden jedoch so weit abgewiesen, dass nichts ins Cockpit gelangt. Egal in welcher Richtung man Wellen überspringt, das Boot bleibt immer kurs-stabil. Das gilt selbstverständlich auch im ruhigen Wasser.

In der Übergangsphase von Verdränger- in Gleitfahrt bringt der V8 5,7 GI aus dem Hause Volvo Penta die 264 FSC ruck, zuck „über den Berg“. Dabei spielt es für die Voraussicht nur eine geringe Rolle, ob der Antrieb getrimmt ist oder nicht. Ihre Höchstgeschwindigkeit liegt bei gut 40 kn mit 5100/min. Das sind 100/min über der zulässigen Maximaldrehzahl. Eine Differenz, die komplette Ausrüstung, gefüllte Tanks und mehr Personen an Bord ausgleichen.

Mit Vollgas laufen gut 2 l/sm Benzin durch die Leitung, was zusammen mit dem 303-l-Tank abzüglich 15 % Reserve eine Reichweite von knapp 125 sm ergibt. Am wirtschaftlichsten läuft das Boot-Motor-Gespann um 3500/min mit 25,5 kn und kommt dann zum Bootstyp passende 173 sm weit.

Die Heckwelle fällt bei langsamer Gleitfahrt recht kräftig aus und flacht mit zunehmender Geschwindigkeit immer weiter ab. Das sind zusammen mit guter Beschleunigung passable Voraussetzungen zum Wasserskilaufen und Wakeboarden.

Wer eine enge Kurve ziehen möchte, erledigt das am sinnvollsten mit heruntergetrimmtem Z-Antrieb. Es treten dabei keine Allüren wie Schaukeln oder Einhaken auf, festhalten muss sich die Fahrgemeinschaft trotzdem ordentlich, denn der Rumpf zieht so enge Bahnen, dass starke Seitenkräfte auftreten.

Dagegen ist das Herauslenken aus dem Kreis mit der leichtgängigen Steuerung ein Kinderspiel. Verreißt man das Lenkrad, setzt das Heck weich ein, und beim Slalomkurs folgt die Monterey direkt den Lenkeinschlägen.
Anders sieht es beim Umsteuern in langsamer Rückwärtsfahrt aus.

Von Backbord nach Steuerbord verzögert sich das Umschwenken des Bugs um etwa 7 s. In die andere Richtung funktioniert es erst, wenn man das Boot mit „kurz voraus“ abfängt und dann wieder rückwärts einkuppelt. Das Limit für schnelle Rückwärtsfahrt liegt bei gut 2000/min. Ab dieser Grenze schwappt Schwellwasser ins Cockpit.

In langsamer Vorwärtsfahrt zwischen etwa 4 kn und 6,5 kn giert das Boot gering, muss jedoch nur ab und zu etwas korrigiert werden. Gewichtsverlagerungen von einer erwachsenen Person beeinflussen den Kurs nur gering. Welchen Kurs er genau eingeschlagen hat, kann der Skipper nicht ablesen, denn der wichtige Kompass fehlt, obgleich es sich um ein Kategorie-B-Boot handelt.

Als serienmäßige Navigationsinstrumente gibt‘s Speedanzeige und Echolot (teilweise vom Lenkrad verdeckt). Bis auf leichte Spiegelungen lassen sich Motor- und Geschwindigkeitsanzeige gut ablesen. Gut zu erreichen und exakt sind Lenkung und Einhebelschaltung. Fahrer und Beifahrer sitzen auf sportlich gepolsterten Schalensitzen, die auf soliden Rohren stehen, und zum Festhalten findet der Beifahrer einen seitlichen Kunststoffgriff.

Sitzend schauen beide durch die Sicherheitsglas-Windschutzscheibe im stabilen Metallrahmen. Letzteren hat der 1,80 m große Fahrer im Sichtfeld, wenn er sich auf das hochgeklappte Sitzpolster hockt. Stellt er sich richtig hin, bekommt er zwar den vollen Fahrtwind ab, hat aber ansonsten einen guten Blick nach vorn. Wer bei Regen fährt, erkennt sofort ein Manko: Scheibenwischer Fehlanzeige.

Motor, Tank, Elektrik

Der V-Achter steht auf soliden Fundamenten in einem geräumigen und servicefreundlichen Motorraum, den man über die hochgeklappte Sonnenliege achtern gut erreicht. Negativ fällt auf, dass die Klappe beim Öffnen und Schließen seitlich am Bankpolster scheuert. Um die Motorengeräusche zu dämmen, verklebt die Werft eine selbstverlöschende Schallisolierung. Bis zur Marschfahrt kann sie ihre Aufgabe passabel erfüllen, darüber hinaus wird‘s bis maximal 93 dB/A aber laut.

Die Installationen von Leitungen und Schläuchen zeigen den üblichen amerikanischen Standard genauso wie die Installation eines Ventils anstatt eines Benzinhahns in der Kraftstoffleitung. Gleiche Beurteilung gilt für die Spritreinigung mit nur motoreigenem Filter und die Befestigung der Schläuche mit lediglich einer Schraubschelle.

Zwei gut dimensio-nierte 88-Ah-Batterien (mit Riemen gesichert) versorgen Motor und 12-V-Bordnetz. Um sie entsprechend schalten zu können (1 oder 2 oder beide), installiert die Werft einen Wahlschalter, den man genausogut im Wetbar-Schrank erreicht wie die dazugehörigen Automaten.

Sicherheit

Lob bekommen gute Fahreigenschaften, passende Cock-pitseitenhöhe innen, großes Fluchtluk, serienmäßiges Motorraumgebläse und die Feuerlöschanlage im Motorraum. Zwei elektrische Bilgenpumpen sind komfortabel, können aber den BOOTE-Standard aufgrund der fehlenden Handlenzpumpe, die auch ohne Strom funktioniert, nicht ausreichend erfüllen – zumal das Cockpit in die Bilge lenzt.

Wer bequem ins und aus dem Wasser steigen möchte, macht das über eine lange Leiter an der angesetzten riesigen Badeplattform. Das Ausklappen der Leiter und Anheben des darüberliegenden Deckels kann man vom Wasser aus jedoch nur schwerlich erledigen.

Einfach aufs Vorschiff gelangt man über breite Stufen in der Kabinentür, festhalten kann man sich dabei am Scheibenrahmen und an einem Handgriff an der Tür. Auf dem Vordeck geben Antislipstrukturen und Reling die Bewegungssicherheit.

Wohnen und Ausrüstung
Unter Deck befindet sich eine Sitzecke, die man zur asymmetrischen Koje wandeln kann, ausreichend Stauraum, ein kleiner WC-Raum mit Chemietoilette (Pump-WC ist auch möglich), Spülbecken, herausziehbarem Brausekopf und Fußbodenablauf. Die Stehhöhe von etwa 1,20 m lässt aber nur das Duschen sitzend (auf Toilettendeckel) oder hockend zu. Gleiches gilt fürs Benutzen des Waschbeckens wie beispielsweise beim Zähneputzen.

Eine weitere Duschmöglichkeit gibt es als Außendusche am Heckeingang. Der besondere Clou des Cockpits ist eine große Polsterfläche im Heckteil, dessen Lehne sich in drei Stufen verstellen lässt: 1. Lehne Heckbank, 2. Kopfstütze für Sonnenliege, 3. als Liegefläche für eine große Sonnenliege.

Lob verdient außerdem der solide Handlauf zur Badeplattform. Nach vorn schließt sich eine in Längsrichtung eingebaute Bank an, deren Polster ebenso fest ausfallen wie die der Sonnenliege. Halt findet man im Cockpit an Verdeckgestänge, Hecktür und einem Handlauf um die Wetbar. Die Bar rüstete die Werft mit Spüle, Mülleimer und passender Arbeitsfläche aus.

Für kühle Getränke und zum Frischhalten von Speisen gibt es zwei Eisboxen (für Trocken- und Crash-Eis) serienmäßig und einen Kühlschrank gegen Aufpreis. Stauraum für die Ausrüstung findet man reichlich in großen Kästen. Das Ankergeschirr kommt in einen geräumigen selbstlenzenden Kasten im Bug. Dort sitzt außerdem eine weitere Badeleiter zum Ausklappen.

Als Beschläge ins­talliert Monterey eine Öse vorn, zwei Ösen achtern, eine Wasserskizugöse und sechs versenkbare Klampen. Zur Fenderbefestigung bieten sich Reling und Verdeckgestänge an, und bei kleinen Remplern schützt eine ausreichende stabile Scheuerleiste den Rumpf.

Als Navigationslichter sitzen zwei Seitenlichter und ein Rundumlicht-Steckmast auf unserem Testboot. Zulassungsnummern suchten wir ver-geblich. Die Radioanlage und das Topp-Teil des Cabrioverdecks liefert die Werft serienmäßig, für die Seitenteile oder Hafenpersenning muss man dagegen Aufpreis zahlen.

Den gesamten Test können Sie sich hier auch als Original-PDF auf 6 Seiten herunterladen.

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