NeuheitSo schlägt sich das Schlauchboot Pischel MV 800

Sebastian Gollasch

 · 07.06.2014

Neuheit: So schlägt sich das Schlauchboot Pischel MV 800Foto: Morten Strauch
Pischel MV 800

Wetterfest: Sonne oder graue Wolken mit Wind und Wellen – für das neue Festrumpfschlauchboot Pischel MV 800 gibt es keine unpassende Witterung.

Pischel MV 800Foto: Morten Strauch
Pischel MV 800

Das abgebildete Boot löste im Oktober 2012 im Lieferprogramm von Conrad Pischel die MV 780 ab. Gefertigt werden Rumpf und Tragschläuche nach wie vor in Italien. Ebenfalls beibehalten wurde die Konstruktionsart: Der Festrumpf des RIBs wird als Sandwichbauweise im Vakuumverfahren hergestellt. Auf diesem Wege erhält man ein gleichmäßigeres Mischungsverhältnis von Harz und Glasfasergewebe, was bei gleicher Festigkeit für ein geringeres Gewicht gegenüber konventioneller Bauart sorgt. Gemäß Herstellerangabe wiegt das Standardboot 990 kg, allerdings ohne Motor und Sonderausstattung. Fahrfertig mit der vom Eigner bestellten Ausrüstung und unserer Testmotorisierung, zwei 140-PS- Suzuki-Außenbordern, bringt die MV 800 gute 1700 kg auf die Waage.

Pischel MV 800Foto: Morten Strauch
Pischel MV 800

Stolze Personen dürfen an Bord

Pischel MV 800
Foto: Morten Strauch

Für den Transport auf dem Landweg wird somit mindestens ein Trailer der 2200-kg-Klasse benötigt, besser wäre sogar ein 2500-kg-Trailer. Als Zugfahrzeug kommen bei diesem Gewicht SUVs und andere größere Allradfahrzeuge infrage. Die maximale Breite des Bootes ist für den Transport auf der Straße ebenfalls nicht unerheblich. So liegt die genehmigungsfreie Obergrenze bei 2,55 m. Um unter diesen Wert zu kommen, muss man bei der MV 800 die Luft aus den sechs Kammern des Tragschlauches herauslassen und das Ganze mit Spanngurten sichern.

Nach CE-Kategorie kann man mit der Pischel MV 800 außerhalb von Küstengewässern Ausflüge unternehmen. Bei der maximalen Personenanzahl notierten wir uns beim Testboot die stolze Zahl 20. Platz finden die Mitfahrer auf der großzügigen Bug- und Hecksitzgruppe sowie der Sitzgelegenheit vor dem Fahrstand.

Mindestens 200 PS am Spiegel

Bei unserem Testboot sorgen, wie schon erwähnt, zwei Außenborder der Marke Suzuki mit je 140 PS für den Vortrieb und bringen das RIB schnell – unter kurzzeitigem Verlust der Voraussicht durch den ansteigenden Bug – in Gleitfahrt. Lässt man die Fahrtrimm-Einstellung drin und beschleunigt aus Verdränger- in Gleitfahrt, dauert dieser Vorgang deutlich länger, und die Sicht nach vorn wird entsprechend länger von der Bootsnase versperrt. Die maximal erlaubte Motorisierung gibt die Werft mit einmal 300 PS an. Zur Frage nach der kleinsten angebotenen Maschine für die MV 800 meint Conrad Pischel: "Etwas Kleineres als ein 200er sollte nicht an den Spiegel."

Mit den installierten Suzukis konnten wir mit der Doppelhebelschaltung auf "voll voraus" und 6100/min auf dem Drehzahlmesser knapp 42 kn loggen. Der Verbrauch bei dieser Geschwindigkeit liegt bei 4,22 l/sm für beide Motoren. Mit einer Füllung des standardmäßigen 280-l-Kraftstoffeinbautanks sind so Entfernungen von 56 sm zu bewältigen, bis es an die 15-%-Reserve geht.

Optionaler Zusatztank für größere Reichweiten

Lautstärken: Die "Stimmen" der beiden Außenborder sind am Fahrstand gut vernehmbar. Leiser, sparsamer, aber auch langsamer ist man mit 20 kn unterwegs, was gleichzeitig die wirtschaftlichste Gleitfahrt ist. Der Drehzahlmesser zeigt dabei etwa 3500/min an, und der Geräuschpegel liegt mit 79 dB/A auf einem angenehm niedrigen Level.

Bei der Reichweite konnten wir 88 sm errechnen, bevor es ans Auftanken geht, will man die Reserve erhalten. Für größere Reichweiten-Wünsche gibt es auf der Optionsliste einen 120 l fassenden Zusatztank, der bei Bestellung im Bugstauraum untergebracht wird.

Gischt landet nur auf der Windschutzscheibe

Fährt man in wirtschaftlicher Gleitfahrt über Wellen anderer Sportboote oder der Berufsschifffahrt, gleitet die RIB-Line MV 800 mühelos und ohne großes Schaukeln darüber. Selbst bei höheren Geschwindigkeiten kommt an Bord des Festrumpfschlauchbootes kein Gefühl von Unsicherheit auf. Das beim sanften Einsetzen des Rumpfes entstehende Spritzwasser wird im flachen Winkel vom Tragschlauch weit vom Boot weggeleitet. Kommt doch mal Gischt über, landete sie beim Testboot nur auf der Windschutzscheibe, die am Tower befestigt wird.

In schnell gefahrenen Kurven gehören die Maschinen immer ganz an den Spiegel getrimmt, um ein Ventilieren der Propeller zu vermeiden. So kann man endlos Kreise ziehen. Auch auf dem imaginären Slalomkurs zeigt sich die MV 800 von ihrer besten Seite. Soll heißen, der Rumpf läuft sauber nach den Steuerbefehlen des Skippers, ohne in der Kurvenmitte seitlich zu schaukeln oder über die Längsachse zu kippen. Entsprechend vermittelt das Boot ein sicheres Fahrverhalten

Ein ordentlich dimensionierter Kompass

Am Steuerstand zeigt sich ein aufgeräumtes Instrumentenpaneel mit den analogen Suzuki-Motoranzeigen. Letztere kann man im Sitzen auf der gut gepolsterten Bank wie im Stehen einsehen und das Steuerrad bedienen. Ebenfalls in guter Sicht- und Bedienreichweite befinden sich die Wippschalter für die elektrischen Anlagen. Bei der Navigation hilft der serienmäßige und ordentlich dimensionierte Kompass. Passend zur Bootsgröße zeigt sich die doppelte Scheuerleiste, die beim Anlegen guten Schutz bietet. Festmachen kann man die RIB-Line MV 800 mit Leinen an den Griffen und den drei Belegklampen im Bug- und Heckbereich.

Zum Standardlieferumfang gehören Polster für die Bug und Hecksonnenliege, hydraulische Lenkung, je eine elektrische und manuelle Lenzpumpe, Gasdruckdämpfer an den Klappen der Stauräume, Navigationsbeleuchtung mit BSH Attestierung, Dusche mit 80-l-Wassertank und Pumpe, Teleskopbadeleiter und GFK- Anker-Davit mit Rolle und Ankerwinden-Vorbereitung.

Fazit

Das RIB-Line MV 800 von Conrad Pischel zeigte bei unserem Test gute bis sehr gute Fahreigenschaften. Bei der Verarbeitung hatten wir ebenfalls nicht viel zu bemängeln. Was beim Tester nicht so ankam, war der durch den Tower (kein Standard) leicht versperrte und schmale Durchgang am Steuerstand zum Bug.


Technische Daten

Pischel R.I.B.-Line MV 800

  • Werft: Conrad Pischel Bootsbau
  • Typbezeichnung: Pischel R.I.B.-Line MV 800
  • CE-Kategorie: A - Hochsee
  • Länge: 8,00 m
  • Breite: 2,90 m
  • Verdrängung: 0,00 t
  • Preis: 54.303,00 €