Ralf Marquard
· 14.12.2011
Eine Werft im Wandel: In den Niederlanden baut Mulder seit über 70 Jahren die unterschiedlichsten Boote. Und für die Zukunft man hat Großes vor.
Angefangen hat es, wie so oft, mit einem kleinen, selbst konstruierten Boot. So baute Dirk Mulder senior erstmalig 1938 kleine Segelboote aus Holz. In den 40er- und 50er-Jahren kamen größere Segelyachten (Holz) und Motorboote aus Stahl dazu. Die kleineren Motorboote waren Vorreiter der berühmten „Favorite Kruiser“, die in den späten 50er- bis 80er-Jahren aus den Werfthallen liefen.
1984 übernahm der Sohn Dirk Robert Mulder das Kommando. Unter seiner Leitung wurden die Typen „Favorite Superior“ und „Futura“ ins Sortiment aufgenommen. In den früher 90er-Jahren hob er dann die „Mulder Custom Motoryachts“ aus der Taufe, mit deren Hilfe der Sprung in den Großyacht-Bereich endgültig geschafft war. „Diesen Schritt haben wir nie bereut“, so der Werftchef.
Aber auch seine kleinere Flotte verlor er nicht aus den Augen und legte die Favorite-Reihe 2010 mit fünf Modellen zwischen 13,60 m bis 18,60 m neu auf. Unterstützt wurde er dabei vom Design-Spezialisten Guido de Groot und Vripack Naval Architects. In den Favorites kommen nicht nur Antriebe herkömmlicher Art zum Zuge, sondern auch moderne Systeme, wie Volvo Pentas IPS, das beispielsweise in einer Favorite 1400 eines deutschen Eigners verbaut wurde. „Es gibt kaum etwas, das nicht möglich ist“, erläutert Mulder.
Die meisten Boote werden heute aus Aluminium gefertigt (etwa 90 % der Produktion). In Friesland lässt man die Kaskos zusammensetzen und bringt sie dann zum weiteren Ausbau nach NL-2251 XJ Voorschoten, Frans Halsplantsoen 6. Dass man nicht nur hier, in den heimischen Hallen, gute Arbeit abliefert, sondern dies auch vorher die Kollegen von der „Schweißabteilung“ tun, davon konnten wir uns an einem im Bau befindlichen Aluminiumboot überzeugen. Glänzendes Alu kann den Betrachter schon faszinieren!
Aber auch beim Möbelbau, der in einem separaten Bereich wenige Kilometer vom Hauptsitz entfernt stattfindet, macht es Spaß zuzuschauen. Gleiches gilt für die Technik, vom Antriebssystem über die unterschiedlichsten Entertainment-Systeme bis hin zu ausgeklügelter Navigationselektronik. Damit zukünftige Eigner die Freude des Zuschauens erfahren, dürfen sie ihr Boot in jeder Bauphase besuchen. Insgesamt (mit dem ausgelagerten Kaskobau) beschäftigt Mulder rund 70 Leute.
Das beste Jahr hatte die Werft kurz vor der Bankenkrise 2007. „Die Krise 2008/2009 konnten auch wir deutlich spüren“, sinniert Dirk Robert Mulder. „Aber glücklicherweise hatten wir noch genügend Aufträge, um diese Zeit zu überbrücken. Ab letztem Jahr zieht das Geschäft wieder an. Die Kunden kommen aus aller Herren Länder, den Hauptanteil bilden jedoch die Eigner aus den Niederlanden, gefolgt von Deutschland.“
Zum Neubau von Yachten ist zukünftig noch die Überholung von sogenannten „pre owned yachts“ (Gebrauchtboote) geplant. Dabei werden diese wieder in einen tadellosen Zustand verwandelt, damit sie auf dem Markt konkurrenzfähig bleiben und möglichst schnell einen neuen Liebhaber finden. Auch spezielle Umbauten nach den Wünschen des neuen – oder selbstverständlich auch alten – Eigners, der sein Schiff behalten möchte, sind kein Problem: „Wir möchten unseren Kunden einen kompletten Rundumservice bieten.“
Fragt man den Werfteigner nach weiteren Zukunftsplänen, hat er Großes vor: eine neue Werfthalle, mit zwei Docks und Hallenplätzen, ganz in der Nähe vom jetzigen Werftgelände, ist gerade im Bau und soll 2012 fertiggestellt werden. Hier gibt es reichlich Platz für große Neubauten und Überholungsarbeiten. In der Broschüre des Unternehmens liest man, dass von der Werft, die Dirk Robert Mulder einst übernommen hat, heute fast nichts mehr wiederzuerkennen ist. Wenn man die abgebildeten Neubaupläne anschaut, bleibt nur zu sagen: stimmt.