RXP-X RS und Spark TrixxÜberzeugen die Sea-Doo Jetboote des Marktführers?

Jan-Ole Puls

 · 20.01.2024

Mit etwas Übung...
Foto: Julian Fietze
Jetboote sind aus den Häfen nicht mehr wegzudenken. Vor allem im Mittelmeer besitzt fast jede größere Motoryacht mindestens eines dieser beliebten Spaßmobile. Auch in Deutschland gibt es eine große Szene für diesen Sport. Grund genug für uns, einen Blick auf die 2023er Jetboot-Modelle des Marktführers Sea-Doo zu werfen.

Sea-Doo ist eine Marke von BRP, Motorbootfahrern eher unter dem Namen Evinrude oder Rotax bekannt. Jet-Ski ist übrigens ein Markenname des japanischen Konkurrenten Kawasaki, weshalb wir in unserem Test von Jetbooten oder, wie es auf gut Deutsch heißt, von Wassermotorrädern sprechen. Doch hat so ein Gefährt Ähnlichkeiten mit einem richtigen Boot oder ist es gar eine Alternative? Das wollten wir ausprobieren und haben uns mit Jana Colakovic von Jet-Action zu einem Test auf der Maas verabredet.
Um das Thema Jetboot besser vorstellen und einschätzen zu können, haben wir vom Hersteller zwei Modelle zur Auswahl bekommen. Zum einen den Spark Trixx, der, wie der Name schon sagt, für Tricks ausgelegt ist und zum anderen den „Gipfel der Jetboot-Rennleistung“, wie SeaDoo seinen RXP-X RS selbst bezeichnet. Diese beiden Modelle unterscheiden sich nicht nur in der Leistungsklasse, sondern auch im Einsatzzweck und natürlich, wie sollte es anders sein, im Preis.

Der Sea-Doo Spark Trixx

Der Spark Trixx macht seinem Namen alle Ehre. Er lässt sich auch von Anfängern sportlich fahren und Tricks wie Wheelies, kleinere Sprünge, Drehungen und mehr sind mit etwas Geschick schnell erlernt. Für den Halt sorgen Trittkeile für die Füße am Heck, diese werden unter anderem beim Wheelie benötigt. Der Trixx ist wendiger, leicht zu lenken und kleiner als der große Bruder RXP-X (2,79 Meter x 1,18 Meter). Natürlich muss der 194 Kilogramm schwere Trixx auch angetrieben werden. Dafür sorgt ein Rotax 900 ACE Motor. Er leistet 90 PS und katapultiert Boot und Fahrer in wenigen Sekunden auf 80 Stundenkilometer. Er ist also ganz klar für sportliche Fahrer gedacht, die nicht unbedingt Komfort suchen, sondern Kunststücke machen wollen. Mit ein paar Extras kann man den Trixx aber auch etwas alltagstauglicher ausrüsten. Dann ist zum Beispiel eine Akku-Musikanlage verfügbar. Wasserdichter Stauraum für Handy oder Schlüssel ist vorhanden. Mehr aber auch nicht. Insgesamt sind es 27 Liter an Volumen. Der Tankinhalt misst 30 Liter.

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Der RXP-X RS

Kommen wir nun zur Speerspitze des Unternehmens, dem Sea-Doo RXP-X RS. Im Gegensatz zum Spark Trixx ist er nicht unbedingt für Tricks geeignet. Eher für längere Sonntagstouren oder Wanderfahrten. Da sein Rumpf länger (3,32 Meter) und breiter (1,25 Meter) ist, liegt er viel stabiler im Wasser als sein kleiner Bruder und fährt sich dementsprechend auch behäbiger. Zum Lenken muss man zum Beispiel etwas Gas geben. Außerdem hat der RS mehr Stauraum (insgesamt rund 153 Liter), eine Musikanlage, Spiegel und einen hydraulischen Lenkungsdämpfer. Letzterer soll das Lenkerfeedback bei rauen Bedingungen eliminieren. Bei unserem Test konnten wir das nicht ausprobieren, da der Fluss spiegelglatt war. Apropos optimale Bedingungen. Wer mit dem kompressoraufgeladenen Rotax 1630 ACE aus dem Stand beschleunigt, erreicht 90 Stundenkilometer in rund 3,5 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit des 300 PS starken Geschosses liegt bei erstaunlichen 120 Stundenkilometern.

Im Gegensatz zu einem Motorboot verfügen die Sea-Doos über eine Art Bremse, das sogenannte iBR-System. Mit der Aktivierung des Systems soll es möglich sein, bis zu 48 Meter früher aus Vollgas zum Stehen zu kommen. Ebenfalls soll das Manövrieren im Hafen und Rückwärtsfahren erleichtert werden. Eingeschaltet wird es über einen Hebel am Lenker. Wir haben es getestet und sind der Meinung, dass sich gerade für Anfänger das Rückwärtsfahren als sehr angenehm erwiesen hat. Mit dem variablen Trimmsystem (VTS) kann man selbst bestimmen, wie hoch sich der Bug hebt oder wie flach er auf dem Wasser bleibt. Das funktioniert ähnlich wie die Trimmfunktion eines Motorbootes, ist aber deutlich ausgeprägter und die Wirkung ist größer.

Vor- und Nachteile eines Jetbootes

Ein weiterer Vorteil ist die Trailerfähigkeit der kleinen Gefährte. Sie lassen sich mit einem normalen Auto mit Anhängerkupplung ziehen und können somit überallhin mitgenommen werden. So weit, so gut. Aber: Gefahren werden darf nicht überall und wenn, dann nur mit strengen Auflagen. Für das Revier geltende Vorschriften sind deshalb dringend einzuholen. Doch was ist der Unterschied zu einem Sportboot, zum Beispiel einem Bowrider? Klar, wir können maximal mit zwei bis drei Personen fahren und haben bei Weitem nicht den Komfort eines richtigen Bootes. Aber der Spaßfaktor ist mindestens gleich, wenn nicht sogar höher. Der Preis ist auch ein Punkt, den man berücksichtigen muss. Der Sea-Doo RXP-X RS kostet in der Grundausstattung rund 26 299 Euro. Ein leistungsgleicher Mercury Verado F300 liegt derzeit bei rund 36 700 Euro. Das passende Boot und die Steuerung kommen dann noch hinzu.

Fazit zu den beiden Sea-Doo-Modellen

Ist ein Jetboot also eine gute Alternative oder doch eher nur ein Wasserspielzeug? Wir denken, das kann man so pauschal nicht beantworten und es kommt wie bei allem auf den Einsatzzweck an. Möchte man nach Feierabend ein paar Stunden Spaß haben, den Rausch der Beschleunigung und Geschwindigkeit spüren, dann ist ein Jetboot eine Überlegung wert. Möchte man auf eine Kabine, Bewegungsfreiheit und das Gefühl, ein richtiges Boot zu fahren, nicht verzichten, dann ist vielleicht eher der Jetboot-Sport und weniger das Tourenfahren interessant. Hierfür wäre das Sea-Doo Spark Trixx gut geeignet. Beide Jetboote schließen den anderen Anwendungszweck allerdings nicht aus.


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