Wer in den letzten Jahren den europäischen Bootsbau verfolgt hat, kennt den Namen Saxdor. Die junge finnische Marke, gegründet vom ehemaligen Axopar-Designer Sakari Mattila, hat sich in erstaunlich kurzer Zeit von einem Geheimtipp zu einer festen Größe im Mittelklasse-Segment entwickelt. Mit der neuen 340 GTWA wagt Saxdor nun den nächsten Schritt – und präsentiert erstmals ein Walkaround-Konzept mit geschlossenem Steuerhaus. Wir haben das Boot auf der Finnboat Show in Augenschein genommen und konnten uns ein genaues Bild machen.
Schon beim ersten Blick am Steg fällt auf: Die 340 wirkt deutlich größer, als es ihre Zahl vermuten lässt. Die Linien sind typisch Saxdor: kantig, klar und mit einer nach vorn geneigten Frontscheibe, die dem Boot einen entschlossenen Ausdruck verleiht. Das Gesamtdesign wirkt wie aus einem Guss. Besonders interessant ist das Walkaround-Konzept, das es so bei Saxdor bisher nicht gab. Die Seitendecks sind breit genug, und die Aufteilung ist durchdacht. Der Aufbau ist hoch, was sich beim Fahren positiv für die Sicht bemerkbar macht. Ob das Boot allerdings den Namen „Walkaround“ verdient, kann man infrage stellen. Denn im Vorschiffsbereich gibt es Hürden, die man zum „Drumherumlaufen“ überwinden müsste. Dazu aber später mehr.
Im Heck empfängt uns ein großzügiger offener Bereich mit klappbaren Balkon-Terrassen an beiden Seiten, eine Lösung, die Saxdor schon bei kleineren Modellen erfolgreich eingesetzt hat. Die elektrisch absenkbaren Seitenteile vergrößern die nutzbare Fläche erheblich und schaffen ein fast katamaranähnliches Raumgefühl. Die Mechanik ist doppelt gesichert, läuft ruhig, und die Steuerung erfolgt per Knopfdruck, was das Handling angenehm einfach macht. Vor den Außenbordern schützt eine Glasheckabtrennung davor, dass etwas über Bord geht. Ein sinnvolles Detail, das auch optisch überzeugt. Die gesamte Hecksektion wirkt funktional und modern.
Im Salon ist ein großes Hecksofa mit integriertem Klapptisch verbaut. Der Bereich bietet reichlich Platz für Gäste, auch wenn die Personen ganz außen den Cockpittisch nicht mehr ganz vor sich haben. Dafür ist er zu klein. Unter der Sitzbank verbirgt sich der Zugang zur Heckkabine, deren Einstieg an die bekannte Lösung von Axopar erinnert. Woran das wohl liegt … Besonders angenehm ist die elektrisch verstellbare Fahrersitzbank (Option), die sich umlegen lässt, wenn man den Salonbereich zu einem Essbereich um den Tisch verändern möchte. Außerdem lassen sich die Armlehnen auf beiden Seiten wegklappen.
Das Steuerhaus selbst ist hell, luftig und erstaunlich großzügig. Die großen Glasschiebetüren lassen sich beidseitig verschieben und in mehreren Positionen fixieren. Über Kopf öffnet sich das elektrische Panoramadach. Das Dach neigt sich vorn leicht nach unten, was die sportliche Optik unterstützt und den Blick nach vorn nicht beeinträchtigt, sondern eher verbessert (keine Spiegelungen beim Steuern). Der Fahrstand ist klar aufgebaut, bietet Platz für zwei große Multifunktionsdisplays, und das Panel zum Schalten der elektrischen Funktionen ist gut zugänglich. Ein weiteres cleveres Detail ist die elektrisch öffnende Heckscheibe, die den Innenraum mit dem hinteren Teil der Saxdor verbindet. Bei geöffnetem Glas entsteht ein fließender Übergang, der das Boot größer wirken lässt.
Unter Deck erwartet uns eine überraschend helle Vorschiffskabine mit Doppelbett und separatem Nassraum. Das Lichtkonzept mit indirekter Beleuchtung wirkt modern, die Materialien sind hell und schlicht gehalten. Das Raumgefühl ist sehr angenehm. Über der Liegefläche gibt es zwei große Fenster sowie eine Dachluke, die geöffnet werden kann. Das Seitenfenster bringt zusätzliches Tageslicht. Die elektrische Toilette ist in einem eigenen Raum untergebracht. Der Schließmechanismus besteht aus zwei großen Holzmodulen. Das wirkt zunächst ungewohnt, funktioniert aber, sobald man es verstanden hat, zuverlässig und ist eine coole Lösung.
Die Heckkabine bietet Schlafplätze für zwei Personen und erstaunlich viel Licht dank der Fensterflächen. Ein besonderes Extra ist das Camperverdeck beziehungsweise Aufstelldach, das an einen VW-Bus erinnert und zusätzlichen Raum in der Kabine schafft. Eine originelle Idee, die gut zum Boot passt, aber auch überrascht.
Dazu kommen auf der 340 GTWA viele kleine, aber praxisnahe Elemente. Eine Vielzahl großer und entwässerter Getränkehalter, ein ordentliches Soundsystem für innen und außen (Option), eine rundum laufende Scheuerleiste und eine gut integrierte Dachentwässerung.
Technisch zeigt sich das Boot solide durchdacht. Der Rumpf ist leicht, aber stabil gebaut, hergestellt im Vakuuminfusionsverfahren. Das Doppel-Airstep-Design sorgt für Belüftung unter dem Rumpf und trägt zur Effizienz bei. Der 480-Liter-Aluminiumtank ist sauber eingebaut, alle Servicepunkte für Wasser, Strom und Technik sind gut zugänglich. Der Wassertank liegt mittschiffs auf Backbord und ist leicht zu erreichen, das Sicherungspaneel ist ordentlich beschriftet und sauber installiert. Der Ankerkasten selbst bietet reichlich Platz. Festmacher können aber auch im Heck in Klappen verstaut werden. Auf dem Vordeck lässt sich der elektrische Tisch absenken, um eine großzügige Sonnenliege zu schaffen, unter den Sitzbänken ist viel Stauraum. Die Polster dafür sind allerdings ein Extra von der Optionsliste.
Kommen wir zu unserem Walkaround-Problem: Die große Lounge ist so verbaut, dass man nicht einfach um sie herumlaufen kann. Man müsste über die Polster steigen, um auf der Steuerbord-Seite wieder nach hinten zu kommen. Mit einem richtigen Walkaround wie zum Beispiel bei der Sargo 28 ist es also nichts. Stört das? Ehrlich gesagt: Im Test hat es uns nicht gestört und man könnte auch einfach die Polster weglassen.
Bei der Verarbeitung zeigt Saxdor unter anderem, warum die Marke sich in so kurzer Zeit etabliert hat. Die Klappen schließen satt, die Scharniere wirken hochwertig, und die Materialwahl ist funktional. Besonders gelungen finden wir das Lichtkonzept: viel indirektes Licht, das den Innenraum wohnlich macht. Insgesamt wirkt die Saxdor 340 GTWA solide, aufgeräumt und skandinavisch reduziert.
Aber ein Boot will auch gefahren werden: Wir legen ab und fahren aus dem Hafen. Bei langsamer Fahrt verhält sie sich unaufgeregt. Sie fährt geradeaus und schlingert oder giert nicht. Genau so soll es sein. Die zwei V8-Außenborder aus dem Hause Mercury schnurren bei 1.000 Umdrehungen in der Minute und die Logge zeigt eine Geschwindigkeit von rund fünf Knoten. Wer möchte, kann beim Ablegen das Joystick-System verwenden.
Beschleunigt man das Boot weiter, bewegen sich die Zipwake-Trimmklappen und halten den Bug unten. Auch mit deaktiviertem Trimmsystem bleibt die Sicht aber unbeeinträchtigt. Geht man in die Kurve, legt sich das Boot etwas zur Seite und zieht dann die gewünschten Kreise. Der Trimm der Motoren ist dabei ganz unten. Fährt man schneller und trimmt die Motoren nach oben, ist in unserem Fall eine Höchstgeschwindigkeit von 48,1 Knoten drin. Kurven, Slalomfahrt und alle anderen Manöver bewältigt die Saxdor sicher. Auch bei über 40 Knoten. Kurzum, sie macht das einfach gut.
Natürlich gibt es aber auch die kleinen Kritikpunkte: Der Tisch im Salon ist nicht perfekt dimensioniert, um allen Gästen gleichzeitig eine Ablage zu bieten, und die unterschiedliche Stufenhöhe an Steuerbord und Backbord könnte manchen stören. Aber das sind Details, die den positiven Gesamteindruck kaum schmälern. Die 340 GTWA vermittelt das Gefühl, dass hier Praktiker am Werk waren – Menschen, die Boote nicht nur entwerfen, sondern auch selbst nutzen.
| Drehzahl U/min | Geschwindigkeit kn | Verbrauch l/sm | Reichweite sm |
| 1.000 | 5,0 | 2,10 | 194 |
| 3.500 | 24,5 | 2,86 | 143 |
| 5.800 | 48,1 | 3,95 | 103 |
Unterm Strich hinterlässt die Saxdor 340 GTWA einen erwachsenen, modernen Eindruck. Das Konzept ist schlüssig, das Design eigenständig, und die Qualität überzeugt. Sie zeigt, dass die Werft nicht nur jung und innovativ, sondern auch handwerklich auf Kurs ist. Wer das moderne, funktionale und zugleich stilvolle Konzept der Marke schätzt, wird hier fündig.
(+) Gute Verbindung zwischen innen und außen
Solide Technik
(-) Eingeschränktes Walkaround-Konzept