Peter Laessig
· 21.05.2015
Alle Stahlverdränger sehen gleich aus? Mit der Panorama FF 46 beschreitet die niederländische Werft Steeler Yachts ganz neue Wege. Schöne Aussichten!
Hans Webbink ist der Chef von Steeler und hat 2001 im Alter von 40 Jahren seine Krawatte weggeworfen, den alten Beruf an den Nagel gehängt und als Quereinsteiger die Antaris-Werft gekauft. Mit Schaluppen, oder auf Holländisch Sloepen, hat alles angefangen. Die Antaris-Schaluppen-Kunden wollten aber größere Boote, und so begann man Stahlboote unter dem Namen Steeler-Antaris, später nur noch Steeler, zu bauen. Da man sich vom restlichen Stahlbootbau unterscheiden wollte, nannte man die Boote NG, "Next Generation", wovon es inzwischen sieben Modelle von 38 bis 65 Fuß Länge aus Stahl oder Aluminium gibt. Der Unterschied von Next Generation und den anderen: Hans baut die Boote grundsätzlich so, wie es der Kunde wünscht. Er baut sie sozusagen von innen nach außen und verpackt sie in eine ansehnliche Stahl- oder Aluminiumhülle. Das große Plus der Steeler-Werft ist, dass man – im wahrsten Sinne des Wortes – Boote um Ideen baut. Es gibt daher keine Steeler, die der anderen gleicht.
Nach der Bootsmesse in London im Jahr 2012 sprach Hans mit einem Kunden, der ihm vorschwärmte, wie sein neues Boot aussehen sollte: ein 20 kn schnelles Penthaus mit Sonnenterasse. Hans Webbink hatte diesbezüglich schon Ideen und zeichnete kurzerhand eine Skizze auf eine Serviette, die den Vorstellungen des Kunden sehr nahe kam. Dem gefiel, was er sah und die Steeler Panorama FF 46 war geboren.
Steeler ist Programm: Das erste Boot wird aus Stahl gefertigt. Panorama ist der Effekt, wenn man sich im Boot befindet und in fast alle Richtungen ungehinderte Sicht hat. FF steht für "Flat Floor" und heißt durchgehend ebener Boden vom Cockpit bis zur Bugkabine und 46 steht für die Länge in Fuß.
Wer das Boot erstmals von außen sieht, wird skeptisch dreinblicken – Alles ist anders als man es gewohnt ist. Es gibt keine Seitendecks, dafür aber Seitenwände. Diese enden etwa zwei Meter über der Wasserlinie und werden komplett von Fensterfronten durchzogen. Darüber befindet sich ein schnurgerades Dach, das eigentliche Deck, das von einer Edelstahlreling umrahmt wird. Und aus diesem Deck lugt ein kleiner Buckel mit Fenstern hervor, der einem niedrigen, abgeschnittenen Deckshaus gleicht. Vertraut ist nur das Heck, auf dessen große Sitzbank man vom Cockpit aus blickt und der Decküberhang, der das Cockpit teilweise überdacht.
Das Design der Panorama FF 46 polarisiert und stellt etwas dar, was es bislang so auf dem Bootsmarkt noch nicht gegeben hat. Wir sprechen über Design, das die Funktion entweder unterstützt oder sie stört – hier aber sind wir begeistert, wie Design und Funktion harmonieren. Skeptiker werden alle Vorbehalte verlieren, sobald sie sich auf die Panorama begeben.
Das Boot betritt man entweder über die Badeplattform durch die Tür im Heckschanzkleid, oder durch die seitlichen, großen Türen, die fast unsichtbar integriert sind. Ungeachtet dessen, wo man einsteigt, blickt man nahezu durch das gesamte Boot hindurch und auf einen Steuerstand, der zwischen Salonboden und Pantry zu schweben scheint. Eine Treppe führt hinauf und eine weitere auf das Deck.
Das Besondere ist, dass der Fahrer nicht wie sonst üblich irgendwo vorn sitzt und nichts hinter sich mitbekommt. Hier sitzt er mitten im Boot, mitten im Geschehen an Bord, und hat alles im Blick. Die Kommunikation begünstigt auch die Sitzbank, die sich L-förmig um den Fahrstand herumzieht und mit Tisch zur Cocktail-lounge wird. Wer hier sitzt, hat von oben bis unten einen ungestörten Blick nach allen Seiten – und das macht süchtig. Man wird vom Charme der räumlichen und optischen Offenheit der FF 46 förmlich in den Bann gezogen. Steeler hat das Boot neu erfunden!
Die Panorama FF 46 ist für küstennahe Gewässer ausgelegt, kann aber auch dort fahren, wo niedrige Brücken über die Gewässer reichen, wie in Frankreich. Das ausfahrbare Hubdach über dem Fahrstand kann noch etwas weiter eingezogen und das Boot mittels Ballasttank mehr eingetaucht werden. Damit gewinnt man 12 cm, was letztlich eine Gesamthöhe von 3,24 m über der Wasserlinie ergibt.
Die Panorama FF 46 ist mit zwei 160 PS starken Yanmar-Dieselmotoren bestückt (Extra) die für eine Höchstgeschwindigkeit von maximal 10 kn reichen. Verdrängertypisch nehmen mit zunehmender Fahrt die Reichweiten ab, in langsamster Fahrt (3 kn) kommt man 1161 sm weit und bei Vollgas 167 sm, plus 15 % Reserven.
Auf Kanälen ist die Höchstgeschwindigkeit meist auf 6 kn beschränkt. Bei dem Tempo reicht eine Tankfüllung etwa für knapp 700 sm plus Reserve. Zwei Antriebe und ein serienmäßiges Bugstrahlruder nehmen Manövern auf engem Raum jedwede Hektik, wie beim An- oder Ablegen. Und wer auf dem Boot fährt, hört fast nichts von der Technik. Im Salon wurden maximal 67 dB/A und am Fahrstand 62 dB/A gemessen. Das sind absolute Spitzenwerte.
Lob gebührt auch den technischen und elektrischen Installationen. Unter einem großen Deckel im Salon steckt der Motor-Technikraum mit all dem, was man sich wünscht, wie zum Beispiel Alarmsensoren an den Kraftstoffvorfiltern, Feuerlöschanlage oder elektrische und manuelle Lenzpumpen.
Was die gesamte Verarbeitung angeht, bewegt sich die Panorama FF 46 auf hohem Niveau und gibt bis auf einige Kleinigkeiten, die schon auf der Noch-zu-tun-Liste der Werft stehen, keinen Anlass zur Kritik. Der Eigner dieses Bootes hat sich für zwei Kabinen mit je einem Bad mit WC entschieden. Aber auch eine dritte Kabine ist machbar und fast Vollausstattung lässt die Zubehörliste für die FF 46 eher klein ausfallen.
FAZIT
Die Steeler Panorama FF 46 ist in jeder Hinsicht ein gelungenes Projekt. Eine absolute Besonderheit ist der üppige Panoramablick und die Raumaufteilung. Es stehen schon die nächsten Boote gleichen Konzepts in den Startrampen: Panorama FF 48 und FF 53, die jeweils aus Aluminium gefertigt werden und in naher Zukunft als schnelle Halbgleiter Furore machen sollen.
Werft: Steeler Yachts
Typbezeichnung: Steeler Panorama FF 46
CE-Kategorie: B - Außerhalb von Küstengewässern
Material von Rumpf und Deck: Stahl
Länge: 14,82 m
Breite: 4,58 m
Verdrängung: 24,00 t
Preis: 683.500,00 €