TestAiron Marine AMX 28 - Schick gemacht

Ralf Marquard

 · 26.01.2020

Test: Airon Marine AMX 28 - Schick gemachtFoto: Dieter Wanke
Airon AmX 28 | 28

Airon Marine AMX 28 aus Italien: ein Daycruiser mit sportlichem Riss und typisch mediterranem Äußeren

Wer unser Testboot die AmX 28 das erste mal sieht, wird kaum etwas anderes sagen als: "Das ist ja wirklich ein Schmuckstück". Nun, das ist auch nicht verwunderlich, denn die AmX 28 wurde von Paolo Molinari entwickelt und auf seiner Werft gebaut. Also typisch italienisch, was sich auch auf dem gesamten Testboot zeigt.

Am einfachsten betritt man den schicken Daycruiser über die Badeplattform. Von dort geht es über einen ausreichend breiten Durchgang zwischen Sonnenliegen und Backbordseiten durch. Über das geschlossene Vordeck klappt es natürlich auch, hier gibt es an den Seiten je einen Handlauf, an dem man sich am besten festhalten kann, wenn man auf allen Vieren krabbelt. Vom Mitteldurchstieg ins Cockpit führt der Weg über Holzstufen, die klasse aussehen, jedoch eine Nummer breiter ausfallen könnten.

Foto: Dieter Wanke

Im Cockpit dominiert eine bequeme L-Sitzbank, die sich mit einem Tisch (Aufpreis) und den drehbaren Sportsitzen (bieten guten Seitenhalt) von Fahrer und Beifahrer vervollständigen lässt. Daran schließt eine große Sonnenliege an, die auch gleichzeitig als Motorraumabdeckung dient. Sie ist vorbildlich mit Handläufen umsäumt, die den nötigen Halt in allen Lebenslagen garantieren.

Alle Sitz- und Liegemöbel sind in einem strahlenden Weiß gehalten, was super aussieht, jedoch auch schmutzanfälliger ist als eine dunklere Farbe.

Dieser helle Ton setzt sich auch in der Kabine fort. Dort vertraut der Designer aber noch einem Hell-Dunkel-Effekt, denn der Boden ist mit schwarzem Teppich ausgelegt und der Schrank mit schwarzem Kunstleder überzogen. Unter der zur Koje wandelbaren Sitzecke findet man Staukästen, die Polster fallen hier unten jedoch sehr dünn und weich aus.

Der eigenständige Toilettenraum ist konstruktionsbedingt zwar begrenzt, aber immer noch wesentlich diskreter als eine in der Kabine stehende Chemietoilette oder Kloschüssel. In dem Testboot verbaut die Werft serienmäßig eine Marine-Toilette mit elektrischer Pumpe und einem 40-l-Fäkalientank.

Fahren und Manövrieren

So ein flott aussehendes Boot muss natürlich auch ordentlich was unter der Motorhaube haben, wir fahren immerhin mit einem V8-350-PS-Benziner, der seine Kraft über einen Bravo-Three-Z-Antrieb mit Doppelpropeller ins Wasser bringt. Wer den Schalthebel zügig nach vorn schiebt und den Powertrimm auf down stellt, kommt blitzschnell (etwa 2 s) von Verdränger- in Gleitfahrt. Auch mit Fahrtrimm klappt es, dann steigt der Bug spürbar höher an und ist kurz im Blickfeld.

Bei der Windschutzscheibe hat der Designer gewonnen. Soll heißen, sie sieht gut aus, hat aber nur eine mäßige Höhe und einen dicken, glänzenden Rahmen.

Die Instrumententafel mit Kompass schränkt das Blickfeld von unten ein und so bleibt dementsprechend nur eine mittelmäßige Voraussicht. Komplett freie Sicht hat der Skipper dagegen, wenn er sich an die hochgeklappte Sitzfläche anlehnt. Dann bekommt er zwar den Fahrtwind ab, das kann an warmen Tagen aber auch ganz erfrischend sein. Wenn man das bei Vollgas macht, drücken die "Luftmassen" mit knapp 39 kn in die Nase, und die Ohren bekommen es mit einem Schallpegel von etwa 89 dB/A zu tun, was deutlich über der BOOTE-Grenze von 85 dB/A liegt.

Spürbar ruhiger wird es bei wirtschaftlicher Gleitfahrt (3000–3500 U/min) mit weniger als 80 dB/A. Die Reichweiten liegen bei dieser Fahrweise um die 150 sm, was für den Bootstyp durchaus angemessen ausfällt. Jagt man Airon über unsere "Rennstrecke", sprich schnelle Slalomkurse, Verreißen des Ruders und immer enger werdende Kreise, kommt für uns ein Spaßfaktor ins Spiel.

Denn bei letzterem zieht der Rumpf schön eng rein, und man bekommt es mit Seitenkräften zu tun, die ordentlich auf den Körper wirken, jedoch nicht unangenehm werden. Von Wippbewegungen oder Einhaken keine Spur. Auf der Slalompiste schwingt die AmX 28 gut kontrollierbar über die Längsachse und beim Verreißen der Steuerung setzt das Heck je nach Trimmstellung (je tiefer der Z-Antrieb desto härter) ein.

Bleiben noch die langsamen Fahrmanöver: In Geradeausfahrt bekommt der Skipper es mit leichten Kursausreißern zu tun, die er jedoch mit wohl dosierten Lenkkorrekturen gut in den Griff bekommt. Auf volle Rudereinschläge mit Standgas fährt der Rumpf der AmX 28 enge Wendekreise und reagiert auch beim Umsteuern unverzüglich.

Damit man dabei keine müden Arme bekommt, liefert der Motorenhersteller eine Servolenkung. Diese Einheit sitzt genauso wie der V-Achter in einem groß bemessenen Motorraum. Wieso diese Großzügigkeit? Das Testboot lässt sich auch mit zwei Motoren ordern. Beim Thema Installationen stehen auf der Pluspunkteliste: Fest verlegte Leitungen und Schläuche, die Ausrüstung mit Kraftstoffabsperrhahn, und Spritfilter, doppelte Schellen an den Benzinschlauch-Anschlüssen und eine E-Anlage mit fest verzurrten (im Kunststoffkasten) Batterien, gut zugängliche Hauptschalter sowie Sicherungen in einem wassergeschützten Kasten (im Motorraum).

Bei der Verarbeitung liegen die Kritikpunkte im Detail: Hierzu gehören teilweise nicht versiegelte Ausschnitte sowie die losgerüttelte Fensterverkleidung und der Türgriff (Toilettenraum). Glänzende Gelcoat-Oberflächen und die Durchgangsschrauben von Klampen und Handläufen überzeugen dagegen.

Bei der Ausrüstung stehen Feuerlösch- und Lenzanlage auf der Habenliste. Gleiches gilt für die serienmäßige Badeleiter, die sich vom Wasser aus besser ausklappen lässt als von oben. Gesichert ist sie mit einem Bügel, den man hoch und runter klappt. Für das Abbrausen nach dem erfrischendem Bad steht eine serienmäßige Heckdusche zur Verfügung. Jegliche Art von Persenning findet man dagegen nur auf der Zubehörliste. Gleiches gilt für Ankergeschirr, zweite Batterie, 230-V-Landanschluss, Bug-Sonnenpolster, Bugstrahlruder, Trimmklappen, Unterwasserbeleuchtung und zweiten Kühlschrank. Serienmäßig gibt es zum Boot passende große Klampen und eine Scheuerleiste.

FAZIT

Die Airon Marine AmX 28 ist ein Daycruiser, mit dem die Fahrgemeinschaft sportlich und zugleich sicher unterwegs ist. Mit großem Cockpit, Sonnenliege und Badeplattform ist sie für viele Arten von Wassersport gut gerüstet. Die Toilette schafft Freiheit bei der Törnplanung, die Kabine reicht für die gelegentliche Übernachtung.

Diesen Test lesen Sie in der Februar-Ausgabe 2019 von BOOTE