TestAtlantic Marine Open 750 - Spaß bei High Speed

Sebastian Gollasch

 · 18.06.2016

Test: Atlantic Marine Open 750 - Spaß bei High SpeedFoto: Morten Strauch
Atlantic Marine Open 750 | 50

Atlantic Marine 750 Open: Ein Boot, das sich am Kundenwunsch orientiert und so Familien wie auch Angler und kleine Crews anspricht.

Mit der Open 750 erweitert die polnische Werft Atlantic Marine ihre Modellpalette. Die Zahl der Open-Modelle steigt somit von bislang vier auf nun fünf Boote. Bei der 750 handelt es sich gleichzeitig um das größte Schiff der Modellreihe. Neben den Open Varianten baut die Werft noch drei weitere Kategorien unter der Bezeichnung Adventure, Day Cruiser und Sun Cruiser. Das Angebot umfasst mit dem neuen Modell insgesamt zwölf Boote und reicht von einer 4,90 m großen Center-Konsole bis zum 9-m-Kabinenboot.

Atlantic Marine Open 750 | 50Foto: Morten Strauch
Atlantic Marine Open 750 | 50

Die Open-Reihe zeichnet sich durch die Raumaufteilung im Bug aus. Im Gegensatz zu der Sun-Cruiser-Baureihe gibt es wie bei den, bei Einsteigern sehr beliebten, Bowridern eine Sitzmöglichkeit anstelle eines erhöhten Bugbodens, was beim An- und Ablegen wie auch Schleusen hilfreich ist. Nachteil dieser Buggestaltung gegenüber der Sun Cruiser (Cuddy Cabin) Modelle ist, dass die Kabine entsprechend klein ausfällt. Übrigens stand für die neue Open 750 die Sun Cruiser 730 Modell. Die Kunden wollten zum Angeln mehr Platz an Deck, ohne ganz auf eine Kabine zu verzichten.

An Bord der 750 gelangt man am einfachsten über den Heckdurchgang auf der Backbordseite, wobei die kleine angesetzte Badeplattform dabei sehr hilfreich ist. Im hinteren Cockpit befindet sich eine mittig fest installierte Hecksitzbank. Links und rechts davon kann die Crew bei Bedarf zwei weitere Sitzbänke aufklappen. Auf diese Weise vereint das Boot ein großes Platzangebot zum Stehen, wie es von Anglern gewünscht wird, aber auch mit reichlich Sitzmöglichkeiten, was bei Touren mit der Familie und Freunden hoch im Kurs steht.

Fahrer und Beifahrer nehmen auf zwei verstellbaren Schalensitzen Platz, die guten Seitenhalt liefern. Die straffe Polsterung gepaart mit der Fußstütze sorgt selbst auf langen Touren für entspanntes Fahren. Für weitere Entspannung an Bord der Open sorgt der Bug. Dieser ist mit einer U-förmigen Sitzgruppe sowie einer Sitzbank, die am Fahrstand angebracht ist, ausgestattet. Sonnenhungrige können mit wenigen Handgriffen aus den beiden Sitzgelegenheiten, Tisch plus Einlegebrettern und zusätzlichen Polstern eine sich über den gesamten Bug erstreckende Sonnenliege bauen.

Beim Thema Motorisierung empfiehlt die Werft Außenborder zwischen 150 und 300 PS. In unserem Fall installierte der Händler den brandneuen Honda BF 250 iST. Was genau an dem Motor neu ist, können Sie in BOOTE 09/15 ab Seite 70 nach- lesen. Die Eckdaten des Honda sind V6 mit 250 PS aus 3,6 l Hubraum. Den Volllastdrehzahlbereich gibt der Hersteller bei dem Motor mit 5300 bis 6300 U/min an. Somit liegen die von uns maximal erreich- ten 6000 U/min voll im Sollbereich. Daran erkennt man, dass der Edelstahl 3 x 14" x 19" Propeller gut zur Boot-Motor-Kombi passt.

Unterstrichen wird diese Aussage zusätzlich durch die gut 41 kn Höchstgeschwindigkeit. Bei dieser Geschwindigkeit laufen 2,13 l/sm Benzin durch die Einspritzdüsen in den Motor. Der 260-l-fassende-Kraftstofftank ist bei dieser Fahr- weise bereits nach 104 sm bis auf eine 15 % Reserve leergefahren. Entschieden weiter kommt man mit der Open 750 im Drehzahlbereich von 4000–4500 U/min, was der wirtschaftlichsten Fahrt entspricht. Dabei verbraucht der Honda 1,28 l/sm, was rechnerisch eine Reichweite von 173 sm ergibt bis, es ans Auftanken geht. Die Reisegeschwindigkeit beträgt bei diesen Drehzahlen zwischen 25 und 29 kn. Zum Geräuschpegel lässt sich sagen, er liegt mit 77 db/A bei 4000 U/min und 79 db/A bei 4500 U/min unterhalb der BOOTE-Komfortgrenze von 80 db/A.

Wie wendig und kursstabil der Rumpf läuft, zeigt sich bei geringer Geschwindigkeit. Die Vollkreise mit vorwärts eingelegter Schaltung messen zu beiden Seiten 1 1⁄4 Bootslängen. In Rückwärtsfahrt wird der Platzbedarf mit einer Bootslänge etwas geringer. Der Geradeauslauf des Bootes ist für einen Gleiter normal, der Rumpf giert leicht, sodass der Skipper den Kurs gelegentlich korrigieren muss. Der Übergang von Verdränger in Gleitfahrt erfolgt unter Anheben des Bugs zügig. Die Voraussicht wird dabei nur kurz und auch nicht vollständig vom Bug verdeckt.

Bei schnell gefahrenen Kurven und Kreisen zeigt sich die Open von der gutmütigen Seite. Soll heißen: Bevor die Seitenkräfte zu hoch werden oder der Rumpf das Kippen über die Längsachse anfängt, verliert der Propeller den Grip und der Rumpf bremst sich weiter ab. Beim Verreißen des Steuers wie auch auf dem Slalomkurs folgt die 750 promt und präzise jeder Kursänderung. Die Heckwelle ist flach und eignet sich daher gut fürs Wasserskilaufen.

Um den Stauplatz an Bord der Open 750 nicht mit dem Zubehör wie Tischfüßen und Wasserski-Schleppstange zu belegen, hat der Konstrukteur in die Bordwände auf Höhe des Fahrstandes spezielle Ablagemöglichkeiten integriert. Somit bietet die Open 750 reichlich Platz zum Stauen im Bug unter den Sitzbänken. An dieser Stelle muss man allerdings erwähnen, dass es weder Feder noch Gasdruckaufsteller an den Bugklappen gibt. Anders an der Klappe der Hecksitzbank: Der spendierten die polnischen Bootsbauer Gasdruckdämpfer, um ein ungewolltes Zufallen der Klappe zu verhindern.

Weiteren Stauraum gibt es in der Schlupfkabine im Fahrstand. Der Niedergang zur Kabine befindet sich vor dem Beifahrersitz und wird von einer mattweißen Plexischiebetür bei Bedarf verschlossen. Im Inneren sind eine Klappkoje und ein Waschbecken untergebracht. Optional kann eine Chemie- oder Pump- toilette bestellt werden. Gelüftet wird entweder über ein kleines Bullauge oder über das große Schiebeluk. Ankern ist dank Bugbeschlag mit Führungsrolle und selbstlenzendem Ankerkasten unproblematisch. Fürs Anlegen im Hafen oder zum Schleusen lassen sich die Fender entweder an der stabilen Reling im Bug oder den sechs gut dimensionierten Klampen befestigen. An letzteren kann man ebenfalls die Festmacherleinen gut anbringen.

Zur Verarbeitung lässt sich sagen, dass die polnischen Bootsbauer bei Atlantic Marine ihr Handwerk verstehen. Alle Installationen und Flächen sind sauber gearbeitet, nur am Finish (Silikonnähte und GFK-Versiegelung) kann man noch verbessern.

Atlantic Marine Open 750
Foto: Morten Strauch

Datenblatt: Atlantic Marine Open 750

Werft: Atlantic

Typbezeichnung: Atlantic Marine Open 750

CE-Kategorie: C - Küstennahe Gewässer

Länge: 7,49 m

Breite: 2,48 m

Verdrängung: 1,58 t

Preis: 52.250,00 €