Peter Laessig
· 21.04.2016
Bavaria bietet ihre Sport 330 in drei Variationen an: Mit oder ohne Geräteträger und, wie bei unserem Testboot, mit festem Hardtop.
Das große Bavaria-Facelifting (siehe dazu auch BOOTE 3/15) setzt sich auf Deck auch bei den kleineren Modellen konsequent fort, heißt, Wegfall von Sonnenliege und Stauraum über dem Motorraum und Umgestaltung des Cockpits. Und, die Werft bietet die 330 in drei Variationen an: mit oder ohne Geräteträger und, wie bei unserem Testboot, mit festem Hardtop, wofür das Kürzel HT steht.
Das Hardtop lässt sich mittels eines mechanischen Stoff-Schiebedachs verschließen und seitlich sind in der Verglasung zwei Schiebefenster zur Lüftung eingebaut.
Unter Deck bieten Unterflurkabine, offene Bugkabine, Salon mit Dinette und Pantry plus separatem Bad mit Dusche und WC alles, um sich wohl zu fühlen. Was die gesamte Verarbeitung des Testbootes angeht, hält man das bislang hohe Niveau. Nur im Motorraum monieren wir am Backbordmotor die auf den Stringer geschraubte Kraftstoffleitung, was sich in Zukunft ändern soll.
Zwei Motoren und zwei Z-Antriebe sind ein Garant für wendiges Verhalten. Im Hafen bereitet es wenig Mühe, die Sport 330 HT dahin zu manövrieren, wo sie hin soll. Ein Fahrhebel voraus, der andere zurück dreht das Boot fast auf der Stelle. Ansonsten braucht man für einen Vollkreis knapp 1 ¼ Bootslängen Raum.
Bei stärkerem Seitenwind ist ein Bugstrahlruder von Vorteil, der sich neben den elektrischen Trimmklappen im Smart-Power-Zubehörpaket versteckt.
In langsamer Fahrt (7 kn) bestimmen auf Knopfdruck synchron laufende Motoren den Geradeauslauf. Wechselt dabei im Boot jemand seinen Platz, hat das keine Wirkung auf Kurs und Krängung. Zur Vermeidung störender Wellen, drehen beide Motoren nicht höher als 1500 U/min. Während des Übergangs von Verdränger- in Gleitfahrt tänzelt das Vordeck kurzfristig im Blickfeld herum.
Der Fahrersitz soll erhöht werden, was dann auch der Sicht auf die kleinen Instrumente zugute kommt.
Die kleinste Gleitfahrt ermitteln wir bei 12 kn. Als Höchstgeschwindigkeit loggen sich knapp 37,5 kn ein, während der Drehzahlmesser 100 U/min mehr anzeigt als erlaubt. Das ist aber angesichts der geringen Beladung in Ordnung. Nach Auswertung unserer Messwerte fährt das Testboot bei einem Tempo von 28 kn am wirtschaftlichsten und eine Tankfüllung reicht für einen theoretischen Aktionsradius von 127 sm plus 15 % Reserve.
Bei Vollgas muss man nach etwas mehr als 100 sm den Tank wieder auffüllen. In langsamster Fahrt werden es auch nicht mehr als 180 sm, plus Reserven jeweils – das ist zu wenig. Verbessert werden soll die Motorraumdämmung, damit der Schalldruck in ökonomischer Fahrt (jetzt 86 dB/A) in den akzeptablen Bereich gesenkt wird.
Für die Extremmanöver queren wir die Lübecker Bucht bei Windstärke 5 bis 6 Beauford gegen Wind und Wellen und nehmen in kleinster Gleitfahrt auch Spritzwasser über. Das ist normal und stellt für beide Scheibenwischer keine große Aufgabe dar. Mit der Welle auf dem Rückweg legen wir bis hin zu Vollgas noch einen Zahn zu.
Der Rumpf der Sport 330 HT schlägt sich wacker und kommt auch mit den widrigen Verhältnissen auf der Ostsee ganz gut klar, wenn man die Geschwindigkeit ein wenig anpasst.
Die Extremmanöver fahren wir vor dem windgeschützen Timmendorfer Strand. In den immer enger verlaufenden Kurven neigt sich das Boot zum Kurvenmittelpunkt und zieht bis hin zur engsten Stelle unbeirrt seine Bahn, während sich der Rumpf allmählich bis zur schnellen Verdrängerfahrt von alleine abbremst und unmittelbar nach dem Herauslenken wieder Fahrt aufnimmt.
Die Sicht bei Kurven über Backbord ist nur bei offenem Schiebedach optimal. Etwas über zwei Bootslängen durchmessen die engsten Kurven, wie auch bei den 180°-Wenden, die mit ganz beigetrimmten Antrieben in einem Rutsch ohne Schaukeln oder Einhaken des Rumpfs absolviert werden. Bleibt der Powertrimm in optimaler Stellung, ist das Ganze mit zwei bis drei Schaukelbewegungen verbunden.
Beim Slalomtest bringt man das Testboot ungefährlich über die Längsachse zum Pendeln und beim Verreißen des Ruders geht es hin, wo es soll. Ordentlich gestaltet, zeigt sich der Fahrstand: alles im Griff und fast alles in Sicht, auch die Reflexionen in den Scheiben. Während der Fahrer im Schalensitz logiert, sitzt der Co gegenüber auf einer festen Sitzbank. Der Haltegriff am Niedergang ist zu weit entfernt.
Zwei V8-MerCruiser stehen gut zugänglich im Motorraum, was Kontrolle und Service begünstigt. Einziges Problem: durch die Cockpitbodenluke bequem hinunter zu kommen – ein weiterer Punkt auf der To-Do-Liste der Werft. Im Motorraum geht es sauber und ordentlich zu, an den gesamten elektrischen und technischen Installationen gibt es nichts Gravierendes zu bemängeln.
Batterien werden mit Relais vom Fahrstand aus geschaltet und die Magnetventile öffnen die Spritleitungen mittels Zündung. Beim Reinigen des Sprits verlässt man sich allein auf den Motorhersteller. Die Sicherungen sind strategisch im Boot verteilt und bis auf die eine, die in der Unterflurkabine hinter einer Klappe am Fußende versteckt ist, auch passend erreichbar.
Pluspunkte verteilen wir in dieser Rubrik für die sicheren Fahreigenschaften, das selbstlenzende Cockpit und die, mit Handläufen versehenen Seitendecks. Vorbildlich sind die serienmäßige Handlenzpumpe und Feuerlöschanlage im Motorraum mit Handlöscher. Abzug gibt es aber für das Cockpit, in dem es teilweise an Haltegriffen mangelt. Lob verdient das neue Badeleiterkonzept, bei dem die Leiter vom Wasser aus handhabbar ist und es neben dem fest installiertem Haltegriff noch zwei zum Einstecken gibt.
Was das Raumangebot unter Deck angeht, gibt Bavaria nach wie vor noch den Ton an. Stehhöhen sind nahezu überall gegeben und die Kojenabmessungen passen. Bad mit Dusche und WC sind vorbildlich, nur das WC wünscht man sich größer. Dass die Bugkabine offen gestaltet wurde, kommt dort den Kojen und dem Raumangebot im Salon zugute und die Pantry passt zum Boot. Auf sowie unter Deck besteht kein Mangel an Stauraum.
Wer sich im Cockpit sonnen will, muss dort den Tisch absenken und mit einem Einlegepolster belegen. Ansonsten gehen die Sonnenhungrigen aufs Vordeck. Qual der Wahl: Neben der Serienausstattung gibt es noch interressante Basispakete und Sonderausstattung. An Belegklampen besteht jedenfalls kein Mangel, doch die Scheuerleiste dient mehr der Zierde.