TestFour Winns Vista 255 - Cruisen leicht gemacht

Ralf Marquard

 · 03.09.2018

Test: Four Winns Vista 255 - Cruisen leicht gemachtFoto: Dieter Wanke

Das familientaugliche US-Kajütboot kommt auch auf der Straße gut zurecht. Mit seinen 2800 kg lässt es sich noch gut trailern.

Ob ein Boot trailerbar ist, hängt von seinem Gewicht und seinen Abmessungen ab. Bei Kajütbooten gilt es, einen guten Kompromiss zwischen diesen Anforderungen und ausreichend Platz unter Deck zu finden. Für unser gut ausgerüstetes Test­boot hat der Händler ein Gewicht von 2800 kg errechnet. Das ist mit einem 3,5-t-Trailer und Fahrzeugen wie SUV und Co noch zu bewältigen.

Unsere Four Winns V 255 ist cruisertypisch aufgeteilt. Vorn gibt es eine Sitzecke, die man zur Doppelkoje wandeln kann.
Mit 25 Knoten gleitet die Four Winns V 255 am wirtschaftlichsten
Foto: Dieter Wanke

Allerdings handelt es sich nicht um eine klassische V-Koje, sondern um eine asymmetrische Ausführung, die im Einstiegsbereich eine Breite von etwa 2,00 m besitzt und sich in Richtung Bug auf rund 1,35 m verringert (siehe die technischen Daten).

Eindeutiger sind da schon die Abmessungen der Unterflurkoje: Bei 2,10 m x 1,45 m kann sich jeder vorstellen, wie viel Platz zum Schlafen da ist.

Hier fällt der Einstieg zwischen der Niedergangstreppe und dem Pantryblock zwar etwas schmaler aus, er ist für Erwachsene aber durchaus zu bewältigen. Die lichte Höhe zwischen Matratze und Decke beträgt am Fußende etwa 0,60 m und am Kopfende 0,97 m – in der Regel völlig ausreichend.

Im hinteren Bereich befinden sich drei offene Schrankfächer. Staumöglichkeiten für die Küchenuntensilien bietet der Pantryblock (mit Kühlschrank) in seit­lichen Fächern, hinter der Arbeitsplatte mit integrierter Spüle und in einem Oberschrank, in den eine Mikrowelle eingebaut ist. Wer eine Kochplatte sucht, findet sie im Cockpit, was den Vorteil hat, dass Essensgeruch (besonders von scharf angebratenen Speisen) aus dem Wohnbereich fernbleibt.

Auf der Steuerbordseite hat der Kons­trukteur die Nasszelle mit einer Stehhöhe von 1,81 m untergebracht. Der Raum ist gut aufgeteilt und lässt es mit Waschbecken, elektrischer Toilette mit Fäkalientank, herausziehbarem Brauseschlauch und Bodenablauf an nichts fehlen. Fürs schnelle Abspülen nach dem Schwimmen sorgt eine Heckdusche (im 230-V-Paket zusammen mit Boiler enthalten).

Extra zahlt man für die auf unserem Testboot installierte verlängerte Badeplattform und den grauen Softshell-Belag. Die dazuge­hörige Leiter lässt sich vom Wasser aus passabel bedienen und ragt tief hinein. Am Heckdurchgang von der Plattform zum Cockpit ist eine Tür installiert, die besonders kleineren Kinder Sicherheit gibt. Im Cockpit finden wir eine Vielzahl von Liege-Sitz-Kombinationen vor sowie eine Wetbar mit der bereits erwähnten Kochplatte. Wem die Sonnenliegen im Cockpit noch nicht reichen, der kann sich aufs große Vordeckpolster begeben.

Aufs Vorschiff gelangt man über den Mitteldurchgang mit ausreichend breit ausgeführten und mit Antislipstruktur versehenen Stufen. Zum Festhalten bieten sich Haltegriff und Fensterrahmen an, der an den Ecken zum Schutz vor Verletzungen abgerundet wurde. Bei Seegang krabbelt man von dort am besten auf allen vieren zur Reling, um beispielsweise sicher zum selbstlenzenden Ankerkasten zu gelangen. In puncto Sicherheitsausrüstung überzeugt die Feuerlöschanlage, bei der Lenzanlage fehlt uns dagegen die Handpumpe, die auch bei Stromausfall arbeitet.

Das Thema Sicherheit betrifft selbstverständlich auch die Fahreigenschaften, besonders die schnellen Fahrmanöver und die Rauwasserfahrt. Letztere konnten wir auf dem Bodensee nur anhand von Wellen der Weißen Flotte und von Sportbooten beurteilen. Diese überspringt der Rumpf locker und trocken. Bei schnell gefahrenen Manövern wie den engen Kreisen legt sich das Boot ordentlich auf die "Backe", zieht eng, jedoch ohne Haken oder Schaukeln seine Runden und bremst sich selbstständig ab.

Der Duoprop bleibt immer kraftschlüssig, und beim Herauslenken mit der leichtgängigen Servolenkung beschleunigt der V6-280 von Volvo Penta die Four Winns unverzüglich wieder. Auf Slalomkursen schwingt die V 255 ordentlich hin und her, was aufgrund ihres hohen Schwerpunktes und der Sitzposition nicht ungewöhnlich ist. Von dort oben hat der Fahrer einen guten Überblick durch die Sicherheitsglas-Windschutzscheibe.

Wenn das Boot ab 2200 U/min von Verdränger- in Gleit­­fahrt übergeht, hebt sich der Bug an und senkt sich bei 3800 U/min selbstständig wieder ab. Die Sicht bleibt ausreichend erhalten. Um diese und die Bootslage in kleiner Gleitfahrt zu verbessern, setzt man die Trimmklappen ein. Bei schnel­lerer Gleitfahrt fährt man die Klappen hoch und bringt das Testboot mit dem Powertrim in die optimale Lage. Das ist bei Vollgas mit fast 35 kn und optimalen 5800 U/min etwa ½ auf der Trimmanzeige. Mit 10 kn weniger gleitet das MotorBoot-Gespann am wirtschaftlichsten. Dabei laufen 1,62 l/sm durch die Sprit­lei­tung, und mit dem 265-l-Tank errechnet sich eine Reichweite von akzeptablen 140 sm plus 15 % Reserve.

Auf langsamen Kursen muss man den Rumpf einpendeln lassen und nur ab und zu etwas korrigieren. Bei Anlegemanövern reagiert die Four Winns mit einer Verzöge­rung von etwa 4 s auf das Umsteuern und dreht fast auf dem Teller. Gute Eigenschaften für sicheres und exaktes Manövrieren; kommt jedoch Wind dazu, empfiehlt sich das gegen Aufpreis erhältliche Bugstrahlruder. Dieses wird auf unserem Testboot über einen Hebel neben dem höhenverstellbaren Lenkrad angesteuert. Der Fahr­stand ist ergonomisch angeordnet, alles lässt sich problemlos bedienen. Wir registrieren die üblichen Reflexionen auf den Instrumenten, und in der Scheibe spiegelt sich der direkt angrenzende weiße Streifen.

Ordentlich zupacken muss der Techniker, wenn er die GFK-Motorraumklappe mit Polstern und Umbaumechanismus für die Lehne hochhebt. Da kommen einige Kilogramm zusammen. Darunter steht der von allen Seiten gut erreichbare Motor auf soliden Fundamenten. Um den Schalldruck im Zaum zu halten, verarbeitet Four Winns eine selbstverlöschende Isolierung, die den Sound auch ausreichend dämpft. Die Installationen zeigen einen guten US-amerikanischen Standard, das Gleiche gilt für die gesamte Boots­verarbeitung.
Bei der Serienausrüstung fehlen uns der Scheibenwischer sowie Navigationsleuchten mit Zulassungsnummer eines EU-Prüf­instituts.

FAZIT

Die Four Winns Vista 255 ist ein prima Reiseboot für die vierköpfige Familie, die auch trailern möchte; laut Werft ist das mit einem 3,5-t-Trailer noch möglich. Der V6-280-Motor hat genügend Power, um das Boot zügig zu beschleunigen, und ist mit seinem Katalysator auch für unser Testrevier Bodensee zugelassen.

Dieser Test erschien in BOOTE-Ausgabe 10/2017

Titel 10/2017Foto: BOOTE
Titel 10/2017