TestJanmor 700 - Wandertag

Ralf Marquard

 · 22.05.2018

Test: Janmor 700 - WandertagFoto: Torsten Moench

Janmor 700: Ein ideales Reiseboot für Skipper, die gern geruhsam die unterschiedlichsten Reviere erkunden. Bis zu fünf Personen können darauf übernachten

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Foto: Torsten Moench

Wer einen Verdränger aus Kunststoff sucht, wird nicht so schnell fündig – meist handelt es sich bei Booten aus diesem Material um Gleiter oder zumindest um Halbgleiter. Unser Testboot, die Janmor 700, ist eines dieser seltenen Exemplare. Sie darf mit maximal 60 PS motorisiert werden. Mit dieser Leistung waren wir auch unterwegs, und zwar mit einem Suzuki-Außenborder. Damit erreichten wir 8,7 kn, was man nicht gerade als Sausefahrt bezeichnen kann.

Fahren und Manövrieren

Bei der Motorisierung stehen nicht nur Außenborder zur Wahl, sondern auch Dieseleinbaumotoren (Yanmar) mit Wendegetriebe. Hier reicht die Palette von 14 bis 29 PS. Anstelle des Innenborders mit Welle und Co befindet sich auf unserem Testboot ein riesiger Stauraum. Leer war dieser jedoch auch nicht; wir fanden zahlreiche Sandsäcke in der Bilge vor. Auf die Frage nach deren Sinn und Zweck antwortete uns der Generalimporteur Thalmann Boote und Yachten:

„Damit liegt das Boot tiefer und besser getrimmt im Wasser, was sich positiv auf die Fahrstabilität auswirkt."

Der hohe Aufbau macht die Janmor natürlich besonders anfällig dafür, vom Wind auf die schiefe Bahn gebracht zu werden. Auf dem Boot haben wir am Testtag mit gut zwei Windstärken davon jedoch nichts bemerkt; nach einer kurzen Einpendelphase fährt die Janmor 700 spurtreu, egal ob man dabei tuckert oder in der schnellen Gangart unterwegs ist.

Der hohe Aufbau macht die Janmor natürlich besonders anfällig dafür, vom Wind auf die schiefe Bahn gebracht zu werden. Auf dem Boot haben wir am Testtag mit gut zwei Windstärken davon jedoch nichts bemerkt; nach einer kurzen Einpendelphase fährt die Janmor 700 spurtreu, egal ob man dabei tuckert oder in der schnellen Gangart unterwegs ist. Wer Strecke machen möchte, darf na­türlich nicht immer bergauf fahren, also schneller als die theoretische Rumpf­geschwindigkeit, die beim Testboot um 6,3 kn liegt.

Bis zu diesem Tempo bleibt auch die erzeugte Welle auf einem ver­tretbaren Level, jenseits dieser Marke legt sie kräftig zu, und der Bug hebt sich ab 4000 U/min deutlich an. Wer nicht schneller als mit der oben genannten Marsch­geschwin­digkeit fährt, kommt gut 100 sm weit – zumindest wenn er den optional erhältlichen und im Testboot verbauten 90-l-Tank an Bord hat. Eine akzeptable Reichweite für diesen Bootstyp.

In schnellen Kurven zeigt die Janmor zwei Gesichter: Im ersten Moment legt sich das Boot auf die Kurveninnenseite, dann zieht der Propeller Luft, der Rumpf bremst ab und legt sich dann auf die Kurvenaußenseite. Während des Slalomkurses schaukelt der Rumpf locker von der einen zur anderen "Backe", und die Kabellenkung zeigt sich dabei ausreichend leichtgängig. Hafenmanöver fährt man mit dem Außenborder eng und exakt. Kommt jedoch Wind dazu, besonders von der Seite, empfiehlt sich das auf un­serem Testboot installierte Bugstrahlruder (knapp 2000 Euro Aufpreis) fürs sichere An- und Ablegen. Das erledigt man von einem gut gepolsterten Sportsitz aus, der sich drehen sowie vor- und zurückschieben lässt.

Allerdings muss sich der 1,80 m große Fahrer – selbst wenn der Sitz ganz an den Fahrstand geschoben ist – noch leicht nach vorn beugen, um ans Ruder zu gelangen. Dagegen erreicht er die Suzuki-Einhebelschaltung unein­ge­schränkt und kann sie exakt sowie leichtgängig bedienen. Der Blick durch die ungetönte Sicherheits­glasscheibe ist un­getrübt, bei Regen und Spritzwasser sorgen zwei Scheibenwischer (gegen 572 Euro Aufpreis erhältlich) für klare Sicht. Abgesehen von leichten Spiegelungen sind die Instrumente problemlos abzulesen. Manko: Alle Navigationsinstrumente stehen auf der Zubehörliste. Unterhalb des Lenkrads befindet sich ein Großteil der Wippschalter (mit Kontrolllampen und Sicherungsautomaten), die sich dort akzeptabel bedienen lassen.

Schaut man am Fahrstand hinter die Kulissen, sieht man reichlich "Strippen", die wir uns eine Nummer übersichtlicher angeordnet und häufiger befestigt wünschen. Das gleiche Bild zeigt sich im großen Stauraum unter der Hecksitzbank; dort hat die Werft ebenfalls Hauptschalter, die in einem Kunststoffkasten vergurtete Batterie, das 230-V-Ladegerät und Sprit­filter untergebracht. An Backbord steht der Benzintank, der allerdings nicht be­festigt war. Dazu der Importeur: "Unser Testboot ist gewissermaßen der Prototyp, und bei zukünftigen Booten werden ei­nige Dinge, darunter auch die Tankbefestigung, ver­ändert." Dass dem tatsächlich so ist, davon konnten wir uns gleich an einem Neuboot überzeugen, das in der Halle neben der Steganlage auf dem Trockendock stand.

Wohnen und Ausrüstung

Wir stellen ebenfalls fest, dass der Anbauwinkel der Marinetoilette im Neuboot wesentlich günstiger gewählt wurde als bei unserem Prototypen, bei dem man sich das linke Bein einklemmt. Die Nasszelle stattet die Werft außerdem mit einem zu öffnenden Bullauge, Waschbecken und herausziehbarem Duschschlauch aus. Im Boden ist ein entsprechender Ablauf und eine Abwasserpumpe installiert.

Die Bugkoje ist asymmetrisch (an der Backbordseite kürzer) ausgeführt; ihre Polster haben eine gute Festigkeit, wir vermissen jedoch die Unterlüftung. Gleiches gilt für die Mittelkabine, die für Kinder zugeschnitten ist. Darüber, im Salon, befindet sich eine Sitzecke, die sich zu einer weiteren Koje wandeln lässt. Richtig bequem sitzen dort zwei Personen. Wer mit der Familie essen will, muss die Kinder auf der etwas brei­teren Heckbank und den zweiten Erwachsenen auf dem zum Tisch gedrehten Fahrersessel platzieren. Gute Idee: Letzterer lässt sich mithilfe eines Scharniers nach vorn klappen, sodass neben dem Pantryblock mit Spüle und Zwei-Flammen-Kocher eine Arbeitsfläche entsteht.

Um vom Salon bequem ins Cockpit zu gelangen, gibt es große Glastüren mit rüttelsicheren Arretierungen. Im Cockpit findet man eine L-Bank mit integrierten Backskisten. Ungünstig: Die Deckel der Staukästen haben keine Feststeller und fallen daher gern von allein zu. Ein Tisch fürs Cockpit kostet knapp 300 Euro Aufpreis.
Wer aufs Vordeck möchte, sollte dies über das Steuerbord-Seitendeck erledigen, da es wesentlich breiter ausfällt als das an Backbord und auch bessere Haltemöglichkeiten bietet. Für weitere Bewegungs­sicherheit auf dem gesamten Boot sorgen rutschfeste Boden­strukturen.

Die Lenzanlage besteht vorbildlich aus einer elektrischen Bilgenpumpe und einer Handlenzpumpe. Der serienmäßige Feuerlöscher ist für Außenborderboote ebenfalls passend. Letzteres gilt auch für die Größe der instal­lierten Badeleiter; sie steht jedoch auf der Zubehörliste, und die Arretierung mit einem einfachen Gummiband ist auch nicht gerade eine haltbare Lösung – besonders wenn die Leiter wie auf dem Testboot im Heckdurchgang als eine Art Reling dient und vor allem Kindern den Durchgang versperrt, was eigentlich gut gedacht ist.

Ordern lässt sich die Janmor in drei unterschiedlichen Varianten. Dies beginnt mit der Standardversion für 25 747 Euro, bei der allerdings wichtiges Zubehör wie Scheuerleiste, Ankerkasten, Dachluken, Fahrersitz, Möbel, elektrische Verbraucher und Handläufe fehlt. Also ein Boot für den begabten Heimwerker, der selbst Hand
anlegen kann und in der Lage ist, es sich nach seinen Vorstellungen zurechtzubauen. Mehr Ausstattung bieten die Plus-Version mit einem Preis von 32 563 Euro sowie die von uns gefahrene Prestige-Ausführung.

FAZIT

Mit der Janmor 700 können zwei Personen bequem auf Törn gehen; besonders die Stehhöhen sind beachtlich. Mit Kindern an Bord reicht der Platz auch noch, dann werden jedoch die Sitzplätze an der Dinette eng. Alles in allem ein prima Reiseboot, wenn es nicht auf die Geschwindigkeit ankommt.