TestJeanneau Cap Camarat 10.5 WA Serie2

Ralf Marquard

 · 26.08.2022

Test: Jeanneau Cap Camarat 10.5 WA Serie2Foto: Julian Fietze

Top-Model: Das sportliche Boot aus dem Hause Jeanneau eignet sich für schöne Reisen und Tagestouren mit Familie oder Freunden

Bei der Neuauflage der Jeanneau Cap Camarat 10.5 WA hat sich die Werft die Linien bei der großen Schwester 12.5 WA abgeschaut. Auch das T-Top der beiden Boote haben sehr ähnliche Formen. Das praktische Dach auf unserem Testboot kostet allerdings knapp 15.000 Euro Aufpreis. Es besitzt in der Mitte noch ein großes zu öffnendes Schiebeluk, um die Sonne bei Bedarf trotzdem reinzulassen. Unter dem T-Top steht der Fahrstand und dahinter der sogenannte Leaning-Post, auf dem insgesamt drei Personen Platz finden.

Im Anschluss an den Leaning-Post befindet sich auf unserem Testboot eine Galley, die mit Kühlschrank, Gaskocher und Spülbecken (abgespeckte oder andere Varianten sind möglich) und natürlich einigem an Staumöglichkeiten ausgerüstet ist. Also ist hier schon mal alles, um am Tage schnell mal was zubereiten zu können, ohne dass man unter Deck in die Pantry muss. Je nach Wunsch lässt sich auch die Sitz­ecke im Cockpit gestalten, hier gibt es beispielsweise die Möglichkeit einer Sonnenliege oder auch eines Klappsitzes in der Bordwand. Der Clou ist jedoch die nach außen klappbare Seitenwand an Backbord: Sie lässt eine Art Terrasse entstehen. Eine Badeleiter ist hier die Krönung des Ganzen. Die reguläre Badeleiter befindet sich am Heck und lässt sich über den Eingang an Backbord (vorbildlich mit Tür) bequem erreichen. Eine Heckdusche sitzt auch gleich an dieser Position. Damit aber noch nicht genug: Auch für den Bug kann der Eigner eine Leiter mit Plattform ordern. Weiteres Highlight auf dem Vordeck ist die riesige bequeme Sonnenliege (Option). Das Vordeck erreicht man am einfachsten über die Backbordseite, denn das fällt spürbar breiter aus als das Seitendeck an Steuerbord (0,30 m zu 0,16 m).

Schützend: Das T-Top mit seinen Edelstahlstützen und Sonnendach ist eine solide KonstruktionFoto: Julian Fietze
Schützend: Das T-Top mit seinen Edelstahlstützen und Sonnendach ist eine solide Konstruktion

Der Weg unter Deck führt über einen Niedergang mit rutschfesten Stufen und Handlauf. Unten angekommen, findet man an Backbord die Pantryeinheit mit Kocher, Kühlschrank und Spüle sowie den passenden Stauraum. Manko: Die untere Schublade (rechts) stößt beim Herausziehen gegen das Polster der Sitzecke. Wer aus Letzterer eine Doppelkoje bauen möchte, zahlt Aufpreis, Gleiches gilt für das Mittelpolster in der Unterflurkabine, die man wiederum nur gegen Aufpreis mit einem Vorhang oder einer festen Wand mit Tür zum Rest des Unterdeck-Bereichs trennen kann. Fehlt noch die Nasszelle: Im Eingangsbereich findet man das Waschbecken, und nach achtern schließt sich Toiletten-/Duscheinheit (mit optionaler Glas­tür davor) an. Neben der Toilette, die sich unter einer Klappbank befindet, steckt der herausziehbare Duschschlauch.

Staumöglichkeiten gibt es im Unterdeckbereich passend. Einen riesigen Stauraum im Cockpit findet man unter einer Bodenklappe im Bereich des Tischs. Auch die Heckbank kann noch so einiges an Ausrüstung aufnehmen. In einem Bugbeschlag liegen der Anker, die dazugehörige Ankerwinde und die Kette (die letzten drei stehen auf der Zubehörliste) in einem selbstlenzenden Ankerkasten.


Das Boot

  • Werft: Jeanneau/F
  • Typ: Cap Camarat 10.5 WA Serie2
  • CE-Kategorie: B/8 Personen
  • Rumpf und Deck: Kunststoff
  • Länge über alles (mit Plattform): 10,93 m
  • Breite: 3,25 m
  • Verdrängung (ohne Motoren): 4280 kg
  • Tiefgang: etwa 0,95 m
  • Durchfahrtshöhe: 2,95 m
  • Kraftstofftank: 2x 400 l
  • Wassertank: 160 l
  • Kabinen: 2
  • Kojen: 4
  • Kojenabmessungen: Bug 2,20 m x 1,90 m; Mittelkabine 2,00 m x 1,77 m
  • Stehhöhe/Sitzhöhe: Mittelkabine 2,08 m (Eingang), 0,86 m (über Koje); Salon 1,93/1,76/142 m; WC-Raum 1,96 m; unter Hardtop 1,93 m,
  • Cockpitgröße: 3,85 m x 2,80 m,
  • Breite Seitendeck: 0,30 m Bb., 0,15 m Stb.
  • Höhe Reling: 0,70 m
  • Sonnenliege: Heck 1,32 m x 1,71 m; Vordeck 1,87 m x 1,87 m
  • Freibord (bis Hecktür): 0,70 m
  • Seitenhöhe Cockpit innen: 0,76 m
  • maximale Motorisierung: Außenborder 2x 313 kW (425 PS)
  • Testmotorisierung: Yamaha 300 4.2 L, 2x (221 kW) 300PS
  • Preis (Standardboot mit Testmotoren, Übergabe Deutschland): ab 228.607 €
  • Händlernachweis: www.jeanneau.com

Nun aber auf den Fahrersitz: Er ist der mittlere von den drei Plätzen auf dem Leaning-Post. Daneben finden die Beifahrer ihre Plätze, die sich an gut positionierten Griffen festhalten können. Der Skipper erreicht von seinem Platz aus die zwei Hebel der Schaltung und das Lenkrad uneingeschränkt. Neben der Schaltung installiert die Werft das Bedienteil des Zip­wake-Trimmsystems, das ebenso Aufpreis kostet wie das auf unserem Testboot installierte Bugstrahlruder und der Garmin-Plotter. Plus: Der Kompass gehört zum Standard; Minus: Signalhorn und der Scheibenwischer kosten dagegen Aufpreis.

In langsamer, kursstabiler Verdrängerfahrt geht aus dem Hafen von Cannes in Richtung Mittelmeer. Etwas weiter draußen schieben wir die Hebel weiter nach vorn, und die Jeanneau kommt zwischen etwa 2000 U/min und 4000 U/min von Verdränger- in Gleitfahrt. Dabei hebt sich der Bug mäßig an und senkt sich beim Erreichen der Gleitfahrt wieder ab. Um das Boot während der Gleitfahrt in die optimale Lage zu bringen, kann man sich der Automatik vom Zipwake und Powertrimm bedienen oder die Jeanneau natürlich auch von Hand trimmen. Die Yamaha-Automatik gehört zum sogenannten Pre-Rigging-Paket, was bei unserem Testboot elektronische Steuerung, elektronische Schaltung, Trimmautomatik, Autopiloten, Color-Touch-Display und Smart Key beinhaltet. Das Zipwake-System hilft in der Übergangsphase und kann besonders bei seitlicher Schieflage und beim Ausgleichen von Rollbewegungen punkten.

Modern: die zu öffnende BordwandFoto: Julian Fietze
Modern: die zu öffnende Bordwand

Richtig getrimmt geht es auf die Teststrecke. An unserem Testtag zeigt sich das Mittelmeer allerdings von einer recht aufgewühlten Seite. Die Messergebnisse nehmen wir, so gut es geht, im ruhigen Wasser auf. Aus den Ergebnissen ergibt sich eine wirtschaftliche Gleitfahrt bei 4000 U/min mit 22,1 Knoten. Der Verbrauch liegt dann bei 3,99 l/sm und die Reichweite mit 170 Seemeilen in dem von uns geforderten Bereich.

Zu den schellen Fahrmanövern: In Kurven mit gut 30 Knoten macht der Rumpf trotz der Wellen einen souveränen und ausgeglichenen Eindruck. Auch auf Slalomkurs und beim Verreißen der Lenkung kann der Skipper die Jeanneau sicher dirigieren. Wir wollen es noch mal genau wissen und fahren weiter raus, wo der Seegang zunimmt. Hier lassen wir das Testboot mit etwa 23 kn schräg über die Welle springen – und bleiben trocken. Es geht auch noch schneller, aber dann kommt schon mal die ein oder andere Dusche über das Boot. Nun wieder in den ruhigen Hafen, hier lässt sich die Cap Camarat 10.5 WA Serie2 mit den zwei Motoren und dem Bugstrahlruder sicher anlegen. Damit die Außenborder auch sicher funktionieren, installiert Jeanneau Benzinfilter mit Schauglas. Vorbildlich ist ebenfalls die Ausrüstung mit fernbedienbaren Absperrventilen. Lob bekommt außerdem die komplette Lenzeinrichtung und die serienmäßigen Feuerlöscher. Die Installationen auf dem Testboot sind sauber ausgeführt, die Verarbeitung macht ebenfalls einen ordentlichen Eindruck.

Bei dem Zubehör geht Jeanneau den üblichen Weg und lässt dem Eigner viele Freiheiten, damit er sich sein ganz individuelles Boot zusammenstellen kann.

Wohnen: Auch unter Deck zeigt sich ein angenehmes AmbienteFoto: Julian Fietze
Wohnen: Auch unter Deck zeigt sich ein angenehmes Ambiente

Fazit

Die Jeanneau Cap Camarat 10.5 WA Serie2 ist ein schickes Boot, das sich prima für Reisen (zu viert) oder komfortable Tages- und Badeausflüge eignet. Letztere verschönert besonders die „Terrasse“ an Backbord. Fahreigenschaften und Manövrierverhalten überzeugen.

Den Test der Jeanneau Cap Camarat 10.5 WA Serie2 finden Sie mit weiteren Bildern und vollen Testergebnissen in BOOTE-Ausgabe 09/2022 – seit dem 17. August 2022 am Kiosk oder online im Delius Klasing-Shop.