Ralf Marquard
· 20.11.2022
Mit zahlreichen Aus- und Aufrüstungsmöglichkeiten ist dieses Sportboot für die Tour mit der sportlichen Crew konzipiert
Bei der Merry Fisher 795 ist der Name Programm, denn mit dem optionalen Zubehör wie Angelrutenhalter auf dem Dach, Fischboxen und einem zusätzlichen Außenfahrstand im Cockpit bleiben bei den Freunden des Angelsports kaum noch Wünsche offen. Doch unser Sport-Modell hat noch einige ganz andere Facetten, die eine vielseitige Nutzung ermöglichen. Etwa für die entspannte Bade- und Entdeckungstour mit Familie und Freunden oder sportliche Törns von Wassersportlern, die gern Kajak fahren oder mit SUP-Boards oder Wing-Foils unterwegs sind.
Zum Transportieren von Wassersportgeräten bietet Jeanneau einen ganz speziellen Dachgepäckträger an, auf dem sich das Equipment wie beim Auto angurten lässt. Die Merry Fisher ist also ein sehr vielseitiges Boot, auf dem je nach Ausstattung auch noch bis zu vier Personen schlafen können.
Zum Ausrüsten bietet Jeanneau eine reichhaltige Zubehörliste. Man kann die Bugkabine beispielsweise mit Doppelkoje und abgeschlossenem Toilettenraum bekommen (wie unser Testboot) oder nur als große Koje ohne Extra-Toilettenraum. Im Fahrerhaus gibt es die Möglichkeit von Einzelsitzen, Spülschrank, Kühlschrank und Heckausgang (die Zwei-Türen-Version) oder auch einer Version mit Heckbank ohne den eben genannten Ausgang. Für das Cockpit bekommt man seitliche Sitzbänke zum Ausklappen oder sogar eine Sonnenliege. Für die Version mit geschlossener Hecktür lässt sich eine Cockpit-Galley (mit Spülbecken und Gaskocher) direkt hinter dem Fahrerhaus ordern. Für das Vorschiff bekommt man ebenfalls eine Sonnenliege, die sich auch in eine Sitzecke wandeln lässt. Es gibt also reichlich Wahlmöglichkeiten.
Zurück zu unserem Testboot: Wir betreten es über die geteilte Badeplattform am Heck oder über eine seitliche Tür an Steuerbord (direkt ins Cockpit). Der Weg über den Bug auf das Vordeck ist ebenfalls möglich. Von dort führt der sicherste Weg ins Cockpit über die Steuerbordseite, denn dieses Seitendeck ist breiter als auf der anderen Seite. Sicheren Halt geben an beiden Seiten solide Handläufe, und für die Rutschfestigkeit sorgen Antislipstrukturen. Seitlich am Kabinendach sitzt ein Rohrgestell, das sich nach achtern ausziehen lässt und das vor zu viel Sonne schützende Bimini hält.
Apropos Sonne, damit der Fahrer auch von oben Frischluft und Sonne (natürlich nur, wenn nichts auf dem Dach transportiert wird) genießen kann, ist ein Sonnendach im Fahrerhaus installiert. Seinen Platz findet der Skipper auf einem Sportschalensitz, der sich drehen lässt. Gleiches gilt für den Beifahrersitz und den optionalen Sitz direkt hinter dem Fahrer. Dreht man alle drei in Richtung Mitte, entsteht zusammen mit dem Tisch (an einer Stange) eine lustige Dreierrunde.
Von seinem Platz aus – stehend oder sitzend – hat der Fahrer Schaltung und Ruder sicher im Griff, die Instrumente liest er gut ab, und die Schalter bedient er uneingeschränkt. Die Fahrgemeinschaft schaut durch eine Sicherheitsglasscheibe, deren Scheibenwischer an der Beifahrerseite Aufpreis kostet. An der Fahrerseite gehört er zum Standard und gibt dem Skipper ein ausreichendes Sichtfeld. Vor-/Nachteil: Die Defrosterdüsen vor der Scheibe sorgen für klare Sicht, allerdings kosten sie mit der Heizung zusammen Aufpreis.
Nun aber endlich ablegen und losfahren. Das erledigt man bei unserem Testboot an einer hydraulischen Lenkung, elektronischen Schaltung und bei Bedarf mit dem Bugstrahlruder (Option). Wir lassen die Jeanneau mit etwa 5 kn Richtung Mittelmeer laufen und müssen dabei kaum eingreifen, um den Kurs zu korrigieren, auch Gewichtsverlagerungen von einer Person haben keinen großen Einfluss auf die Kurstabilität.
Nach der langsamen Fahrt geht es auf dem Mittelmeer mit leichter Kabbelsee weiter. Beim Beschleunigen mit Yamahas F250 hilft uns das optionale Zip-Wake-System, die Nase unten zu halten. Aber auch ohne das System kommt die Merry Fisher problemlos ins Gleiten. Bei etwa 4000 U/min mit knapp 20 kn macht sie eine gute Fahrt, bei dieser Drehzahl errechnen wir auch die wirtschaftlichste Gleitfahrt. Mit einem Verbrauch von knapp 2 l/sm ergibt sich eine Reichweite von fast 120 sm, was für diese Bootsart absolut in Ordnung geht. Maximal erreichen wir gut 33 kn, dann schmilzt die Reichweite auf knapp 90 sm.
Mit geschlossenen Türen messen wir maximal 86 dB/A am Fahrstand. Danach geht es auf den Slalomkurs, hierbei schwingt die Jeanneau locker von der einen zur anderen Seite und lässt sich mit der hydraulischen Steuerung sicher und gut lenken. Beim Verreißen des Ruders setzt das Heck soft ein, und der Rumpf läuft dann ohne Nachschwingen stur geradeaus weiter. In den schnellen Kurven legt sich die Jeanneau nicht übermäßig auf die Seite und bleibt selbst bei mäßigen Wellen von der Seite stabil, der Propeller zieht zum Schluss Luft, und Yamahas V6 dreht hoch. In diesem Moment nimmt man natürlich Gas weg, um den Motor nicht unnötig zu quälen. Rauwasser: Über die leichte Kabbelsee, gepaart mit Wellen von anderen Sportbooten, springt die Jeanneau sicher und stabil.
Der Außenborder von Yamaha ist fachmännisch am soliden Spiegel verschraubt, seine Leitungen laufen geschützt in einem Leerrohr zum Borddurchlass. Im Boot liegen die Leitungen teilweise ebenfalls im Leerrohr, sind gebündelt und mit Schellen befestigt. An den Durchbrüchen gibt es fachmännisch Scheuerschutz an den Kanten. Weiteres Lob: Bei der Spritversorgung gehören Filterpatrone und Absperrhahn zum Standard – beide lassen sich gut erreichen, was auch für die Hauptschalter unter dem Fahrersitz gilt. Die dazugehörigen Batterien stehen sicher in Kunststoffkästen in einem Stauraum unter dem Cockpitboden. Pluspunkte bekommt außerdem die Lenzanlage, da sie mit Handlenzpumpe und elektrischer Bilgenpumpe vorbildlich ausgestattet ist.
Das Konzept der Merry Fisher Sport ist, dass sich jeder sein eigenes Boot zusammenstellen kann. Doch das aufpreispflichtige Equipment wie Signalhorn, Mittelklampe und Polster für die Standardbänke gehört für uns zu einer normalen Bootsausstattung. Zum Ankern ist im Bug ein selbstlenzender Ankerkasten untergebracht. Ein Ankerpaket steht auf der Zubehörliste. Die Verarbeitung des Bootes macht eine ordentlichen, soliden Eindruck.
Die Jeanneau 795 Sport Série2 macht Spaß, sie bietet mit ihrem umfangreichen Zubehör die Möglichkeit, sein Boot nach eigenen Ansprüchen zusammenzustellen. Die Idee mit dem Dachgepäckträger ist besonders für aktive Wassersportler im Bereich Kajak und Boards von Interesse. Mit dem 250-PS-Yamaha ist sie sicher, aber auch agil unterwegs. Gut gefallen haben uns außerdem die komplette Lenzanlage und die Spritanlage mit Filter und Absperrhahn.
Hydrauliklenkung; Einhebelschaltung; Fahrersitz; Beifahrersitz; Spülbecken; Cockpitsitzbank; Bugbank; Schränke; Badeleiter; Scheuerleiste; Luke; 1x Scheibenwischer; Antirutschbeschichtung; Starterbatterie; Batteriehauptschalter; E-Bilgenpumpe; Handlenzpumpe; Handgriffe/-läufe; Fenster; Kraftstoffabsperrhahn, Kraftstofffilter, vier Edelstahlklampen; Ankerkasten; Navigationsbeleuchtung; Motorinstrumente; Kompass