Ralf Marquard
· 20.11.2018
Die Linssen Grand Sturdy 40.0 AC gehört zur neuen „Dot-Zero-Serie“ und hat einige Highlights im Gepäck
Schlagwörter wie "semi custom build" oder "nach Eignerwunsch" sind beliebte Verkaufsargumente im Stahlbootbau. Argumente mit denen auch Linssen immer wieder konfrontiert wird. Aufgrund der modernen Fertigungsstraßen in Maasbracht kann die Aufteilung des Wunschbootes aber nicht einfach verändert werden.
Dazu die Werft: "Wir bauen seit über 60 Jahren Schiffe und haben natürlich viel Erfahrung gesammelt, wie ein Boot gut aufgeteilt und ausgebaut wird. Wir versuchen immer das Optimum aus den Schiffen herauszuholen".
Dass Linssen hier auf einem guten Weg ist, belegt eine Studie der niederländischen "Ernst & Young Accountants LLP", denn dort hat man herausgefunden, dass eine Linssen nach sieben Jahren immer noch 75 % des bezahlten Neupreises wert ist.
Auch bei der BOOTE-Umfrage "wie mein Traumboot aussieht", liegt Linssen immer ganz oben im Ranking. Traditionelle Formen, moderne Technik, einige praktische Veränderungen sowie dezente Neuerungen im Design sind weiterhin Erfolgsgarant bei der niederländischen Werft.
Die neueste Entwicklung ist die sogenannte "Dot-Zero-Serie", zu der unser Testboot, die Grand Sturdy 40.0 AC, gehört. Wir fuhren sie auf der Maas, dem Heimatrevier der Werft, obwohl sie mit CE-Kategorie B selbstverständlich auch auf Seegebieten unterwegs sein darf.
Angetrieben wird die Linssen von einem Volvo Penta D3-110. Der Fünfzylinder leistet 110 PS und bringt unser Testboot auf gut 8 kn, was auch in etwa der theoretischen Rumpfgeschwindigkeit entspricht. Dann laufen um die 2,7 l/sm Diesel durch die Spritleitung, was wiederum mit dem 820-l-Tank eine Reichweite von 260 sm plus 15 % Reserve ergibt. Doppelt so weit kommt man in Marschfahrt um die 6,5 kn (ca. 2000 U/min), dann verbraucht der Volvo Penta mit 1,3 l/sm nur noch die Hälfte und zwischen den Tankstopps liegen über 500 sm, was für ein Tourenboot in dieser Kategorie absolut in Ordnung geht. Mit 4 kn kommt man sogar über 1000 sm weit.
Beim Geradeauskurs lässt man den Rumpf kurz einpendeln und muss nur wenig korrigieren. Besonders praktisch nach einer Kurvenfahrt ist die Ruderlagenanzeige, mit der man schnell die Mittelstellung wiederfindet. Apropos Kurvenfahrt, bei Vollgaskurve legt sich die Grand Sturdy kaum auf die Seite, sondern bleibt fast platt wie ein Bügeleisen liegen. Da klappert nichts in den Schränken, noch fliegt etwas vom Tisch. Hafenmanöver sind schnell erklärt: Mit dem installierten Bug- und Heckstrahlruder (Aufpreis) legt man sicher und exakt an.
Diese absolviert der Fahrer an einem übersichtlich angeordneten Fahrstand auf dem Achterdeck. Dort sitzt er auf einer Art Pilotensitz von Pörtner, den er in alle Richtungen verstellen kann. Um die Füße bequem abzustellen, ist am Stuhl eine Klappstufe vorhanden. Den Blick nach vorn gibt eine geteilte Windschutzscheibe mit drei soliden Doppelarmwischern frei. Der Clou: Die Fensterrahmen lassen sich herunterklappen und das serienmäßige Verdeckgestänge absenken. Also Brücken können kommen.
Hinter dem Fahrer sitzt der Rest der Fahrgemeinschaft auf einer halbrunden Sitzecke und genießt die Aussicht. Um noch eine Etage tiefer auf die Badeplattform zu gelangen, muss man vorher den Cockpittisch in der Mitte abklappen, dann die Heckbankpolster wegnehmen und die Tür achtern aufklappen. Von dort aus geht es über eine Leiter weiter auf die große Plattform mit passender Badeleiter und Heckdusche.
Zwei normale Duschen unter Deck findet man einmal achtern in der Eigner-Nasszelle und im Bug in einem separaten Duschraum. Die Toiletten werden standardmäßig mit elektrischen Pumpen ausgerüstet, und in den Waschtischen aus Corian sind passend dimensionierte Waschbecken eingelassen. Vorbildlich sind die Lattenroste unter den Kojenpolstern, die für Belüftung und Liegekomfort sorgen. Unter den Doppelkojen sind leicht ausziehbare Schubladen eingesetzt. In der Mittelkabine mit zwei Einzelbetten, die sich besonders für Kinder und Jugendliche anbieten, installiert die Werft im Schrank ein Bügelbrett.
Die Pantry ist kommunikationsfreundlich im Salon untergebracht. Sie ist praktisch angeordnet und ausgerüstet, als Neuerung bietet sie einen speziellen Gläserschrank und eine ausziehbare Arbeits-/Abstellplatte am Herd. Besonders zum Kühlen von Getränken bietet sich eine neue 36-Liter-Kühlschublade unter der Salonbank am Eingang zu Achterkabine an.
Unter dem Salonboden ist der Motor auf soliden Fundamenten installiert. Um an ihn zu gelangen, muss man in der Mitte eine Platte herausnehmen und seitlich zwei Böden hochklappen. Für Servicearbeiten ist dann reichlich Platz vorhanden. Die Installationen zeigen ein ebenso hohes Niveau wie die gesamte Bootsverarbeitung. Eben "Linssen-like". Bei der Sicherheitsausrüstung fehlt eine Handlenzpumpe (zwei elektrische sind Standard), vorbildlich die Feuerlöschanlage im Motorraum, zwei Handlöscher und die Ausrüstung mit Brandmeldern.
Die Linssen Grand Sturdy 40.0 AC ist ein qualitativ hochwertiges Boot, mit dem man komfortabel auf See- und Binnenrevieren reist. Dafür gibt es sechs feste Schlafplätze zum erholsamen Übernachten. Für Überraschungsgäste lässt sich noch die Salonsitzecke umbauen.