TestNimbus C 9

Johannes Erdmann

 · 15.02.2022

Test: Nimbus C 9Foto: Aaron Schreiber

So macht Pendeln Spaß: Der Commuter-Version sind Wetter und Seegang egal – sie bringt ihre Crew komfortabel ans Ziel

Die Marke Nimbus aus Schweden steht für Qualität und Eleganz. Klare, schlichte Linien und eine stilvolle Farbgebung bestimmen die Optik, drei Farbtöne dominieren: Weiß, Grau, Braun. Weiße Rümpfe, graue Dekorstreifen, braunes Teak. Doch nicht nur das Design ist geradlinig, sondern auch die Typenbezeichnungen. Skandinavisch schlicht – zur Unterscheidung der Boote ergänzt Nimbus zur gerundeten Länge in Metern lediglich ein W, T oder ein C. Die Buchstaben beschreiben den Verwendungszweck: Weekender, Tender oder Commuter. Während Weekender oder Tender als Typ auch bei anderen Werften zu finden sind, macht sich kaum eine den Begriff Commuter zu eigen. Das Commuter-, also Pendlerboot, erinnert unweigerlich an die Goldenen 1920er-Jahre, in denen die bekannten New Yorker Geschäftsmänner von Astor bis Vanderbilt ihren morgendlichen Arbeitsweg nach Man­hattan auf eben solchen Commuter-Booten zurücklegten. Ihre großen Sommervillen lagen draußen am Long Island Sound oder dem oberen Hudson River, und deshalb besaßen die Boote drei Eigenschaften: Sie waren schmal, lang, schnell, und sie besaßen ein geschütztes Deckshaus mit Fenstern rundum.

Doch nicht nur im New York der 1920erJahre waren Commuter-Boote sinnvoll – auch in Schweden sind solche Boote überaus beliebt, denn schließlich besitzt das Land über 260000 Inselchen, von denen viele Sitz von Ferienwohnungen oder -hütten sind, die im Sommer wie im Winter trocken und warm erreicht werden wollen. Deshalb besitzt die neue Nimbus C9 die gleichen Eigenschaften wie schon die Commuter-Boote vor 100 Jahren: Sie ist komfortabel, seetüchtig und ermöglicht angenehme Überfahrten auch bei unangenehmem Wetter. Zugleich bietet sie mit einer geräumigen Schlupfkajüte samt vollwertigem WC-Raum die Möglichkeit, mit dem Boot Tagestouren oder Mehrtages­fahrten zu zweit zu unternehmen.


Das Boot

  • Werft: Nimbus Boats/Schweden
  • Typ: C9
  • CE-Kategorie: C, 8 Personen
  • Rumpf und Deck: Kunststoff
  • Länge über alles: 9,35 m
  • Breite: 2,95 m
  • Verdrängung: ca. 3300 kg
  • Durchfahrtshöhe: 2,65 m
  • Kraftstofftank: 320 l
  • Wassertank: 80 l
  • Fäkalientank: 40 l
  • Kojen: 2
  • Kojenabmessung vorn: 1,90 x 1,90 m
  • Stehhöhe/Sitzhöhe: Kabine 1,50 m/0,69 m; Nasszelle 1,51 m; Fahrstand 1,98 m
  • Cockpitgröße: 2,40 m x 1,56 m
  • Sonnenliegen: Vordeck 2,20 m x 1,16 m; Heck 1,46 x 1,24 m
  • Freibord: 0,70 m bzw. 0,30 m (offenes Heck)
  • Seitenhöhe Cockpit innen: 0,62 m
  • Wendekreise (Bootslängen): vorwärts Stb. 1, Bb. 1; rückwärts Stb. 1,5, Bb. 1,5
  • Umsteuern: von Stb. nach Bb. 5 s; von Bb. nach Stb. 5 s
  • Testgewicht: etwa 3600 kg
  • max. Motorisierung: Außenborder/Innenborder 255 kW (350 PS)
  • Testmotorisierung: 1 x Mercury Diesel 3.0L, 198 kW (270 PS)
  • Preis (Standardboot mit Testmotor): 227 000 €
  • Händler: Boote Polch KG, Zum Hafen 18, 56841 Traben-Trarbach, www.bootepolch.de

Die Nimbus C9 ist mit einer Vielzahl an Motorisierungen erhältlich, sowohl mit einem Außenborder zwischen 250 und 350 PS als auch mit einem Diesel zwischen 270 und 350 PS. Das von uns getestete Boot besitzt einen Mercury-Diesel mit 270 PS, 3 Liter Hubraum und Bravo3-Antrieb. Der V6 ist mit vorbildlichem Finish im Motorraum unter der hinteren Sonnenliege montiert und füllt den Raum derart aus, dass man sich kaum vorstellen kann, wie hier ein V8-Volvo-Penta hineinpassen soll, der ebenfalls zur Wahl steht. Lediglich die Gasdruckfeder ist ein wenig schwach bemessen und kommt beim Hochhalten des Luks an ihre Grenzen.

Das Deckshaus der Nimbus C9 ist hell und geräumig. Die Sitze lassen 
sich so drehen, dass eine gemütliche Runde entstehtFoto: Julian Fietze
Das Deckshaus der Nimbus C9 ist hell und geräumig. Die Sitze lassen sich so drehen, dass eine gemütliche Runde entsteht

Schon der erste Schritt an Bord lässt spüren: Wir sind an Bord einer Nimbus, eines Schiffs der Nobelklasse. Wohin der Blick auch fällt, was die Hand auch greift: Überall wurden hochwertigste Materia­lien verwendet, vom Teakdeck bis zur Wild­leder-Applikation auf dem Armaturenbrett. Im Fahrerhaus ist genügend Platz für fünf Fahrgäste, die auf einer Dreier-Sitzbank im Heck und zwei Schalensitzen Platz finden. An kalten Tagen wie diesem schafft das Deckshaus mit seinen vielen Fenstern ein geschütztes und wohliges Gefühl und bietet zugleich guten Rundumblick. Damit dies an heißen Tagen jedoch nicht umschlägt in ein Gefühl der Beklemmung, bei schönem Wetter drinnen sitzen zu müssen, lassen sich zu beiden Seiten die Schiebetüren und das große Dachluk öffnen. Ein hochklappbarer Teakholz-Tisch und zwei drehbare Vordersitze verwandeln das Deckshaus im Handumdrehen in einen bequemen Wintergarten mit Sitz­ecke. Die breite Bank lässt sich zudem zur Doppelkoje für zwei Kinder umklappen.

Das Armaturenbrett wird von einem großen 16-Zoll-Simrad-Plotter dominiert (alternativ: zwei 12-Zoll-Plotter), der nicht nur für die Anzeige der Seekarten zuständig ist, sondern auch für die Anzeige aller Motorinformationen. Zusätzlich sind links vom lederbezogenen Lenkrad ein Zip­wake-Panel und ein Fusion-Soundsystem angebracht, rechts der Schalter für das Bug­strahlruder und im Staukasten ein UKW-Funkgerät. Genügend 12-Volt- und USB-Steckdosen sind außerdem vorhanden. Alle wichtigen Verbraucher lassen sich per Tastschalter aktivieren.

An unserem kalten Testtag suchen wir zunächst nach dem Bedienpaneel der Heizung, die ja eigentlich auf jedem skandinavischen Schiff zu finden ist und sich auf der Nimbus C9 in der kleinen Schlupf­kajüte befindet. Der Ausströmer nahe dem Fahrer ist merkwürdigerweise genau auf den 10 cm entfernten Steuerstand gerichtet statt in den Raum. Die Heizung läuft, und dank eigener Ausströmer an der Windschutzscheibe sollte es nicht lange dauern, bis das Fahrerhaus warm ist und die Scheiben von Schwitzwasser befreit sind.

Das Deckshaus ist gut dimensioniert, bietet viel Platz und ermöglicht zugleich bequeme und breite SeitendecksFoto: Julian Fietze
Das Deckshaus ist gut dimensioniert, bietet viel Platz und ermöglicht zugleich bequeme und breite Seitendecks

In der Zwischenzeit nehmen wir die Kabine unter die Lupe, die wirklich als solche bezeichnet werden darf. Zwar sind die Kojen mit 1,90 Metern nicht sehr lang bemessen, aber mit ebenfalls 1,90 Meter Breite zumindest sehr bequem. Ein breites Luk über dem Fußende gibt als Notausstieg Sicherheit und ist zudem sehr praktisch, wenn die Liegepolster vom Vorschiff unter Deck befördert werden. Auf der linken Seite der Kabine befindet sich eine kleine Pantry mit einem Waschbecken und einer Arbeitsfläche, auf der auch ein kleiner Kocher installiert werden könnte. Bei Nichtgebrauch wird sie abgedeckt durch eine stabile Platte aus Teak-Sperrholz mit zwei Edelstahlgriffen. Es wäre jedoch besser, wenn die Platte verriegelbar wäre. Denn in ruppigem Seegang wird man vermutlich genau an diesen Griffen Halt suchen – und dann die ganze Platte herunterziehen. Der WC-Raum ist für die Bootsgröße sehr geräumig, 1,51 Meter hoch, beheizt, aber leider ohne Lüftung. Die manchmal nötige „Abluft“ kann also nur durch das Fahrerhaus entweichen.

Nicht nur die Bauqualität der Nimbus C9 ist ausgesprochen gut, auch die Installation der einzelnen Komponenten und Ausrüstungsstücke ist beispielhaft. Der Dieseltank ist unter zwei wasserdichten Deckeln zu erreichen und besitzt sowohl Absperrventile für den Zu- als auch den Rücklauf. Alle Schläuche sind zudem mit zwei Schellen versehen, und neben einem Handfeuerlöscher unter dem Steuersitz ist eine automatische Löscheinrichtung im Maschinenraum mit Statuslampe am Steuerstand vorhanden.

Statt des großen Luks kann ein elektrisches Schoffschiebedach installiert werdenFoto: Julian Fietze
Statt des großen Luks kann ein elektrisches Schoffschiebedach installiert werden

Nachdem die Nimbus C9 schon am Steg einen sehr guten Eindruck gemacht hat, wollen wir das Boot natürlich auch auf dem Wasser erleben. Mit knapp über neun Meter Länge ist sie noch ein Boot mit überschaubaren Abmessungen, das jedoch mit einer Breite von fast drei Metern und einem Gewicht von über drei Tonnen sehr fest und angenehm im Wasser liegt und viel Zuladung ermöglicht. Schon beim Ablegen und Verstauen von Fender und Leinen fallen gute Proportionen auf. Die Abstände zwischen Aufbau und Süll sind optimal dimensioniert, sodass man sich gut rund um das Boot bewegen kann, das Design jedoch trotz des großen Führerhauses nicht übermäßig wuchtig ausfällt. Durch die zweistufige Rumpfform bilden sich Luftpolster unter dem Rumpf, die die Reibung auf dem Wasser verringern, was den Verbrauch reduziert und die Geschwindigkeit zugleich erhöht. Bei langsamer Verdrängerfahrt giert die Nimbus C9 ein klein wenig, stabilisiert sich jedoch bei schneller Verdrängerfahrt um 1300–1400 U/min wieder und besitzt eine gute Kursstabilität. Bei etwa 7,5 Knoten Fahrt ergibt sich dann eine Reichweite von gut 270 Seemeilen (plus 15 Prozent Reserve). Mit abgeschalteter Trimmelektronik (Zipwake) zieht das Boot die Nase beim Übergang zum Gleiten (2800 bis 3000 U/min) ein wenig hoch, die Sichteinschränkungen fallen jedoch gering aus. Gute Gleitfahrt erreicht die C9 bei 3500 U/min und knapp 30 Knoten, wobei sie dann mit einem Verbrauch von nur 1,57 Litern pro Seemeile eine Reichweite von etwa 173 Seemeilen besitzt. Beschleunigt man das Boot auf die Höchstgeschwindigkeit von 37 Knoten bei 4000 U/min, dann verändern sich der Verbrauch und die Reichweite kaum. Das Fahrverhalten mit und ohne Trimm ist sehr angenehm, enge Kurven und Ausweichmanöver vollführt die Nimbus 9C mit Bravour und dreht bei Hafenmanövern vorwärts mit einem Wendekreis von einer Bootslänge. Bei schneller Rückwärtsfahrt gelangt jedoch – wie zu erwarten mit dem offenen Heck – schnell Wasser an Bord.

Fazit

Die Nimbus C9 eignet sich nicht nur als Pendlerboot zur Privatinsel, sondern für jeden, der gern ein Boot haben möchte, mit dem er auch mal die Saison verlängern und bei jedem Wetter aufs Wasser kann – ob bei Sonne oder Schnee. Mit einer fast nicht mehr zu übertreffenden Bauqualität und einem Preis von 227 000 Euro ist dieses Boot ganz klar in der Oberklasse angesiedelt und sowohl im Design als auch in der Durchdachtheit vieler Detaillösungen überaus gelungen.

Noch mehr Informationen? Den Test der Nimbus C9 finden Sie mit weiteren Bildern, Messergebnissen und voller Bewertung in BOOTE-Ausgabe 03/2022 – seit dem 16.02.2022 am Kiosk oder online im Delius Klasing-Shop.