Ralf Marquard
· 25.07.2018
Ein günstiges Kajütboot für Neulinge, Angler und Fortgeschrittene. Wir testeten das Boot vom Zubehörhändler
Boote beim Zubehörhändler? Bei A. W. Niemeyer eine ganz normale Sache. Seit Jahren stehen bereits die unterschiedlichsten Schlauchboote auf den Katalogseiten der „Ausrüster", seit Anfang 2017 nun auch drei unterschiedliche Boote aus glasfaserverstärktem Kunststoff mit dem Namen OceanBay.
Es beginnt bei einem offenen Konsolenboot (4,26 m), geht über ein 4,50 m langes Kajütboot bis zur MM-500 Classic mit Sprayhood über dem Mitteldeck. Unser Testboot ist die OceanBay MM-450 Cabin.
Sie lässt sich mit einem Außenborder mit maximal 60 PS Leistung bestücken. Wir fuhren mit der führerscheinfreien 15-PS-Version – also genau das Richtige für Einsteiger, die erst mal schnuppern möchten.
Das Gute dabei: Wer vom Bootsfieber gepackt wird und den Führerschein gemacht hat, kann sich einfach einen kräftigeren Motor anbauen (oder anbauen lassen), bringt die OceanBay zum Gleiten und kommt so auch zügiger voran.
Unser Testmotor, ein OceanCraft F15, kommt ebenfalls aus dem Hause Niemeyer und wird dort exklusiv vertrieben. Im Programm stehen insgesamt fünf Modelle (2,5, 5, 10, 15 und 25 PS). Schieben wir den Hebel unseres 15ers ganz nach vorn, erreichen wir eine Geschwindigkeit von 6,3 kn bei 4200 U/min.
Laut Hersteller soll der Motor mindestens 4500 U/min drehen; ein Zeichen, dass der Propeller eine Nummer zu groß ausfällt – zumindest wenn man wie wir zu zweit fährt. Mit knapp 5 kn erreicht das Boot etwa seine Rumpfgeschwindigkeit und kommt mit einer Tankladung (12 l) rund 30 sm plus 15 % Reserve weit.
Nicht besonders üppig, für solch eine Boot-Motor-Kombination aber noch akzeptabel, zumal ein zusätzlicher 5-l-Reservekanister gleich ein Reichweitenplus von 15 sm bringt. Wer so übers Wasser tuckert, macht das in Ruhe, denn der Lautstärkepegel hält sich mit 79 dB(A) in Grenzen.
Ein wildes Gekurbel am Lenkrad muss man auch nicht befürchten, da der Rumpf bis auf wenige Schlenker gut geradeaus läuft. Gewichtsverlagerungen einer Person wirken sich der Bootsgröße entsprechend mittelmäßig aus.
Deutlich spürbar ist der Wind, die 4 bis 5 Beaufort am Testtag haben schon einen klaren Einfluss auf die Kursstabilität. Besonders ausgeprägt ist der Versatz, wenn das Camperverdeck (Extra) aufgebaut ist, das eine riesige Angriffsfläche für den Wind bietet. Hafenmanöver beeinflusst diese Tatsache natürlich ebenfalls, dafür braucht es unter solchen Bedingungen etwas Geschick.
An einer recht windstillen Ecke notierten wir enge Wendekreise und direktes Umsteuern in Rückwärtsfahrt, was für Hafenmanöver natürlich günstig ist.
Der Skipper sitzt an einem kahlen Fahrstand ohne Instrumente. Schaltung und Lenkrad lassen sich leicht und exakt bedienen. Einziges Manko: Wenn ich mich auf dem drehbaren Schalensitz zurücklehne, komme ich nicht ans Lenkrad.
Einen speziellen Beifahrersitz gibt es nicht; der Rest der Fahrgemeinschaft sitzt auf den zum Boot passenden Bänken im Cockpit. Übernachtet wird auf einfachen Polstern in der Kabine. Tricky: An Backbord gibt es zum Cockpit hin eine Einbuchtung, in die lange Personen ihre Füße stecken können.
Beim Thema Installationen und Verarbeitung ergibt sich ein geteiltes Bild. Auf der Liste der Sicherheitsausrüstung fehlen uns Lenzpumpen und Feuerlöscher. Aufpreis zahlt man ebenfalls für die Beleuchtung und das Signalhorn sowie die dazugehörigen Sicherungen und Schalterpanel. Vorbildlich dagegen: der serienmäßige Trailer.
Fazit
Die OceanBay MM-450 Cabin ist ein günstiges Kajütboot, das sich für Entdeckungstouren und gelegentliche Übernachtungen eignet; zu großen Komfort darf der Eigner allerdings nicht erwarten. Praktisch: Mit einem größeren Motor kann man dem Boot „das Laufen beibringen“.
Dieser Test stammt aus BOOTE 8/2017
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