Pedro Bora 43′ Zwangspause beendet: Der frisch aufgelegte Trawler eignet sich gut für Seegebiete bis 4 m Wellenhöhe, aber auch für Binnengewässer mit entsprechenden Brückenhöhen
Die Krisenjahre ab 2008 haben auch der Bootsindustrie arg zugesetzt, darunter der niederländische Stahlboothersteller Pedro, der seine Werfthallen zwischenzeitlich schließen musste. Der Neuanfang begann mit Refit, Gebrauchtboothandel sowie Vermietung von Winterlagerplätzen und Arbeiten rund ums Boot.
Der Eigner hat mehrere Grundrisse zur Auswahl
Anfragen ehemaliger Kunden ließen jedoch schnell erkennen, dass auch Pedro-Boote als Neubauten gefragt sind; so wurden auf der Werft nach und nach wieder Yachten nach alten Rissen gebaut.Solch ein Neuling ist auch unser Testboot, die Pedro Bora 43'. Ein Trawler, der mit seiner Flybridge ein riesiges Freiluftvergnügen verspricht und mit zwei Schlafkabinen unter Deck Übernachtungsmöglichkeit für vier Personen bietet
Alle betten sich auf gemütliche Polster; allerdings verfügt nur die Doppelkoje in der Bugkabine über einen Lattenrost für den vollen Liegekomfort. Damit ist klar, dass das Eignerpaar im Bug schläft, zumal Stufen neben der Koje das Ein- und Aussteigen erleichtern.
Eine Pedro wie man sie kennt
Die Koje in der Unterflurkabine fällt mit einer Größe von 1,95 m x 1,50 m auch nicht klein aus; allerdings muss man hier mit einer Kopffreiheit von etwa 0,75 m direkt über der Koje auskommen und entsprechend aufpassen, wenn man aus dem im Eingangsbereich mit 1,90 m Stehhöhe ins Bett krabbelt.
In puncto Lüftung und Sicht nach außen hat die Bugkabine ebenfalls mehr zu bieten, denn hier sorgen sechs Bullaugen und Deckenluk sowie Deckslüfter für Komfort, während in der Mittelkabine nur ein Bullauge sitzt. Gegenüber der Mittelkabine hat der Konstrukteur die gut aufgeteilte Nasszelle untergebracht. Apropos Aufteilung: Der Eigner kann bei der Bora zwischen unterschiedlichen Grundrissen wählen; darüber hinaus ermöglicht die Werft auch individuelle Lösungen.
In unserem Testboot geht es vom Kabinenbereich über eine Treppe nach oben in den Salon. Hier steht achtern eine L-Sitzbank (auch als Einzelkoje nutzbar) und daneben die Pantry. Die Küchenzeile ist gut aufgeteilt und bietet alles, was man fürs Menü benötigt. Gegessen wird jedoch nicht an der hinteren Sitzecke, sondern an einer großen Essecke vorn neben dem Fahrstand.
Gewöhnungsbedürftig: die Stehhöhe von etwa 1,50 m im Essbereich. Neben der Essecke befindet sich der erste Aufgang zur Flybridge; er fällt eine Nummer komfortabler aus als der zweite Leiteraufgang am Heck, der an der Badeplattform beginnt. Erreichbar ist die Plattform sicher und bequem über zwei Eingänge mit hohen Türen. "Hauptnutzer" der Plattform war auf unserem Testboot ein Dingi im Spezialhalter.
Die Pedro fährt man entweder vom Salonfahrstand oder der von Flybridge aus, von der man eine guten Blick nach vorn und zur Seite hat. Beide Fahrstände sind für frei stehende Stühle vorgesehen, die jedoch bei unserem Testboot noch nicht an Bord waren. Instrumentierung und Schalteinheit bestehen hauptsächlich aus modernen Touchscreen-Displays, die sich an beiden Fahrständen gut ablesen lassen. Ruder und Einhebelschaltungen bedient der Fahrer im Stehen uneingeschränkt.
Praktisch: die große Tür neben dem Fahrstand im Salon. Über sie gelangt man direkt aufs Seitendeck, was besonders Anlegemanöver erleichtert.
Damit Letztere exakt und sicher funktionieren, war unsere Pedro mit Bug- und Heckstrahlruder ausgestattet. Bei schnellen Fahrmanövern verhält sich der Rumpf verdrängertypisch, legt sich auf die Kurvenaußenseite und schwingt locker in die selbst erzeugte Welle ein. Für diese Manöver braucht der Skipper beim Herauslenken aus dem engen Kreisel (zwischen 1,5 und 2 Bootslängen) kräftige Arme. "Das liegt an dem großen Ruderblatt", erklärt André van der Velde jr., Technical Manager von Pedro. "Mit einem kleineren Blatt könnte man nicht so enge Kurven fahren."
Damit die Geradeausfahrt stressfrei abläuft, heißt die Devise: einpendeln lassen und dabei nur wenig ausgleichen. Am gemütlichsten funktioniert sie mithilfe des Autopiloten.
Eine ruhige Marschfahrt (65 dB/A) macht das Boot mit gut 7 kn bei knapp 2000 U/min. Dann sind locker Reichweiten von mehr als 600 sm plus 15 % drin. Kanalfahrer kommen mit einer Tankladung sogar mehr als 2000 sm weit.
Betreten lässt sich das Boot am sichersten über die bereits genannte Badeplattform oder die Türen im Schanzkleid. Rutschfeste Bodenstrukturen und die soliden Haltemöglichkeiten geben ein hohes Maß an Bewegungssicherheit. Die Feuerlöschanlage im Motorraum plus Handfeuerlöscher gehört zum Standard, eine leistungsfähige Handlenzpumpe dagegen nicht. Die Betriebssicherheit des Motors wird durch saubere und feste Installationen und eine Spritanlage mit Absperrhahn, Kupferrohren oder (bis auf den Anschluss am Motor mit nur einer Schraubschelle) verpressten Schlauchanschlüssen gewährleistet.
Bei der Filteranlage wünschen wir uns noch einen elektrischen Alarm, der rechtzeitig meldet, wenn sich zu viel Wasser im Filter befindet. Erreichen lässt sich der Filter wie auch der Motor über Klappen im Salonboden; vorher muss mit wenigen Handgriffen ein Teil der Sitzbank entfernt werden. Der saubere Schutzanstrich und die Isolierung im Motorraum überzeugen ebenso wie (fast) die gesamte Verarbeitung.
Fazit
Die Bora 43′ ist ein grundsolider Verdränger und eine Pedro, wie man sie kennt. Sie bietet genügend Raum, damit vier Personen entspannt auf Reisen gehen können. Diese dürfen durchaus mal länger ausfallen, um beispielsweise zu Inseln wie Bornholm zu fahren. Bis auf die fehlende Handlenzpumpe kann sich auch die Serienausstattung sehen lassen.
Werft: Pedro
Typbezeichnung: Pedro Bora 43`
CE-Kategorie: B - Außerhalb von Küstengewässern
Länge: 12,95 m
Breite: 4,40 m
Verdrängung: 17,50 t
Preis: 441.666,00 €