Ralf Marquard
· 24.07.2017
Pegazus 560 Top Fisher: Ein „Kutter“ für Kerle, deren Leidenschaft der Fischfang auf See ist. Wir fuhren sie auf der Ostsee vor Warnemünde.
Etwa drei Jahre ist es her, dass man im Bauhaus die ersten Kunststoffboote zu sehen bekam und natürlich auch kaufen konnte. Seitdem hat sich die Produktpalette stetig vergrößert; der letzte Neuzugang ist die 560 Top Fisher. Sie stammt genauso aus dem Hause Pegazus wie die restlichen glasfaserverstärkten Boote.
Drei Freunde des Angelsports im Cockpit? Passt "dicke" …
Aufgeteilt ist die Top Fisher unter Deck in eine Bugkoje (1,40 m x 1,60 m) und das Fahrhaus, das mit 1,95 m eine ansprechende Stehhöhe bietet. Hierhin zieht sich die Fahrgemeinschaft bei schlechtem Wetter zurück, um ein Päuschen zu machen oder geschützt hinter der ungetönten Frontscheibe zu fahren.
Bei Regenwetter und Spritzwasser sorgt ein Doppelarmwischer für den nötigen Durchblick. Das Wischfeld fällt ausreichend groß aus; besonderes Lob verdienen Waschanlage und Defrosterdüsen (nur in Verbindung mit der Heizung).
Der Clou ist der mit wenigen Handgriffen nach hinten ziehbare Fahrstand.
Fahrer und Beifahrer sitzen dabei auf Schalensitzen, die sich drehen sowie vor- und zurückschieben lassen. Die Füße stellen beide auf eine Art Bänkchen, seitlich geben ausgeprägte Polster Halt. Praktisch für die Fahrt im Stehen: Die vordere Hälfte des Sitzpolsters lässt sich hochklappen.
Die Voraussicht ist nur im Sitzen eingeschränkt: In langsamer Gleitfahrt befindet sich die Instrumententafel teilweise noch im Blickfeld; um freie Sicht zu haben, muss man einen langen Hals machen. Die Instrumente kann der Fahrer bis auf wenige Spiegelungen gut ablesen, ein Lob verdient vor allem die Ausrüstung der Go-Fishing-Version mit Fishfinder (Lowrance Hook 7) und Kompass.
Der größte Clou des Fahrstands ist jedoch seine Variabilität: Mit wenigen Handgriffen lässt er sich bis auf Höhe der Führerhaustür nach achtern schieben und dort arretieren.
So hat der Skipper einen super Kontakt zu seinen Angelfreunden und kann alle Aktivitäten mit ihnen absprechen. Schöner Nebeneffekt: Er steht dann auch an der frischen Luft und in der Sonne. Die Sicht von dort durch die Frontscheibe ist tagsüber in Ordnung. Weitere Möglichkeit: etwas zu Seite lehnen und am Fahrhaus rechts vorbeischauen.
Gefahren und gemessen haben wir unser Testmodell auf der Ostsee vor Warnemünde. Bevor es jedoch losging, mussten wir die Warnow von Rostock herunterfahren, was man selbstverständlich nur langsam darf. Auf der Hintour fuhren wir mit Wind und Welle. Dabei gierte der Rumpf ordentlich hin und her, und wir mussten teilweise korrigieren; das wiederum darf nur vorsichtig geschehen, weil das Boot sonst übers Ziel hinausschießt und komplett herumeiert.
Stabiler läuft der Rumpf gegen Wellen und Wind. Gewichtsverlagerungen von einer Person wirken sich nur gering auf den Kurs aus, beeinflussen jedoch spürbar die Krängung.
Auf der Ostsee legen wir den Hebel dann auf den Tisch, und der 115-PS-Tohatsu bringt die Pegazus ab etwa 2000 bis 3600 U/min von Verdränger- in Gleitfahrt. Eine Phase, die nicht besonders schnell abläuft, aber für stehende Fahrer ohne große Sichtbehinderung stattfindet. Unter Land fahren wir die Top Fisher voll aus – der Powertrimm darf dabei nur ganz gering angehoben sein, sonst fängt das Boot schnell an zu wippen – und erreichen knapp 31 kn bei 4950 U/min.
Dieser Wert liegt im unteren Drittel der empfohlenen Volllastdrehzahl und macht die Boot-Motor-Kombination zu einem sparsamen Gespann. In Zahlen: 1,09 l/sm laufen in wirtschaflicher Gleitfahrt (knapp 19 kn bei 3500 U/min) durch die Spritleitung, was mit einem Tankinhalt von 135 l abzüglich 15 % Reserve eine Reichweite von exakt 105 sm ergibt.
Selbst mit mehr Gas liegt der Verbrauch nur unwesentlich höher, und sogar bei Vollgas erfüllt die Pegazus noch unsere Reichweitenforderung.
Schnelle Wenden darf man mit ihr nicht zu eng fahren, damit der Propeller keine Luft schnappt; ansonsten muss man neu anfahren. Auf dem Slalomkurs legt sich das Testboot kräftig von der einen auf die andere Backe, trotzdem bleibt es dabei immer gut zu kontrollieren. Verantwortlich für Letzteres ist die leichtgängige und direkte Hydrauliklenkung.
Kurse mit der See fahren wir fast mit Vollgas und fühlen uns dabei sicher. Gegenan läuft das Boot ebenfalls kursstabil, doch setzt der Rumpf härter ein, sodass wir das Tempo auf kleinere Gleitfahrt reduzieren müssen. Quer zur Welle schlingert und schaukelt der Rumpf naturgemäß, weshalb der Skipper immer mal wieder mit dem Ruder ausgleichen muss.
Fürs Anglerglück installiert die Werft sechs Rutenhalter, zwei zu flutende 100-l-Fächer, Köderkiste und Deckwaschanlage mit Wasserentnahme von außen. Wer es sich an kalten Tagen kuschelig machen möchte, bestellt für knapp 3000 € eine Ebersbächer Warmluftheizung. Diese sowie der gegen Aufpreis erhältliche Kocher und Kühlschrank sind besonders von Vorteil, wenn man mit dem Boot auch mal den ein oder anderen Ausflug mit der Familie oder dem Partner machen möchte.
Zur Sicherheitsausrüstung gehören Fluchtluk, Badeleiter (vom Wasser aus gut zu bedienen), Feuerlöscher, elektrische Lenzpumpen und eine lose Handpumpe. Damit man sich an Bord auch sicher bewegt, versieht die Werft Trittflächen mit Antislipstrukturen und installiert eine solide Reling und Haltegriffe. Das Seitendeck hat eine ausreichende Breite und Abrutschkante. In puncto Verarbeitung und Installationen lässt sich kurz sagen: alles ordentlich erledigt.
Fazit
Die Pegazus 560 Top Fisher ist ein Kajütboot, an dem besonders Angler ihre Freude haben. Entdeckungstouren sind mit dem einfach zu trailernden Boot jedoch ebenfalls möglich. In der Go-Fishing-Version bietet es eine ansprechende Serienausrüstung.
Werft: Pegazus
Typbezeichnung: Pegazus 560 Top Fisher (Go Fishing)
CE-Kategorie: C - Küstennahe Gewässer
Material von Rumpf und Deck: Kunststoff
Länge: 5,60 m
Breite: 2,54 m
Verdrängung: 0,89 t
Preis: 33.500,00 €