TestScarab 195 HO Impulse - Jet-Setter mit Jetantrieb

Sebastian Gollasch

 · 30.05.2016

Test: Scarab 195 HO Impulse - Jet-Setter mit JetantriebFoto: Dieter Wanke
Scarab 195 HO Impulse | se

Die US-Werft Scarab bringt mit ihrer neuen 195 HO Impulse ein Boot für maximal acht Personen aufs Wasser, die das Jet-Ski-Erlebnis im Bowrider suchen.

Hinter der amerikanischen Marke Scarab verbirgt sich heute der größte Hersteller von Booten mit Jet-Antrieb. Die Modellpalette der Werft reicht von 4,80 m (165) über 5,73 m (195, unser Testboot) und 6,40 m (215) bis hin zu 7,62 m (255) Länge. Jede Bootsgröße gibt es in drei unterschiedlichen Ausstattungen, wobei die Spitzenmodelle neben der Längenangabe in Fuß zusätzlich mit "HO Impulse" bezeichnet werden.

>>> Achtung bei der Rückwärtsfahrt!

Scarab 195 HO Impulse
Foto: Dieter Wanke

Mit diesem Wissen gehen wir in Schweinfurt an Bord unseres Testbootes, der 195 HO Impulse. Dass bei einem Jet-angetriebenen Boot das Lenkverhalten gegenüber konventionellen Schraubenantrieben in Rückwärtsfahrt umgekehrt funktioniert, muss man als Skipper wissen.

Wie wichtig diese Information ist, zeigt sich spätestens beim An-, Ablegen und Slippen. Hat man es bei Letzterem auf den Trailer geschafft, kann man die Scarab mit den kompakten Abmessungen von 5,73 m Länge und 2,43 m Breite ohne Einschränkung auf der Straße zum Reiseziel trailern. Als Zugfahrzeug eignet sich bereits die Kompaktklasse mit 1600 kg Anhängelast.

Angetrieben wird die Scarab 195 HO Impulse von einem Dreizylinder-Viertakt-Rotax-Motor in Kombination mit einem Jet-Antrieb. Hier muss man erwähnen, dass der Jet-Ski-Hersteller BRP die gesamte Antriebseinheit an die Werft liefert. Der Benziner besitzt 1,5 l Hubraum und leistet dank Kompressoraufladung stolze 250 PS. Damit schafft die 195 HO Impulse eine Höchstgeschwindigkeit von 37 kn bei den von uns erreichten 8000 U/min. Wirtschaftlich ist man mit der Scarab bei 6000 U/min oder 23 kn unterwegs.

Der Verbrauch beträgt bei dieser Geschwindigkeit 1,35 l/sm und liegt damit 0,48 l/sm unter dem Volllastverbrauch. So errechnet sich bei wirtschaftlicher Fahrt mit einer Tank- füllung des 117 l fassenden Kraftstoffbehälters (abzüglich einer Reserve von 15 %) eine Reichweite von 74 sm. Liegt der Hebel auf dem Tisch (Volllast) schrumpft der Aktionsradius auf magere 54 sm. Bei einer Kanalgeschwindigkeit von gut 6 kn (3000 U/min) reicht der Tank übrigens für eine Fahrstrecke von 95 sm, bis es an die Reserve geht.

Dass die Scarab nicht für lange Touren konstruiert wurde, zeigt sich neben der Reichweite auch beim Thema Lautstärke. Diese beträgt am Fahrstand bei Höchstge- schwindigkeit 93 dB/A, sinkt auf 89 dB/A in wirtschaftlicher Gleitfahrt und liegt da- mit jedoch immer noch deutlich über der BOOTE-Komfortgrenze von 80 dB/A.

Das Manövrierverhalten ist, wie man es von einem Jet erwartet, sehr sportlich. So dreht sich die Scarab vor- wie rückwärts in Vollkreisen mit einem Durchmesser von einer halben Bootslänge. Das Umsteuern von Steuer- nach Backbord wie auch zu- rück erfolgt jeweils innerhalb von zwei Sekunden. Bei langsamer Fahrt nimmt eine Gewichtsverlagerung an Bord geringen Einfluss auf die Kursstabilität, sodass der Skipper korrigieren muss. Der Übergang von Verdränger- in Gleitfahrt erfolgt zwischen 3500 und 6000 U/min.

Dabei wird die Sicht nach vorn – weder im Stehen noch im Sitzen – von dem wenig ansteigenden Bug kaum beeinträchtigt. Die beste Fahrt macht die 195 HO Impulse bei 6200 U/min. So unterwegs spricht die sehr feinfühlige Lenkung gut an, und Wellen anderer Sportboote überfährt die Scarab von allen Seiten sicher und ohne viel Anstrengung.

Beim Thema "Schnell gefahrene Kurven, Slalom und Wenden" zeigt die 195 HO Impulse, wofür sie gebaut wurde. Fährt man mit Höchstgeschwindigkeit in immer enger werdende Kreise, dreht sich das Boot am Ende auf der Stelle. Ein Ventilieren oder unsicher wirkendes Schaukeln konnten wir nicht feststellen. Auf dem Slalomkurs wird die Scarab richtig munter und zeigt, was sie kann. Der Rumpf gleitet je nachdem, wie stark der Skipper das Steuer einschlägt, direkt und gut kontrollierbar in die entsprechende Richtung.

Wie auch beim Jet-Ski, kann man von "Volle-Kraft-voraus" in "Volle-Kraft-zurück" gehen, wodurch das Boot stark ab- gebremst wird.

Um Beschädigungen am Jet vorzubeugen, ist die Drehzahl in Rückwärtsfahrt (runtergelassene Stauklappe) auf 4000 U/min begrenzt. Schnelle Wenden oder Kreise auf der Stelle sind damit ohne Probleme möglich.

An Bord der Scarab ist alles, wie es sich für so ein sportliches Boot gehört, modern und eher minimalistisch gehalten. Fahrer und Beifahrer nehmen in je einem gut gepolsterten und verarbeiteten Schalensitz Platz. Der Rest der bis zu acht Mann star- ken Crew findet im Bug wie auch auf der L-förmig angelegten Hecksitzbank ausreichende Sitzmöglichkeiten. Die Bank kann man durch Umklappen der Lehnenpolster als Erweiterung der Hecksonnenliege verwenden. Wem das an "Relax-Fläche" noch immer nicht reicht, der erweitert einfach noch die Bugsitzmöglichkeit mit einem Einlegebrett samt Polster und erhält so eine weitere Liegefläche.

Ist das Sonnenbad beendet, bietet sich zur Abwechslung das kühlende Wasser an, aus dem man dann bequem über die unter der Badeplattform montierte Badeleiter wieder an Bord gelangt.

Zum Stauen der Sportgeräte gibt es unter dem Cockpitboden ein größeres Fach. Kleine Sachen kann man in den anderen Stauräumen unter den Sitzplätzen unterbringen. Hier zeigt sich auf den Innen- und Unterseiten der Fächer allerdings eine teils sehr lieblose Detailarbeit/-lösung (unsauberer Ausbau) der im Übrigen gut verarbeiteten Scarab 195 HO Impulse.

Datenblatt: Scarab 195 HO Impulse