Es gibt Boote, bei denen erkennt man sofort, wofür sie gebaut wurden. Die TG 7.9 Supreme gehört genau in diese Kategorie. Schon beim ersten Blick in der Marina von Nagu fällt ihre Silhouette auf. Kein Design-Experiment, sondern typisch skandinavisch: funktional, robust und für jede Jahreszeit gebaut. Man merkt gleich – dieses Boot ist nicht nur für Sommertage am See gedacht, sondern auch für Herbststürme oder die erste kalte Überfahrt im Frühjahr. Besonders aber auch für genau die Orte, an denen wir uns zu unserem Test befinden: die finnischen Schären.
In Skandinavien ist es weit verbreitet, ein Sommerhaus auf einer eigenen kleinen Insel zu haben. Um dorthin zu kommen, braucht es ein Boot. Manche haben ein einfaches Ruderboot oder ein kleines offenes Modell mit Außenborder. Wer weiterfährt, Angeln liebt oder schlicht mehr Komfort und Möglichkeiten möchte, greift zu einem Kabinenboot. Genau da kommt die TG 7.9 ins Spiel.
Bevor ich jetzt ein falsches Bild eines Finnen erstelle: Diese Inseln sind meist seit Generationen im Familienbesitz, ein paar noch ohne Strom und Heizung. Auch das Wort Insel haben vielleicht nicht alle Orte verdient. Man könnte auch von einem Felsen reden, der groß genug ist, ein rotes Holzhaus darauf zu bauen. Nichtsdestotrotz schön ist es trotzdem!
Für die, die TG nicht kennen: TG Boats wurde in den 70ern im finnischen Porvoo nahe Helsinki gegründet, damals noch unter dem Namen TG-Marin. Angefangen hatte alles mit GFK-Rennbooten, was man heute auch noch am Fahrstand merkt. Bald kamen die ersten Kabinenboote, und ab Mitte der 80er spezialisierte man sich ganz darauf. Mit dem Modell TG-7000 gelang 1988 der Durchbruch. Seit 2021 gehört TG zur Otto Brandt Group, zusammen mit Marken wie Terhi oder Silver, aber auch dem finnischen Honda-Marinevertrieb. Aber zurück zum eigentlichen Thema – der TG 7.9 Supreme.
Wir gehen über das Vorschiff an Bord und stehen zwischen der ungewöhnlichen abgetrennten Schlafkabine und dem Durchgang zum eigentlichen Salon mit Fahrstand. Bleiben wir aber hier vorne: Auf der Steuerbordseite gibt es einen kleinen Raum, in dem die Toilette untergebracht ist. Klappt man ein Polster um, kann hier auch genächtigt werden. Mehr als eine Person findet aber nicht Platz. Die dazu benötigten Polster sind ein Extra. In unserem Testboot ist eine elektrische Toilette mit Mazerator verbaut. Auch das ist ein zusätzliches Extra.
Lüftungsmöglichkeiten in Form eines Fensters gibt es nicht. So richtig wohlfühlen würde man sich hier über Nacht also eher weniger. Zur Not oder nur für ein paar Stunden geht es aber allemal.
Im Salon fällt sofort der dunkle Filz an den Wänden auf. Zusammen mit den großen Fenstern ergibt das eine Mischung aus Arbeitsboot und Do-it-yourself-Busausbau. Alles wirkt solide und langlebig. Zwei extra Schlafplätze in der hinteren Steuerbordecke reichen locker für kurze Törns, Stauraum ist vorhanden, Luxus allerdings weniger. Wer Yacht-Feeling sucht, ist hier falsch – die Supreme ist für Leute gedacht, die einfach sicher und unkompliziert auf Tour gehen wollen. Wasserwandern nennt man das. Dafür sind eine Sitzecke mit gemütlichen Polstern und ein cool gemachter Multifunktionsbereich. Dieser ist mit Waschbecken und Gaskocher ausgestattet.
Außerhalb der Kabine im Heck gibt es eine kleine Sitzecke, auf Wunsch auch mit Tisch. Eigentlich alles, was man braucht. Das Dach der TG 7.9 lässt sich außerdem per Hand öffnen. So kommt etwas mehr Frischluft in das Innere des Bootes. Unser Testboot ist mit einer Webasto Standheizung ausgestattet. Glück gehabt, die Luft außerhalb des Bootes hat nur acht Grad.
Unterwegs zeigt das Boot dann seine größte Stärke: Stabilität – auch bei Querwelle. Der tiefe V-Rumpf schneidet sauber durchs Wasser, Schläge werden gut abgefangen. Sportlich wirkt die Supreme am Anfang nicht, eher wie ein sicherer Reise-SUV: souverän, entspannt, gelassen – auch wenn das Wetter umschlägt. Selbst die Wellen einer Targa 41 steckt sie gelassen weg. Schiebt man den Gashebel allerdings weiter nach vorne, überrascht das Boot. Bei 6.100 Umdrehungen in der Minute und gut getrimmtem Außenborder zeigt die Logge über 50 Knoten Boatspeed an. Das Gefühl ist dabei zwar etwas kippeliger als bei weniger Fahrt, keinesfalls aber unkontrollierbar. Auch Hafenmanöver sind kein Problem. Das Boot dreht Außenborder-typisch enge Kreise. Bei Bedarf kann das Bugstrahlruder dazugenommen werden. Dieses ist ein Extra.
In dem um den Fahrer gebauten Steuerstand macht das Manövrieren dann richtig Spaß. Auch die Power lässt sich dank der aufpreispflichtigen elektronischen Schaltung gut dosieren. Ein Extra, das unserer Meinung nach mit auf die Ausstattungsliste gehören sollte.
Angetrieben wird die Supreme von einem Honda-Außenborder. Angehängt werden dürfen maximal 350 PS. Das ist auch der Unterschied zur normalen TG 7.9: Rumpf, Struktur und Heckspiegel sind verstärkt, um so viel Motor überhaupt tragen zu können. Dazu gibts noch einen um etwa 60 Liter größeren Tank. So sind dann eben Spitzengeschwindigkeiten von über 50 Knoten und etwas mehr Reichweite drin.
Wer das nicht braucht, kann sich auch die Standard-Variante der TG 7.9 ansehen. Sie besitzt maximal 200 PS, was für normales Fahren definitiv auch ausreichen sollte. Die Fahreigenschaften dürften gleich bleiben, nur eben deutlich langsamer. Die Verarbeitung bleibt bei den beiden Booten aber gleich. Wir finden sie gut und finden auch bei genauerem Hinschauen keine gravierenden Mängel oder Probleme, die man erwähnen müsste.
Zum Schluss noch ein Blick aufs Deck: Die schmalen Gangborde wirken erst gewöhnungsbedürftig, erweisen sich aber als praktisch. Alles ist so angelegt, dass man allein, aber auch mit größerer Crew oder vollem Boot gut klarkommt. Auf dem Dach sind auf Wunsch entweder einer oder zwei Suchscheinwerfer verbaut. Die Reling und die Klampen sind schwarz eloxiert. Das gibt dem Boot eine noch modernere Note.
| Drehzahl U/min | Geschwindigkeit kn | Verbrauch l/sm | Reichweite sm | 
| 650 | 3,15 | 0,79 | 311 | 
| 3.00 | 23,3 | 1,08 | 227 | 
| 6.100 | 50,8 | 2,57 | 96 | 
Die TG 7.9 Supreme ist ein echt gelungenes Boot. Von außen macht sie vielleicht eher einen langweiligen Anschein, beim Fahren wendet sich das Blatt aber um 180 Grad. Die Verarbeitung und Bauweise ist vollkommen in Ordnung und wir finden keine Mängel.
(+) wendig
gute Verarbeitung
leise im Inneren
vielleicht etwas zu kahl im Inneren