Valk Nemo 35-38 S

Ralf Marquard

 · 14.04.2012

Valk Nemo 35-38 SFoto: Hans-Günter Kiesel
Valk Nemo 35-38 S

Valk Nemo 35-38 Sport: Aluminium macht sie leicht und robust – und mit CE-Kategorie B eignet sie sich gut für Fahrten auf Binnen- und Seerevieren.

Der größte Anteil der holländischen Boote wird aus Stahl gebaut. Eine Tradition, die sich über die letzten Jahrzehnte immer mehr gefestigt hat und auch von P.Valk Yachts erfolgreich betrieben wird. Die Werft setzt jedoch schon seit 1966 auf ein weiteres Standbein: den Bau von Aluminium-Booten.

Test Valk Nemo 35-38
Foto: H.-G. Kiesel

Zu diesen Typen gehört unser Testboot, die Nemo 35–38 Sport. Die beiden Zahlen am Ende lassen schon erahnen, dass es sich um kein gewöhnliches Boot handelt, sondern um ein „veränderliches“. Und zwar lässt sich die Badeplattform hydraulisch hochklappen, sodass von den ursprünglichen 38 Fuß 35 Fuß übrigbleiben. Vorteil sind günstigere Liegegebühren und Winterlager. In die Schleuse kann man sich mit etwa 1 m weniger Boot auch eher mal mit reinschlängeln. Am Ankerplatz fährt man die große Badeplattform per Knopfdruck herunter und kann sie normal nutzen.

Werftchef P. Valk bewirbt seine Nemo als Verdränger im Binnenbereich, der aber genauso gut als Gleiter auf See (CE-Kategorie B) unterwegs ist. Wir fuhren das Boot auf dem Ijsselmeer bei einem Wind von etwa 5 Beaufort. In den kurzen Kabbelwellen zeigte die Nemo ansprechenden Komfort. Mit nur wenig Spritzwasser setzt sie zwar deutlich hörbar, aber „rückenschonend“ ein. Bei schneller Fahrt bleibt der Rumpf in alle Richtungen kursstabil.

Mit Verdrängergeschwindigkeit und achterlichen Wellen muss man den Kurs teilweise ausgleichen, was aber in der Natur der Sache liegt, wenn man von Wellen überholt wird. Als Höchstgeschwindigkeit haben wir am Testtag 29 kn gemessen; die beiden Diesel (Yanmar 220 PS) drehen exakt die vom Hersteller erlaubten 4000/min.

In dieser Situation verbrauchen sie laut Yanmar-eigener Digitalanzeige 88 l/h. Daraus errechnen sich 3,08 l/sm, und eine Tankfüllung (1100 l) abzüglich 15 % reicht für passende 308 sm. Einen Tick weiter geht die Reise noch, wenn man die Motoren auf 3750/min (25 kn) drosselt. Fast doppelt so weit kommt der Skipper, wenn er mit 7 kn (etwa Rumpfgeschwindigkeit) fährt.

In schnellen Kurven zieht der Rumpf ohne zu schaukeln und einzuhaken sicher seine Runden, was selbst im Rauwasser gilt. An der engsten Stelle des Kreises schnappen die Propeller Luft, und man muss kurz Gas wegnehmen, um neu anzufahren. Aufgrund der lang übersetzten Hydrauliklenkung fallen Slalommanöver und das Verreißen der Lenkung träge und weich aus.

Im ruhigen Hafen zeigt unser Testboot, dass es auch mit langsamer Verdrängerfahrt kursstabil unterwegs ist. Hafenmanöver gelingen mit der Doppelmotorisierung (entgegengesetzt eingekuppelte Getriebe) und dem Bugstrahlruder einfach und exakt.

Das bedient der Fahrer an einer gut positionierten Doppelschaltung (elektrisch) und Drucktaster-Paneel (Strahlruder). Schalter für die Trimmklappen und den Power-Trimm (Z-Antriebe) sitzen ebenfalls griffgünstig. Letztere benötigt man bei der normalen Fahrt jedoch nicht. In die optimale Lage bringt man das Boot lediglich mit den Klappen, die besonders im Übergangsbereich (etwa 2500/min–3500/min) ihre Vorteile zeigen.

Bei Vollgas braucht man die Klappen nicht unbedingt, auch ohne bleibt die Sicht im Stehen und Sitzen gut. Platz findet der Skipper auf einem umklappbaren (Erweiterung Steuerbord-Liege), aber etwas zu weich gepolsterten Sitz. Der Abstand zum Steuerrad ist bedienfreundlich und die Beinfreiheit reichlich. Kopiloten haben ihren sicheren Platz auf einer Doppelbank an Backbord.

Geschützt wird die Fahrgemeinschaft durch ein Cabrio-Verdeck mit reichlich Folienfenstern und einer leicht getönten Sicherheitsglasscheibe. Lob: kein Scheibenrahmen im Sichtfeld, zwei große Wischer und nur mäßige Spiegelungen. Letzteres gilt ebenfalls für die gute Instrumentensicht. Manko: Navigationsinstrumente stehen auf der Aufpreisliste.

Die Motoren findet man unter einem doppelten Boden im hinteren Cockpitbereich. Vorteil dieser Kapselung: der maximale Geräuschpegel liegt bei 83 dB/A. Den gesamten Motorraum kann man über herausnehmbare Platten sehr gut erreichen, und die Installationen der technischen Anlage führten die Techniker fachgerecht aus. Bis auf wenige ungebrochene Kanten bei den Einbauten und Staubeinschlüsse im Cockpittisch-Lack gilt dieses ebenso für Einbauten, Lackierungen und Metallverarbeitung.

Das Leben unter freiem Himmel spielt sich hauptsächlich im Cockpit ab, was durch eine Stufe geteilt ist. Achtern befindet sich eine freie Fläche und vorn der Tisch und zwei Kombisitzecken (Sonnenliege/Sitz) je Seite. Eine Etage tiefer geht es bei unserer Zwei-Kabinen-Version in den geräumigen Salon mit riesiger, halbrunder Sitzecke und gut ausgestatteter Pantry.

Geschlafen wird in zwei Mittelkabinen, wobei sich die Kabine an Steuerbord aufgrund der geringeren Größe gut für Kinder oder Gäste eignet und die größere an Backbord als „Eignersuite“. Die Polster fallen weich aus und sollen laut Werft für die Belüftung eine integrierte Gitternetzeinlage haben. Praktisch ausgeführt: die getrennten WC- und Duschräume, die beide ein passendes Raumangebot bieten. Um Kleidung und Ausrüstung zu verstauen, findet man an und unter Deck reichlich Möglichkeiten.

Zur Sicherheitsausrüstung gehören vorbildlich Feuerlöschanlage im Motorraum und 2-kg-Löscher. Vier elektrische Bilgenpumpen sind viel, wir vermissen jedoch noch die leistungsfähige Handlenzpumpe, die auch ohne Strom funktioniert. Bewegungssicherheit gibt eine Vielzahl von Handläufen, die Reling und die rutschfesten Bodenstrukturen.

Fazit: Die Nemo 35–38 ist ein grundsolides Boot mit guten Fahr- und Manövriereigenschaften, das sich sowohl für Binnenreviere als auch auf See passabel eignet.

Datenblatt: Valk Nemo 35-38 Sport

Werft: P. Valk Yachts

Typbezeichnung: Valk Nemo 35-38 Sport

CE-Kategorie: B - Außerhalb von Küstengewässern

Material von Rumpf und Deck: Aluminium

Länge: 11,80 m

Breite: 4,10 m

Verdrängung: 9,50 t

Preis: 449.000,00 €