„Victoria Z“Mahagoni-Kunstwerk mit Musclecar-Motor

Sören Gehlhaus

 · 14.11.2025

Vroom, Vroom! Werftchef Ben Van Dam erfreut sich am Klang der V8-Triebwerke von „Victoria Z“.
Foto: Van Dam Custom Boats
„Victoria Z“ ist ein 10,70 Meter langes Mahagoni-Dayboat aus der US-Customschmiede Van Dam. Zwei modernisierte Ford-427-Motoren mit rund 1.100 PS Gesamtleistung bringen das Schmuckstück über Oberflächenpropeller auf 85 Knoten Topspeed.

Sonores Blubbern wird von einem Donnern unterbrochen, wenn die beiden V8-Aggregate auf Touren kommen und Vroom-Vroom-Salven von sich geben. Vier Klappen bibbern im Abgasstrom der Endtöpfe. Natürlich raucht und riecht es. Viele Sinne spricht das an, dieses Prozedere im Stillstand, das beinahe mehr über die Kraft und das Potenzial verrät als der eigentliche Sprint durchs Nass. Dann wirken Gischt und Wellen wie Störgeräusche. Ganz unten gibt es ein Video von der Leistungsschau beim Anlassen.

Rohe Kraft und zeitlose Linien aus US-Werft

Und ja, handelt es sich hierbei um ein Produkt US-amerikanischer Herkunft. Wenn man so will, ist die 10,70 Meter lange „Victoria Z“ die marinisierte Variante eines Musclecars. Van Dam Custom Boats baute am Lake Michigan nach Plänen von Michael Peters Yacht Design aus Florida, der bereits 1998 mit „Alpha Z“ ein kürzeres, einmotoriges Schwesterschiff aus Van-Dam-Hallen. ​Peters’ Auftrag: rohe Kraft mit zeitlosen Linien zu verbinden und in Mahagoni aus Honduras zu hüllen.

Ehepaar als Auftraggeber von „Victoria Z“

Van Dams Bootsbauer erschufen ein Dayboat mit einem Höchstmaß an Detailtreue, das neue Standards in der Branche setzen sollte. Ben Van Dam​, Werftchef in zweiter Generation, gibt Einblicke in den Entstehungsprozess: „Unsere Beziehung zu diesem Boot begann 2012, und es ist das zweite Projekt, das wir mit diesem unglaublichen Ehepaar-Team durchgeführt haben. Eine so enge und dynamische Beziehung zu den Eigentümern ist während des gesamten Prozesses eine große Hilfe. Nach unserem ersten Projekt wusste unser Team, wie tief man in Bezug auf Details und die Ansprüche der Eigner gehen konnte.”

Auf Leistung getrimmte Retro-V8

​Großen Anteil an der Verdrängung von knapp drei Tonnen haben zwei Ford-427-Motoren, könnte man meinen. Retro ist vor allem deren Anmutung mit hervorragenden Einspritzdüsen. Die nebeneinander im Motorenraum arbeitenden Triebwerke bestehen aus Aluminium. Sterling Performance hat sie für „Victoria Z“ neu aufgebaut und auf neun Liter Hubraum gebracht, sodass sie computergesteuert je 550 PS (405 kW) leisten. Die legendären V8-Aggregate mit sieben Liter Hubraum aus Fords FE-Motorenfamilie erlangten in den 1960er Jahren durch den Einsatz in der Shelby Cobra Popularität.

An Bord erfolgt die Kraftübertragung erfolgt über ZF-63A-Getriebe und Arneson-ASD-6-Oberflächenantriebe mit Fünfblatt-Rennpropellern. ​Die Motoren sind mit Throttle-Body-Einspritzung ausgestattet und werden von Performance-Electronics-Pe3-8400P-Steuergeräten kontrolliert. Fließt Benzin mit mindestens 91 Oktan durch die Leitungen, sind bei einer maximalen Drehzahl von 5.400 U/min Topspeeds von 85 Knoten möglich. Der Kraftstoff wird in einem Haupttank mit 386 Liter und einem kleineren mit 212 Liter Fassungsvermögen gebunkert.

Moderner Yachtbau alter Schule

Der Riss orientiert sich weniger an klassischen Musclecars: Es gibt keine markanten Lufteinlässe oder gar Beulen der Shelby Cobra, die wie dauerhaft flexende Muskelpakete wirken. Hingegen wie tiefergelegt schwimmt „Victoria Z“ im Wasser und zeigt eine gestreckte Silhouette mit fein zulaufendem Spitzbug, flacher Windschutzscheibe aus einem Stück und eingeschnürter Kontur. Dennoch wirkt das Heck bullig mit den vier Endrohren, Trimmzylindern und externen, 124 cm langen Ruderblätter im Gunmetal-Finish, die aus Van Dams eigener Schlosserei stammen.

Das moderne Unterwasserschiff prägen je Flanke zwei Stufen und drei Kimmkanten. Die Rumpf- und Deckskonstruktion besteht aus einem Holz-Verbundwerkstoff mit einer Außenhaut aus Mahagoni, die diagonal-karweel beplankt wird. Bei diesem Verfahren werden viele dünne Holzschichten mit Epoxidkleber miteinander laminiert. Ben Van Dam zum Prozess: „​Jedes Brett, das in unsere Sonderanfertigungen einfließt, wird sorgfältig ausgewählt und nach Eigenschaften sortiert, die darüber entscheiden, ob es für die Struktur, die Optik oder in einigen Fällen für beides verwendet wird. Jedes Brett wird gemäß Designvorgaben von Hand geschnitten und gebogen, wobei darauf geachtet wird, dass die Maserung während des gesamten Bauprozesses aufeinander abgestimmt ist.”

Ausstattung und Besonderheiten

​Einige der subtileren Merkmale des Bootes unterstreichen nicht nur das zeitlose Design, sondern verbessern auch die Funktionalität. Das Bugstrahlruder beschert „Victoria Z“ höchste Manövrierfähigkeit auf engstem Raum, und die digitale Czone-Schaltung ermöglicht eine vollständige Anpassung der elektrischen Komponenten und der Beleuchtung. Besonders beeindruckend sind die von Hand in Form gebrachte Instrumententafel, die aufwendige Verbundlaminierung des Decks und der horizontal bewegliche Motorraum – alles Details, die auf den ersten Blick verborgen bleiben, aber die außergewöhnliche Bootsbaukunst unterstreichen.

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Technische Daten „Victoria Z“

  • Länge: 10,7 m
  • Breite: 2,6 m
  • Tiefgang: 51 cm
  • Gewicht: 2.950 kg
  • Höchstgeschwindigkeit: 85 Knoten
  • Motoren: 2 × Sterling Performance Ford 427
  • Motorleistung: je 550 PS (405 kW), gesamt 1.100 PS (809 kW)
  • Kraftstoffart: mindestens 91 Oktan
  • Kraftstoffkapazität: Haupttank 386 l , Zusatztank 212 l
  • Getriebe: ZF 63A
  • Antrieb: Arneson ASD-6 Oberflächenantriebe
  • Rumpfmaterial: Honduranisches Mahagoni (Holz-Verbundkonstruktion)
  • Konstruktion: Michael Peters Yacht Design
  • Werft: Van Dam Custom Boats, Boyne City, MI

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