Viper 223 Toxxic

Peter Laessig

 · 09.06.2014

Viper 223 ToxxicFoto: Morten Strauch
Viper 223 Toxxic | xxic

Viper 223 Toxxic: Der rasante Daycruiser besitzt zwar keine Giftzähne, ist aber ein „Boot mit Biss“. Peter Lässig hat sie auf dem Rhein getestet.

Test Viper 223 Toxxic | icFoto: Morten Strauch
Test Viper 223 Toxxic | ic

Mit der Viper assoziiert man Geschwindigkeit, aber mit dem Wort "Toxxic" setzt die Werft noch eins drauf und hebt die 223 mit dem Doppel-X aus dem Sortiment heraus. – Unter dem Vordeck bietet das Boot zwei Kojen und im Cockpit sieben Sitzplätze, wenn man etwas zusammenrückt. Die Sonnenliege ist zugleich Motorraumdeckel; darunter arbeitet, je nach Wahl, ein Benziner von MerCruiser oder Volvo Penta mit 190 bis zu "toxischen" 380 PS.

Test Viper 223 Toxxic | icFoto: Morten Strauch
Test Viper 223 Toxxic | ic

Die gesamte Verarbeitung des komplett in Deutschland gebauten Bootes gibt fast keinen Anlass zur Kritik. Damit befindet sich die Werft auf hohem Niveau und verleiht der 223 durch Verwendung edler Materialien gehobene Wertigkeit.

Test Viper 223 Toxxic
Foto: Morten Strauch

In langsamer Fahrt durchmessen die Drehkreise sowohl mit vorwärts als auch rückwärts eingelegtem Gang maximal eineinhalb Bootslängen. Das ist wendig und vereinfacht An- und Ablegemanöver. Dafür bedarf es im Hafen auf längeren Strecken vorwärts als auch rückwärts fahrend einer Kurskorrektur; ändert dabei jemand im Boot seinen Platz, beeinflusst dies Kurs und Krängung. Das bessert sich ab 1200/min oder 6 kn Fahrt, die man bei langsamen Passagen einhalten soll, um die vom Rumpf erzeugten Wellen klein zu halten.

Ohne sich allzu viel zu vertrimmen, geht das Testboot bei bester Voraussicht zügig ab 2000/min von der Verdränger- in Gleitfahrt über und beschleunigt bis auf eine Höchstgeschwindigkeit von 44 kn. Der Motor dreht dabei 100/min mehr als vom Hersteller erlaubt, was aber angesichts der geringen Beladung dennoch für die richtige Propellerwahl spricht. Die kleinste Gleitfahrt messen wir mit 18 kn bei 2500/ min, die wirtschaftlichste Gleitfahrt liegt bei 3000/min (23 kn). Eine Tankfüllung Benzin reicht in langsamer Fahrt theoretisch für 193 sm am Stück, bei wirtschaftlicher Fahrweise für 143 sm und bei Vollgas für 82 sm, plus jeweils 15 % Reserve. Damit erfüllt das Testboot unsere Minimalforderung, was wir "gut" werten. "Noch gut" beurteilen wir die Schalldruckzahlen, da erst bei Vollgas und wegen 100/min zu viel die 85-dB/A-Grenze um 2 dB/A überschritten wird.

Überzeugt haben uns die Fahreigenschaften der Toxxic, sie hat während der mit Höchstgeschwindigkeit gefahrenen Extremmanöver in keiner Weise enttäuscht. In den immer enger verlaufenden Kurven neigt sich das Testboot leicht zum Kurvenmittelpunkt und bremst sich etwas von allein ab. Ohne Schaukeln oder dass der Rumpf einhakt, zieht die Toxxic ihre Bahn – ob mit ganz beigetrimmtem Antrieb oder Fahrtrimm. Getrimmt ventiliert an engster Stelle (etwa drei Bootslängen Durchmesser) ein wenig der Propeller. Das lässt nach, wenn man den Antrieb beitrimmt oder aus der Kurve herauslenkt.

Die 180°-Wenden auf engstem Raum absolviert die 223 in einem Rutsch innerhalb von knapp drei Bootslängen. Bleibt dabei der Trimm in optimaler Stellung stehen, verlieren die Propeller den Halt, und man muss neu anfahren. Auf der Slalomstrecke bringt man die Toxxic ungefährlich über die Längsachse zum Pendeln – beim Verreißen des Ruders folgt sie unbeirrt dem eingeschlagenen Kurs. Während Fahrer und Beifahrer bequem in ihren verstell-baren Schalensitzen Platz finden und der Beifahrer über einen passend montierten Haltegriff verfügt, müssen Fond-Gäste mit je einem an den Cockpitseitenwänden auskommen. Wellen der Berufsschifffahrt auf dem Rhein: Hier heißt es angepasst fahren – oder "im vollen Galopp" drüber. Hebt man mal ab, ist die Landung sicher.

Der Fahrstand ist übersichtlich und pragmatisch gestaltet, es lässt sich, bis auf die Schalter, alles gut einsehen und handhaben. Kompass und Echolot kosten extra, einen Scheibenwischer gibt es nicht. Die Sicht nach vorn ist gut, es stören aber in der Windschutzscheibe und im Chrom-Scheibenrahmen Reflexionen des hellen Untergrundes.

Motor, Tank, Elektrik

Ein 5.0-MPI-MerCruiser mit aufpreispflichtigen Katalysatoren treibt das Testboot an, was beide damit auch für den Bodensee tauglich macht. Die Kraft gelangt über einen Bravo-III-Antrieb mit zwei Edelstahlpropellern ins Wasser. Den Sonnenliege-Motorraumdeckel muss man per Hand öffnen und blickt dann in einen sauber gearbeiteten Motorraum mit gehalterter Batterie und Automatikfeuerlöscher; der Motor ist für Kontrolle und Service bis auf die Front bestens zugänglich. Der Tank steckt nicht abgeschottet vom Motorraum unter dem Cockpitboden, beim Reinigen des Sprits verlässt man sich auf den Motorhersteller.

Einen Batteriehauptschalter samt Kraftstoffhahn findet man gut zugänglich im Stauraum der Cockpitsitzbank, die dazugehörigen Sicherungen nach Öffnen einer Klappe in der Kabinenrückwand unter dem Fahrstand. Die Verlegung der Elektrik gefällt, die unbehandelten Schnittkanten am Fahrstand und in der Motorraumschottwand, wo Kabel durchlaufen, weniger. Wir werten daher technische Installationen ab. In Ordnung fanden wir, dass man die Elektrokabel für eine elektrische Ankerwinde schon verlegt hat.

Sicherheit

Hier punktet die Toxxic mit guten Fahr-eigenschaften. Die Maße bei Cockpitinnenhöhe und Freibord stimmen. Im Fond geben Griffe und Scheibenrahmen Halt – der auf dem Vordeck von zwei Handlaufrelings geboten wird. Das Cockpit lenzt in die Bilge; nur eine elektrische und keine Handlenzpumpe ist uns, besonders in diesem Fall, zu wenig.

Wohnen, Cockpit und Ausrüstung

Unterm Vordeck lässt sich die V-Sitzbank mittels Einlegepolster in eine durchgehende Liege für zwei wandeln. Darauf zu sitzen gelingt bequem am Eingang mit Falt-Kunststofftür und Deckel. Licht gelangt über zwei Deckenluken in die Kabine. Man betritt das Boot übers Vordeck oder von der Badeplattform aus, wo man je ein Polster auf der Sonnenliege und der Heckbank entfernen kann; begehbare Flächen sind mit einer Antislipstruktur versehen. Gestaut wird entweder unter der Heckbank, dem Cockpitboden oder in den Wegerungen. Das Boot ist fahrfertig ausgerüstet und verfügt neben anderem über einen Ankerkasten am Bug, Zugösen vorn und achtern, Wasserskihaken und sechs Belegklampen sowie eine Badeleiter samt integriertem Haltegriff in der Badeplattform. Attestierte Navigationslampen schlagen extra zu Buche.

Die Werft sagt...

Die Viper 223 Toxxic ist ein rassiges Sportboot mit exklusivem Qualitätsniveau. Motorleistungen bis 380 PS ermöglichen Geschwindigkeiten über 50 kn. Die Ausrüstung ist umfangreich; die große Wasserlinienbreite und der tiefe Schwerpunkt tragen zu exzellentem Fahr-verhalten bei. Der Edelstahlrahmen der Windschutzscheibe sowie extrabreite Handläufe im Heckbereich sorgen für hohe Sicherheit.

BOOTE sagt...

"Rassig und sicher bei hohem Tempo und Material-Niveau" rangiert weit vorn. Wie die 223 mit stärkeren Motoren läuft, wissen wir nicht; das Testboot fuhr mit dem 260er hervorragend, sicher und schnell. Der Scheibenrahmen ist stabil, und die Handläufe sorgen für Halt auf Heckliege und -bank.

Datenblatt: Viper 223 Toxxic

Werft: Viper

Typbezeichnung: Viper 223 Toxxic

CE-Kategorie: C - Küstennahe Gewässer

Material von Rumpf und Deck: Kunststoff

Länge: 6,80 m

Breite: 2,55 m

Verdrängung: 1,70 t

Preis: 55.900,00 €