Virtue V10Spezial-Rumpf und modernste Technik für ultimative Leistung vereint

Ralf Marquard

 · 14.12.2023

Auch als Doppelanlage auf dem Bodensee erlaubt: Die beiden 150-PS-Außenborder  mit  Katalysator, Lambdasonde und speziellem Steuergerät
Foto: Tuba Özdogan/Mustafa Ciftci
Ein spezieller Rumpf, modernste Technik, schickes Design und mögliche Motorisierungen machen die Virtue V10 fit für die Zukunft. Wir haben sie getestet

Die Entwickler der Virtue V10 haben ihrem Boot nicht nur ein modernes Aussehen, sondern dem Rumpf auch eine spezielle, hocheffiziente Form gegeben. Das sogenannte Petestep-Unterwasserschiff sorgt laut Werft (Virtue Yachts) für eine reduzierte Reibung, die wiederum den Verbrauch verringert. Motorisiert werden kann die Virtue mit Außenborder als Single- oder Doppelanlage. Auch hier zeigt die Werft ihre Zukunftspläne, denn sie haben auch Elektromotoren der Marke EVOY (2 x 120 PS oder 1 x 300 PS) im Programm. Verbrennungsmotoren von Honda und Yamaha stehen ebenfalls auf der Zubehörliste. Unsere Test-Virtue fährt allerdings mit speziellen Verbrennungsmotoren: zwei Bodenseestufe-II-taugliche Außenborder (3.0L GPM DF 150 BSO II). Eine gemeinsame Entwicklung der GP Marine GmbH und der Nasbo-Werft AG – beide haben ihren Sitz in der Schweiz. Als Basis dient ein Mercury F150 SeaPro, der mit Lambdasonde und einem speziellen wassergekühlten Katalysator ausgerüstet ist, beides sitzt in einem neu konstruierten Abgaskrümmer. Das alte Steuergerät musste ebenfalls durch ein neues ersetzt werden.

Auf unserem Testboot installiert die Nasbo-Werft zwei dieser modifizierten Außenborder und verbaut zum einfachen Schalten eine elektronische Schaltung, deren Befehle über eine Servoeinheit an die Motoren weitergegeben werden. Für die exakte und leichtgängige Steuerung sorgt eine Hydrauliklenkung von Seastar.

Virtue V10 in jeder Fahrposition uneingeschränkt bedienen

Bedient wird beides an einer Centerkonsole, die mit einer Sicherheitsglas-Windschutzscheibe (mit umlaufenden Rohrrahmen) ausgerüstet ist. Spiegelungen in der Scheibe fallen gering aus, und bei Regen oder Spritzwasser sorgt ein Scheibenwischer für den nötigen Durchblick. Die Sicht auf die beiden aufpreispflichtigen Monitore ist ebenfalls uneingeschränkt. Den für uns wichtigen Analogkompass gab es nicht auf dem Testboot. Beifahrer und Fahrer finden ihre Plätze auf Sportsitzen, die mit Dämpfern ausgerüstet sind. Letztere federn die Schläge beim Einsetzen des Rumpfes ab und machen die Rauwasserfahrt zu einer rückenschonenden Angelegenheit. Die vordere Hälfte der Sitzpolster ist klappbar und ermöglichen so eine entspannte Fahrt im Stehen. Egal welche Fahrposition man nun einnimmt, Schaltung und Steuerung lassen sich uneingeschränkt bedienen.

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Los geht’s: Mit den beiden Motoren legt der Skipper sicher und exakt an und ab. Auf unserem Testboot sorgt ein aufpreispflichtiges Bugstrahlruder für zusätzliche Wendigkeit. Bei langsamen Geschwindigkeiten fährt die Virtue kursstabil und lässt sich auch von Gewichtsverlagerungen nicht auf die schiefe Bahn bringen. Beim Beschleunigen in die schnelle Gangart schnappen die Propeller kurz Luft, bevor die Virtue in die schnelle Gangart übergeht. In diesem Punkt will der Bootshändler Swiss Nautik nachbessern. In Gleitfahrt macht die V10 ebenfalls eine kursstabile Fahrt und lässt sich mit der Hydrauliklenkung gut dirigieren. In schnellen, immer enger werdenden Kreisen zieht das Boot soft rum, bremst sich selbstständig ab, und die Propeller ziehen dann Luft – mit Trimm etwas früher als ohne. Auf Slalomkursen und beim Verreißen des Ruders reagiert der Rumpf weich und sicher. Gleiche Beurteilung bekommt das Testboot beim Überspringen von Wellen, die von Berufsschiffen erzeugt wurden.

Wer in schneller Fahrt möglichst weit kommen möchte, lässt die beiden Motoren 3500 U/min drehen und gleitet mit gut 19 kn locker übers Wasser. Mit dem 450-l-Tank errechnet sich dann eine Reichweite von respektablen 191 sm plus 15 Prozent Reserve. Damit die beiden Außenborder auch immer mit sauberem Sprit versorgt werden, installiert die Werft zwei gut erreichbare Spritfilter. Der Tank ist aus Edelstahl gefertigt und sicher mit Bügeln befestigt. Weiter überzeugt die Tankanlage mit Absperrhähnen und doppelt verschraubten Schlauchanschlüssen. Die Batterien stehen in Kunststoffkästen, die mit Riemen fest verzurrt sind. Die Hauptschalterfunktion übernehmen Relais – ein Notbetrieb per Hand ist ebenfalls möglich. Verlegt sind die Leitungen von Motor und Zubehör vorbildlich in Schutzrohr.

Grillen auf der Virtue V10

Unser Testboot ist mit einem Dach über dem vorderen Teil des Cockpits ausgerüstet (eine Open-Version ohne Top ist ebenfalls erhältlich), darunter sind Fahrstand und Galley platziert. Letztere lässt sich je nach Wunsch mit den unterschiedlichsten Grill-Varianten ausrüsten. Nach achtern schließt sich eine komfortabel gepolsterte und wandelbare Sitzgruppe an, die sich mit einem Sonnensegel überspannen lässt. Zwischen Bordwand und Polstereinheit führen auf beiden Seitendecks weiter auf die geteilte Badeplattform. Die Heckeingänge sind vorbildlich mit Türen ausgerüstet. Auf der Badeplattform (Stb.) findet man eine auch vom Wasser aus gut bedienbare Badeleiter. Wer eine Decksdusche möchte, zahlt Aufpreis. Für Sonnenanbeter gibt es einen weiteren schönen Platz auf dem Vordeck: Hier brachte die Werft eine ausziehbare Sonnenliege unter.

In die Kabine geht es über einen Niedergang mit zwei Stufen. An Steuerbord ist die räumlich gut aufgeteilte Nasszelle untergebracht, die mit Marine-WC und Waschbecken aufwartet. Eine Dusche inklusive 20-l-Warmwasserboiler bekommt man gegen Aufpreis. Im Bug bietet eine gut gepolsterte Doppelkoje zwei Personen Schlafplätze. Staumöglichkeiten findet man unter Deck und an Deck reichlich.

Zur Sicherheitsausrüstung gehören zwei Feuerlöscher und drei elektrische Bilgenpumpen – eine handbetriebene Lenzpumpe gibt es dagegen nicht serienmäßig. Für den nötigen Halt an Bord sorgen seitlich angebrachte Handläufe. Zum Festmachen der Virtue V10 spendiert die Werft sechs solide, versenkbare Klampen, die fachmännisch verschraubt sind. Ebenfalls einen positiven Eindruck macht die Verarbeitung von Kunststoff und Einbauten.


Technische Daten zur Virtue V10

Das Boot

Virtue V10Foto: Marc André BergmannVirtue V10
  • Werft: Virtue Yachts/Polen
  • Typ: Virtue V10
  • CE-Kategorie: C/8 Personen
  • Rumpf und Deck: Kunststoff
  • Länge (ohne Motoren): 9,89 m
  • Breite: 2,90 m
  • Verdrängung: ab 2765 kg
  • Tiefgang: 0,84 m
  • Durchfahrtshöhe (ohne Mast): etwa 2,42 m
  • Kraftstofftank: 450 l
  • Wassertank: 100 l
  • Fäkalientank: 60 l
  • Kojen: 2
  • Kojenabmessung: 1,60 m x 2,01 m
  • Stehhöhe/Sitzhöhe: Kabine 1,57 m; 0,58 m–0,97 m, WC-Raum 1,55 m, unter Hardtop 2,02 m
  • Sonnenliegen: Vordeck 1,31 m x 1,87 m; Cockpit 1,65 m x 1,65 m
  • Freibord (bei Heckeingang): 0,40 m
  • Seitenhöhe Cockpit innen: 0,73 m
  • Wendekreise (Bootslängen): vorwärts Stb. 1 1/4, Bb. 1 1/4; rückwärts Stb. 1 Bb. 1;Umsteuern von Stb. nach Bb. 2–3 s; von Bb. nach Stb. 2–3 s
  • max. Motorisierung: 2 x Außenborder mit je 221 kW (300 PS)
  • Testmotorisierung: 2 x 3.0 l GPM DF 150 110 kW (150 PS)
  • Preis (Basisvers. mit Top und 1 x Außenborder): 236 810 € (inkl. 19 %)
  • Vertrieb (Testboot): Swiss Nautik GmbH, CH-8280 Kreuzlingen, Switzerland, www.swissnautik.ch

Der Motor

  • Hersteller: GP Marine GmbH und Nasbo-Werft AG, Motorbasis: Mercury
  • Typ: 3.0L GPM DF 150
  • Motorbasis: Mercury F150 SeaPro
  • Leistung: 110 kW/150 PS
  • Volllastdrehzahl: 4800–5300 U/min
  • Zylinder: 4 in Reihe
  • Hubraum: 3000 ccm
  • Kraftstoff: Benzin
  • Getriebeübersetzung: 1,92 : 1
  • Testpropeller: RH und LH 4 x 14,6" x 15"

Messergebnisse

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Standartausrüstung

Hydraulische Lenkung; Schaltung; Fahrer- und Beifahrersitz mit Dämpfern; T-Top; Doppelkoje; Polster; Nasszelle mit elektrischer Toilette und Waschbecken¸ Frischwassersystem, Fäkalientank; wandelbare Sitzbank im Heck; Tisch; Außenküche mit Spülbecken und Kühlschrank; Sonnenliege Vordeck; klappbare Bordwände im Cockpit; Hecktüren; Badeplattform mit Leiter; Fluchtluk; Feuerlöscher, drei elektrische Lenzpumpen; Handläufe; Klampen; selbstlenzender Ankerkasten; Batterie; Hauptschalter; Kraftstofftank; zwei Kraftstofffilter; Motordisplay


Unser Testurteil

Fahren & Manövrieren

  • + Reichweite
  • + sichere Fahreigenschaften

Verarbeitung & Technik

  • + saubere Verarbeitung
  • + fachmännisch verlegte Leitungen

Sicherheit

  • + Feuerlöscher
  • - Analogkompass und Handlenzpumpe gehören nicht zum Standard

Komfort an bord

  • + bequeme Sitz- und Liegeflächen
  • + absenkbare Seitenwände

Fazit

Die Virtue V10 ist ein schickes Boot, das einen komfortablen Open-Air-Bereich bietet. Sie eignet sich für eine Vielzahl von Aktivitäten wie Entdeckungstouren, Badeausflüge, Wasserski oder auch für die Tour mit Übernachtung. Sie ist ordentlich verarbeitet und mit den beiden 150-PS-Motoren sicher unterwegs.


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