Wasserstoff-RevolutionTYKUN H1 Dayboat startet durch

Uske Berndt

 · 17.12.2025

Die 12 Meter lange Tykun H1 fährt mit komplexer Technik, ist aber leicht zu bedienen.
Foto: Tykun
MED Group präsentiert mit der TYKUN H1 ein Zwölf-Meter-Dayboat, das bis zu 35 Knoten fährt. Die Alu-Yacht kombiniert das Wasserstoff-Knowhow der TESYA Group mit dem Design von Tommaso Spadolini - ausgezeichnet mit dem Blue Wake Award.

Nach der Präsentation des komplett aus Aluminium gefertigten TYKUN X Tenders auf der Monaco Yacht Show 2025 hat die MED Group weitere Details zu ihrem wasserstoffbetriebenen Modell veröffentlicht. Die zwölf Meter lange TYKUN H1 bietet emissionsfreies Fahren mit Geschwindigkeiten von bis zu 35 Knoten und einer Reichweite von bis zu 60 Seemeilen. Tykun mit 55 Knoten.

Dabei profitiert das Projekt von der Expertise der TESYA Group, die das Wasserstoff-Antriebssystem für die Begleitboote des 37. America's Cup in Barcelona entwickelt hat. Die H1 ist zudem an die Wasserstoff-Infrastruktur von NatPower H angebunden, was eine praktische Betankung ermöglicht.

Technologie trifft Benutzerfreundlichkeit

„Das TYKUN H1-Projekt begann mit einer Herausforderung – einen Wasserstoff-Tender zu entwickeln, der für die Kunden gut handelbar ist", erklärt Ugo Casadio, Chief Technical Officer bei MED Group. Die Zusammenarbeit mit der TESYA Group, die frisch von der Entwicklung der Begleitboote für den America's Cup kam, erwies sich als entscheidend. Es ging darum, diese hochentwickelte Technologie in ein Boot zu integrieren, das jeder bedienen kann.

Die Kernspezifikationen der H1 waren klar definiert: Ein mit Wasserstoff betriebener Tender, der Autonomie für einen ganzen Tag mit einer Reichweite von 50 bis 60 Seemeilen bietet, eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 35 Knoten erreicht und eine Reisegeschwindigkeit von etwa 20 Knoten hält. „Wir wollten zudem ein Boot einführen, das den Stil und die Anpassungsmöglichkeiten unserer TYKUN Dayboats und Superyacht-Tender bietet", betont Casadio.

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Innovativer Antrieb

Im Kern ist die TYKUN H1 ein Elektroboot mit einer Batteriebank, die Elektromotoren antreibt. Eine mit gasförmigem Wasserstoff arbeitende Brennstoffzelle dient als Reichweitenverlängerer, indem sie die Batterien auflädt und so die Reichweite des Bootes auf 60 Seemeilen erhöht. Entscheidend ist der reguläre Landstromanschluss für schnelles Laden. So kann die H1 auch als leistungsstarker E-Tender genutzt werden, selbst wenn der Zugang zu Wasserstoff begrenzt ist.

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Die Aufgabe, das Wasserstoffsystem zu vereinfachen, fiel dem TESYA-Team zu. „Der Bau von zwei wasserstoffbetriebenen Foiling-Booten für den letzten America's Cup war ein guter Test für uns, da die geforderte Bootleistung extrem hoch war", erklärt Vittorio Maccone, Vertriebsingenieur bei TESYA Group. „Wir haben viel Erfahrung und Daten gesammelt und Wissen aufgebaut. So konnten wir das System neu entwickeln.”

Sicherheit an erster Stelle

Die H1 sollte nicht nur leicht zu bedienen sein, sondern den Eigentümern strenge Qualitätsstandards und maximale Sicherheit bieten. Vier versteckte Tanks fassen etwa 32 Kilogramm Wasserstoff bei einem Druck von 350 bar. Ein vereinfachtes Rohrleitungssystem führt den Wasserstoff zur Brennstoffzelle, die ihn in Elektrizität umwandelt. Als einziges Nebenprodukt entsteht dabei reines Wasser.

Die erzeugte Energie fließt direkt in die Batteriebank: „Es ist, als hätte man ein Elektroboot mit ständig eingestecktem Ladegerät", betont Maccone. „Das bedeutet, dass wir die Herausforderungen überwinden können, die alle Elektroboote betreffen – Reichweite und Ladezeit – da das Befüllen der Wasserstofftanks weniger als drei Minuten dauert."

Tykun setzt auf geprüfte Sicherheit

Das System verwendet Ausrüstung, die von führenden Klassifikationsgesellschaften geprüft wurde. „Die Typgenehmigung umfasst die Tanks, die Brennstoffzelle und die Batteriebank", bestätigt Maccone. „Wir haben besonders auf die Sicherheit geachtet, einschließlich der Lagerung des Wasserstoffs, um sowohl natürliche als auch erzwungene Belüftung zu ermöglichen."

NatPower H, das Wasserstofftankstellen in wichtigen Häfen und Marinas betreibt und auch mobile Dienste bereitstellt, ist ebenfalls Partner des Projekts. „Bei NatPower H schaffen wir die globale Netzwerkinfrastruktur für Häfen und Marinas, mit bereits 40 Wasserstoff-Tankstellen", sagt Marco Vassallo von NatPower H. „Wir arbeiten mit Wasserstoff in gasförmiger Form und haben Betankungsvorgänge in Monaco, Frankreich, Italien und auf den italienischen Seen abgeschlossen."

Design ohne Kompromisse

Für das Design der TYKUN H1 hat das Team hart daran gearbeitet, die optischen Auswirkungen der Wasserstofftanks zu minimieren. Das Ergebnis ist ein Profil, das die dynamische DNA von TYKUN in seinen Linien trägt, mit minimalen Kompromissen bei der Optik oder Praktikabilität. „Neben den belüfteten Tankräumen mussten wir auch Fächer für die Batteriebank und die Brennstoffzelle integrieren. Aber wir haben es geschafft und konnten trotzdem den Stauraum im Bug beibehalten", bestätigt Casadio.

„Wir wollten ein Layout entwerfen, bei dem man nicht erkennt, dass es sich um ein Wasserstoffboot handelt”, fährt er fort. „Wir haben das Deck nur um zehn Zentimeter erhöht. Dabei berücksichtigten wir die Sicherheitsaspekte, indem wir die Belüftungsöffnungen in die T-Top-Stützen integrierten.”

Auszeichnung für Nachhaltigkeit

Die H1 gewann die Kategorie Tender/Water Toys bei den Blue Wake Awards der Monaco Yacht Show im September 2025. Die von der Water Revolution Foundation überwachten Awards zeichnen die innovativsten und wirkungsvollsten Lösungen für ökologische Nachhaltigkeit in der Yachtbranche aus.

Die TYKUN H1 ist vollständig konstruiert, das Team ist bereit, mit dem Bau zu beginnen. Der geschätzte Zeitrahmen für den Bau des ersten Prototyps beträgt acht bis zehn Monate. Sobald die Serienproduktion beginnt, wird die Lieferzeit für ein neues H1-Boot auf sechs bis acht Monate geschätzt.

Technische Daten Tykun H1:

  • Länge: 12 Meter
  • Höchstgeschwindigkeit: 35 Knoten
  • Reisegeschwindigkeit: 20 Knoten
  • Reichweite: 60 Seemeilen
  • ​Material: Aluminium
  • Wasserstoffspeicher: 32 kg bei 350 bar
  • Betankungszeit: weniger als 3 Minuten
  • Bauzeit (Prototyp): 8-10 Monate
  • Bauzeit (Serie): 6-8 Monate

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