Sebastian Gollasch
· 14.05.2013
Baltenkind im Bootstest: Die aus Litauen stammende YO! Open 590 mit Centerkonsole macht nicht nur beim Fahren eine gute Figur.
Besonders bei Einsteigern sind Centerkonsolen-Boote sehr beliebt, denn das große Platzangebot im Cockpit bietet für Sonnenhungrige, Badefreunde, Taucher oder Angler viel Bewegungsmöglichkeit und Stauraum fürs Equipment, um einen erholsamen Tag mit der Familie oder sonstiger Crew auf dem Wasser zu verbringen. Die Bugsitzgruppe kann mit der aufpreispflichtigen Liegeflächenerweiterung zur Sonnenliege ausgebaut werden. Ein größerer Stauraum, in dem man diese Sonnenliegenerweiterung bei Nichtbedarf unterbringen kann, befindet sich unter der Sitzfläche der Hecksitzbank. Aufgehalten wird der Deckel mittels einer Spiralfeder, aus unserer Sicht eine eher unsichere Angelegenheit ein Gasdruckdämpfer wäre besser. Weitere Staumöglichkeiten für Leinen oder einen Heckanker bieten zwei Fächer neben der Motorwanne.
Um diese zu öffnen, benötigt man jedoch kleine Finger, weil die Aussparungen zu klein geraten sind. Gleiches gilt für den Deckel des selbstlenzenden Ankerkastens im Bug. Festgemacht wird die YO! OPEN 590 an den vier gut dimensionierten Klampen oder dem Schleppauge am Bug. Fender kann die Besatzung an der Reling be-festigen.Bei der Motorisierung hat man die Wahl zwischen sechs Leistungsvarianten von 60 bis 150 PS. Angeboten werden Honda wie auch Yamaha-Außenborder; unser Testboot war mit einem Yamaha F 115 bestückt. Dieser schlägt mit 13 829 Euro zu Buche und macht damit den größten Einzelposten auf der Rechnung aus. Zieht man von der Gesamtsumme (28 689 Euro) für "unser Boot" Motor und Zubehör ab, so ergibt sich für die Yo! Open 590 ein Startpreis von 11 950 Euro.
Beim Fahren macht das in Litauen gebaute Boot eine gute Figur. So reagiert es auf Gewichtsverlagerung an Bord mit leichtem Kränken, bleibt dabei jedoch außergewöhnlich kursstabil und hält die Richtung. Eine Fahreigenschaft, die sich bei langen Touren positiv auswirkt. Um unnötigen Schwell und Wellen klein zu halten, lässt man die Drehzahl nicht über 1500/min steigen. Die so erreichte Geschwindigkeit von etwa 10 km/h eignet sich gut als Hafentempo. Direkt reagiert das Boot zu beiden Seiten beim Umsteuern mit rückwärts eingekuppelter Schaltung. Die Wendekreise nach Back- und Steuerbord lagen – mit ebenfalls nur eingelegtem Gang – bei einer Bootslänge. Vorwärts eingekuppelt beträgt der Kreisdurchmesser eineinhalb Bootslängen auf jeder Seite.
Der Übergang von Verdränger- in Gleitfahrt findet zwischen 2500/min und 3300/min statt. Gute Gleitfahrt erreicht man bei 3500/min oder 18 kn. Bei dieser Geschwindigkeit laufen 0,74 l/sm aus dem 107 Liter fassenden Kraftstoff-Einbautank durch den separaten Kraftstofffilter zum Motor. Als Höchstgeschwindigkeit haben wir 38,6 kn gemessen. So unterwegs, muss man nach 94 sm (plus 15-%-Reserve) auftanken. Wirtschaftlich gleitet die Yo! Open 590 bei 4000/min (23 kn); der Verbrauch beträgt in diesem Fall 0,66 l/sm, und der Geräuschpegel liegt mit den von uns gemessenen 78 dB/A im komfortablen Bereich.Für größere Kurswechsel muss der Skipper trotz guter Trimmlage des Bootes ordentlich ins Steuer greifen.
Ähnlich sieht es bei den von uns gefahrenen Manövern aus. Bremst sich der Rumpf bei immer enger werdenden Kreisen langsam ab, bleiben die Lenkkräfte hoch. Grund dafür ist die Monokabellenkung. BOOTE empfiehlt, bei Außenbordern über 70 PS eine hydraulische Lenkung zu verwenden. Nach Aussage des Importeurs will man eine entsprechende Lenkung auf die Zubehörliste setzen.Als Testrevier stand uns die Elbe und der Hamburger Hafen zur Verfügung. Für den Rauwassertest durchquerten wir Letzteren mit seinen "speziellen Kreuz- und Berufsschifferwellen". Der Rumpf leitete dabei das Spritzwasser im flachen Winkel seitlich vom Boot weg. Selbst bei höheren Fahrgeschwindigkeiten kam kein Spritzwasser über.
Lob und Tadel: Die Sitzbank für Fahrer und Beifahrer hat eine passende Höhe, jedoch ist die Polsterung zu dünn und deckt die Vorderkante nicht ab. Längere Fahrten können so unbequem werden. Seitenhalt bietet die Bank nicht, dafür ein einstellbares Rückenpolster. Die Positionierung des Steuers und der Einhebelschaltung ist gut gewählt. So ist auch beim Fahren im Stehen beides ohne Einschränkung zu bedienen. Stets im Blick hat der Skipper die zwei digitalen Motorinstrumente. Die Displays zeigen gleichzeitig Drehzahl, Geschwindigkeit, Trimm, Verbrauch, Motortemperatur und Tankinhalt an. Zum Standard gehören bei der Open 590 ein Kompass, die Elektrik mit Batterie, Bedienpaneel für Signalhorn, Beleuchtung und Bilgenpumpe, Hauptschalter, Handlenzpumpe, Pulverlöscher, Badeleiter und 12-V-Steckdose am Fahrstand.
Werft: Armplast
Typbezeichnung: YO! OPEN 590
CE-Kategorie: C - Küstennahe Gewässer
Material von Rumpf und Deck: Kunststoff
Länge: 5,90 m
Breite: 2,40 m
Verdrängung: 0,60 t
Preis: 28.689,00 €