Der den Erfolg der T52 begreifen will, sollte mit den technischen Daten starten: 497 Gross Tons Innenraumvolumen, verteilt auf 52,32 Meter Gesamtlänge und vier Decks. So weit, so gewöhnlich. Dann muss es am Design liegen: Designer Francesco Paszkowski und sein Interieur-Konterpart Margherita Casprini verpackten die technischen Fakten in ein ansehnliches Gesamtpaket, das ganz offensichtlich in kürzester Zeit viel Zuspruch erhielt. Bis 2025 müssen die Kunden warten, die den Bauvertrag zuletzt unterzeichnet haben. Für rund 36 Millionen Euro listen Broker die attraktive Neuerscheinung, die in La Spezia aus Stahl und Alu entsteht und deren erste Einheit auf den Herbstmessen viel Beachtung fand.
Nun hat das Design-Duo in den vergangenen 30 Jahren regelmäßig – sozusagen im Dauerauftrag – neue Modelle für Baglietto entwickelt. Während sich die Zusammenarbeit bewährt hat, ändern sich die Entwürfe für Baglietto kontinuierlich, um die Marktanforderungen zu interpretieren und meisterhaft zu antizipieren. Was also ist die Besonderheit der T52?
Der Look der T52 ist maskulin mit einem hohen Freibord, das durch lange horizontale Schwünge aus schwarzem Glas aufgelockert wird. Vorwärts gerichtete Linien werden mit vertikalen Fenstern auf dem Brückendeck kombiniert, um der Yacht ein robustes und seetüchtiges Aussehen zu verleihen. Den Kontakt mit dem Meer gewährleistet ein dreistufiger Beachclub, der knapp über der Wasserlinie beginnt, sich über einen Sonnenliegen-Bereich fortsetzt und dann nahtlos in das achterliche Gästecockpit übergeht, das von einem großen Pool mit Glasboden dominiert wird. Ein Baglietto-Emblem schmückt das Badebecken, das auf Knopfdruck und dank hochfahrbarem Boden die Decksfläche erheblich vergrößert. Ein zweiter Pool befindet sich auf dem vorderen Sundeck. Es gibt zwei seitlich zu öffnende Garagen, eine auf dem Unterdeck zwischen dem Beachclub und Motorenraum und eine auf dem Hauptdeck vor der Mastersuite, sodass genügend Stauraum für Tender, Jetskis und anderes Wasserspielzeug vorhanden ist.
Das Gästecockpit auf dem Hauptdeck erhält zusätzliches Licht durch ein Oberlicht aus gehärtetem, rutschfestem Glas, das Baglietto in den Boden des darüberliegenden Decks integriert. Das Oberdeck wartet mit einem zweiten Gästecockpit auf, an das sich die sogenannte Sky Lounge anschließt, die ebenfalls Oberlichter erhellen. Ein weiterer Außenbereich, der viel Wohnqualität bietet, ist das Sundeck. Es ist knapp 24 Meter lang und über eine Treppe im Cockpit des Oberdecks erreichbar. Damit auch das geräumige Vorschiff genutzt werden kann, entwarf Francesco Paszkowski einen einziehbaren Steg, der den Bereich mit dem Sundeck verbindet und diesen häufig ungenutzten Raum in den natürlichen Bewegungsfluss an Bord einbezieht. Das Vordeck bestückt die Crew auf Wunsch der Gäste mit großen Sonnenliegen.
Während Paszkowski große Freude daran hat, Yachtexterieurs zu gestalten, erkannte er schon vor langer Zeit, dass die Inneneinrichtung nicht seine Stärke ist. Deshalb begann sein Studio mit der Innenarchitektin Margherita Casprini zusammenzuarbeiten. Daraus entwickelte sich eine erfolgreiche Zusammenarbeit, die sich in zahlreichen Projekten bewährt hat. Dazu zählen auch fünf der acht aktuell verkauften T52. Casprini arbeitete eng mit dem Eigner der ersten Baunummer zusammen, um die fünf verfügbaren Layout-Vorschläge zu bewerten und dasjenige auszuwählen, das am besten zu ihm, seiner Familie und seinen Lebensgewohnheiten passt.
„Das Interieur respektiert die Persönlichkeit des Eigners und seinen Wunsch nach einer zeitgenössischen Umgebung“, erklärt Casprini, die sich für einen klassischen, geradlinigen Stil und moderne Möbel von italienischen Marken wie Fendi Casa, Dedon, Talenti und Tribù entschied. Der Gesamteindruck ist ein selbstbewusster Luxus, der auf glänzende Oberflächen und Chichi verzichtet und stattdessen schmutzabweisende Materialien in natürlichen Farben wie Tabak und Elfenbeinweiß bevorzugt. Naturleder und Travertin, Teak und Eiche finden sich im gesamten Innenbereich und schaffen ein harmonisches Ambiente.
Der Hauptsalon verschmilzt im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Achtercockpit, denn der achterliche Teil des Wohnraumes ist mit Teakstäben ausgelegt, wodurch er wie ein Übergangsbereich wirkt. Vom Boden bis zur Decke reichende XXL-Fenster sorgen für eine großartige Aussicht. Obwohl die Galley auf dem Hauptdeck direkt neben dem Salon liegt, befinden sich die Speisebereiche ausschließlich auf dem Ober- und Sundeck. Die Mastersuite liegt im vorderen Bereich des Hauptdecks und verläuft über die gesamte Breite. Neben einem zentral platzierten Bett und einem Arbeitsbereich gibt es viel Stauraum inklusive eines begehbaren Kleiderschranks, wie er auf Yachten dieser Größe mittlerweile zum Standard gehört. Das angrenzende Badezimmer ist mit Wanne, zwei Waschbecken und einer großen Dusche ausgestattet, Bad und Bidet liegen für mehr Privatsphäre nebenan. Auf das Unterdeck verteilen sich vier Gästekabinen, zwei Doppelkabinen und zwei Zwillingskabinen mit Pullman-Kojen, was die T52 auch für den Chartermarkt attraktiv macht. Auf dem Oberdeck, unmittelbar hinter der Kapitänskabine, steht eine weitere Gästekabine zur Verfügung, die auch als Büro genutzt werden kann.
Acht Crewmitglieder kommen zwei Decks tiefer in vier Kabinen unter. Die Eigner entschieden sich, den größten Teil ihrer Sky Lounge auf dem achterlichen Oberdeck als Speisebereich zu nutzen. Die sich nach drei Seiten öffnende Veranda lässt sich flexibel als Innen- oder als Außenbereich nutzen, je nachdem, wie viele der Glastüren geöffnet werden. Ein zweiter Essbereich steht auf dem Sundeck, neben einer voll ausgestatteten Bar und einer Außenküche unter dem Hardtop. Der Speisenaufzug verbindet die Galley mit dem obersten Deck. Zahlreiche Sonnenliegen und Loungemöbel umrahmen einen großen Spa-Pool, der Abkühlung mit traumhafter Aussicht kombiniert. Das Hardtop verfügt über einen Glaseinsatz, der sich je nach Intensität des Sonnenlichts verdunkelt, um genau den richtigen Grad an Schatten zu gewährleisten.
Bis zur Brücke ist alles von gewohnter Qualität. Doch ein Blick in die futuristisch wirkende Kommandozentrale genügt, um zu erkennen, dass Bagliettos jüngstes Modell weitaus mehr zu bieten hat als die perfekte äußere Harmonie und den zurückhaltend guten Geschmack des Inneren. Tatsächlich ist es das erste Yachtmodell der italienischen Werft, das serienmäßig mit einem dieselelektrischen Hybridantrieb auskommt. Vielleicht macht genau das die T52 so erfolgreich? Während die Werft und der Eigner überzeugt von den Vorteilen des Hybridantriebs waren, war der Kapitän des Eigners anfangs unsicher. Das System lässt die Wahl zwischen vollelektrischer, hybrider oder traditioneller Fahrt und erfordert die intensive Auseinandersetzung mit der neuen Technik. Glücklicherweise konnte Baglietto direkt mit dem Kapitän zusammenarbeiten, um ihn in mehr als einer Hinsicht an Bord zu bringen. „Wir entwickelten eine maßgeschneiderte Brücke, deren Ergonomie wir um den Kapitän herum gestalteten“, verdeutlicht Alessandro Balzi, Projektleiter für die T52.
Drei 55-Zoll-Touchscreens von Hatteland ermöglichen dem Kapitän und Ersten Offizier den Zugriff auf große Datenmengen aus dem Bordnetzwerk und bilden eine ideale Plattform für die funktionsreiche Technik, die ein dieselelektrisches Antriebssystem erfordert. „Die Brücke ähnelt sehr dem, was man an Bord von Arbeitsschiffen findet. Das kann anfangs einschüchternd wirken, weil sie sehr futuristisch erscheint, aber die Technik ist erprobt und zuverlässig, mit Joystick-Steuerung und Dynamic Positioning in Kombination mit einem herkömmlichen Wellenantrieb“, so Balzi.
Bei der Motorisierung entschied sich der Eigner für zwei MTU-Aggregate der 2000er-Reihe, die mit je 1630 Kilowatt Leistung etwas stärker sind als die Caterpillar-C32-Motoren, die beim T52-Modell als Standard verbaut werden. Mit dieser Ausstattung erreicht der 450-Tonner eine Höchstgeschwindigkeit von 17 Knoten, die 68 920 Liter Diesel in den Tanks reichen bei einem Cruisingspeed von zwölf Knoten für 3600 Seemeilen nonstop. Im dieselelektrischen Ökomodus und mit gemütlichen sechs Knoten Fahrt verdoppelt sich die Reichweite auf 7600 Seemeilen. Zwei Lithium-Ionen-Batteriepakete versorgen den Vierdecker vor Anker zehn Stunden lang mit genug Energie für den Hotelbetrieb. Genau hier wird klar, dass der Begriff Komfort an Bord des neuen Topseller-Modells weit über die Wohnlichkeit der Außenbereiche und die elegante Einrichtung hinausgeht und auch Umweltaspekte mit einbezieht.
Während Baglietto für das Exterieur- und Interieurdesign der T52 auf ein bewährtes Team zurückgreift, beschreitet das Unternehmen mit dem, was es in den Motorenraum integriert, neue Wege. So soll bis 2025 die erste T52 mit Brennstoffzelle an Bord ablegen. Das CO2-neutrale System wird Energie für die Hotellast bereitstellen, aber noch nicht den Hauptantrieb stemmen können. Die Richtung, die Baglietto mit der T52 eingeschlagen hat, stimmt jedenfalls. Das zeigen auch die Verkaufszahlen.