Bei einer umfangreichen Bergungsaktion, die sich wegen der komplizierten Manöver mehrfach verzögerte, wurde der Rumpf aus etwa 50 Metern Tiefe an die Oberfläche gehoben. Die Bergung markiert einen wichtigen Meilenstein in den laufenden Untersuchungen zu dem tragischen Unglück, dessen Verlauf ein kürzlich veröffentlichter vorläufiger Untersuchungsbericht minutiös beschreibt. Nun wird das gehobene Wrack an der Wasseroberfläche stabilisiert, dann geht es für „Bayesian“ in den Hafen von Termini Imerese bei Palermo, wo die Ermittler die Yacht intensiv untersuchen werden. In dieser Marina hat auch die verantwortliche Staatsanwaltschaft ihren Sitz.
Die Bergung der „Bayesian“ war für die Experten eine große Herausforderung. Fachleute setzten das Kranschiff „Hebo Lift 10“ ein, um den Rumpf anzuheben. Zuvor war in wochenlanger Vorbereitung der 72 Meter hohe Mast der „Bayesian“ mit einem ferngesteuerten Sägewerkzeug abgetrennt und kontrolliert auf den Meeresboden abgesenkt worden. Anschließend wurden acht Hebebänder unter dem Rumpf angebracht. Nach dem Anheben wurde die „Bayesian“ über Nacht in aufrechter Position stabilisiert. Die vollständige Hebung begann am frühen Samstagmorgen. Während die Yacht langsam und gleichmäßig an die Oberfläche gebracht wurde, pumpte man das Meerwasser aus dem Interieur. Nach dem Auftauchen blieb das Schiff für weitere Inspektionen und finale Transport-Vorbereitungen am Kran hängen.
Das Kranschiff „Hebo Lift 10“ soll den Bergungsort am Sonntag verlassen und „Bayesian“ vorsichtig zum Hafen von Termini Imerese in Sizilien überführen. Nach der Ankunft und dem Andocken soll der Rumpf am Montag von der „Hebo Lift 10“ an Land gebracht und auf einen speziell angefertigte Schwerlast-Stahlunterstellbock auf dem Hafengelände gesetzt werden. Während der gesamten Operation bleiben Maßnahmen zum Schutz vor Umweltverschmutzung und zur Umweltüberwachung aktiv. Sowohl der Bergungsort als auch die Transportroute werden durch Sperrzonen auf See und in der Luft geschützt, um die Sicherheit aller Beteiligten zu gewährleisten.
Die erfolgreiche Bergung der „Bayesian“, deren Kosten laut Medienberichten auf rund 30 Millionen Euro geschätzt werden, ermöglicht nun die Fortsetzung der Untersuchungen zur Unglücksursache. Die Yacht war am 19. August 2024 während eines plötzlichen Unwetters vor der Küste von Palermo gesunken. Sieben Menschen, darunter der Eigner Mike Lynch und seine 18-jährige Tochter Hannah, kamen bei dem Unglück ums Leben. Die Staatsanwaltschaft in Termini Imerese hatte bereits Ermittlungen wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung und Herbeiführen eines Schiffsunglücks eingeleitet. Mit der Bergung des Wracks können die Ermittler nun wichtige Beweise sichern und auswerten. Besonderes Augenmerk dürfte dabei auf möglichen technischen Defekten oder Fehlern in der Bedienung des Schiffes liegen.