Wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtet, kam der 39 Jahre alte Tauchprofi bei einem Einsatz zum 50 Meter in der Tiefe liegenden Wrack der Perini-Navi-Ketsch ums Leben. Die Untersuchungen laufen, doch es wird vermutet, dass ein Defekt an der Sauerstoffflasche oder ein Schwächeanfall zum Tod führten.
Bei dem tragischen Unglück vor acht Monaten kamen sieben Menschen ums Leben, darunter der britische Software-Milliardär Mike Lynch und seine 18-jährige Tochter Hannah.
Die “Bayesian” sank am 19. August 2024 etwa 0,8 Seemeilen vor der Küste von Porticello während eines schweren Sturms. Offenbar hatte sich eine Wasserhose gebildet. Von den 22 Personen an Bord konnten 15 sicher evakuiert werden. Eine anschließende Such- und Rettungsmission barg die Leichen von sieben Personen. Das schnelle Sinken der Alu-Yacht innerhalb weniger Minuten wirft viele Fragen auf. Eine Theorie geht von offenen Rumpfklappen aus, doch selbst dann hätten wasserdichte Schotten ein so rasches Sinken eigentlich verhindern müssen.
Experten diskutieren verschiedene mögliche Ursachen für den Untergang. Eine Theorie besagt, dass der 75 Meter lange Mast selbst ohne gesetzte Segel eine erhebliche Windangriffsfläche bot. Dies könnte zu einer starken Krängung geführt haben, die den 11,52 Meter breiten Rumpf luvseitig angehoben und dem Orkan zusätzliche Angriffsfläche geboten hätte. Zudem könnte ein aufgeholter Liftkiel das aufrichtende Moment weiter verringert haben. Mit voll ausgefahrenem Kiel hatte die “Bayesian” einen Tiefgang von 9,38 Metern, eingefahren waren es nur 4,05 Meter.
Die Bergung der knapp 500 Tonnen verdrängenden Yacht aus 50 Metern Tiefe wird voraussichtlich bis Juni dauern und stellt eine enorme technische Herausforderung dar. Ein Konsortium von Versicherern unter Führung von British Marine hat die Bergungspläne im Dezember 2024 offiziell eingeleitet. Diese sehen vor, das Schiff zunächst auf seinen Kiel zu drehen und dann mit Kränen oder aufblasbaren Bergesäcken anzuheben. Für die Bergung wird das Gebiet rund um das Wrack abgesperrt und die Schifffahrt in der Umgebung umgeleitet. Das Gebiet um die Unglücksstelle nahe Porticello ist weiträumig abgesperrt. Im Umkreis von 650 Metern ist Baden, Angeln, Tauchen und Unterwasserfilmen strikt untersagt.
Bei der Bergung kommt der Schwimmkran “Hebo Lift 10” zum Einsatz , der extra aus Rotterdam anreiste. Der Mehrzweckponton „Hebo Lift 2“ ist ebenfalls an der Aktion, an der insgesamt 80 Fachleute aus verschiedenen europäischen Ländern mitarbeiten, beteiligt. Die Arbeiten finden rund 900 Meter vor der Küste statt. Die gesunkene Segelyacht verfügt über einen Alurumpf und einen der höchsten Masten weltweit. Aus Sicherheitsgründen soll der 75-Meter-Mast vor der eigentlichen Hebung abgetrennt werden und dauerhaft im Wasser bleiben. Ist das Bergemanöver vollbracht, geht es für “Bayesian” in den Hafen von Termini Imerese bei Palermo, wo die Ermittler das Wrack intensiv untersuchen werden. In dieser Marina hat auch die verantwortliche Staatsanwaltschaft ihren Sitz. Die Kosten der Bergung werden laut Medienberichten auf rund 30 Millionen Euro geschätzt.
Von der Bergung erhoffen sich die Ermittler wichtige Erkenntnisse zur genauen Unglücksursache. In Italien läuft eine Untersuchung wegen Totschlags und Mordes. Gegen den neuseeländischen Kapitän und zwei weitere Besatzungsmitglieder wird ermittelt. Ihnen wird vorgeworfen, Unwetterwarnungen ignoriert und sich dann nur selbst in Sicherheit gebracht zu haben. Auch eine mögliche Mitschuld der italienischen Werft Perini Navi wird geprüft.