Uske Berndt
· 12.09.2025
Anfang 2025 brach der Schweizer Longevity-Investor Dr. Tobias Reichmuth zu den Blue Zones dieser Erde auf, jenen Regionen, in denen Menschen besonders alt und glücklich werden. Reichmuth lädt Freunde, Wissenschaftler, Geschäftspartner ein, ihn auf die BlueCruise zu begleiten. An Bord ist Platz für zwölf Gäste. Zugesagt haben schon ein Shaolin-Mönch, eine Modedesignerin aus der Schweiz und ein Klinikbesitzer aus Bulgarien.
Für die auf 18 Monate angesetzte Langfahrt im Zeichen von Longevity kaufte Reichmuth die 45 Meter lange „Prometej“, die 1956 als Eisbrecher vom Stapel lief und die er umfassend umbauen ließ. Wichtig waren ein stabiles, seetüchtiges Schiff mit Stahlrumpf und einer Reichweite von mindestens 4.500 Seemeilen.
Für eine erste Zwischenbilanz sprach BOOTE EXCLUSIV mit Tobias Reichmuth Anfang September.
In Grönland. Jetzt sind wir schon wieder an Nuuk vorbei und fahren langsam wieder in Richtung Süden.
Ganz gut. Wir mussten in Nuuk ein paar Tage einen Sturm abwettern. Es hat auch zum ersten Mal geschneit jetzt. Und es sind nur noch Eineinhalb-Meter-Wellen von hinten. Das ist kein Problem.
Die mussten wir ein bisschen anpassen. Ursprünglich war der Plan, dass wir die Nordwestpassage machen. Aber wir hatten ein Problem mit unserer Feuerlöschmeldeanlage, die ab den Bahamas immer mal wieder Fehlalarme gegeben hat. Das war mühsam, weil die Crew dann immer alles prüfen muss. Als wir in Halifax waren, haben wir alle Teile bestellt, die aber nicht lieferbar waren. Dann wollten wir sie nach Grönland schicken lassen. Als wir dort ankamen, schon leicht verspätet, mussten wir sechs Tage, bis ein Techniker von der Firma kam. Man fliegt da wirklich Elektriker ein, weil nur die zugelassen sind, so etwas zu machen.
Wir sind eben erst am 8. August wieder losgekommen. Und da stand die Frage im Raum, ob wir jetzt direkt in die Nordwestpassage gehen. Oder wollen wir uns Grönland noch anschauen? Unsere Kapitänin, die schon viermal die Passage gefahren ist, meinte, Grönland sei viel schöner, das sollten wir nicht verpassen. Und dann haben wir gesagt, wir nehmen uns Zeit für Grönland und fahren wieder ins Mittelmeer. Dann schauen wir, ob es durch den Suezkanal in die andere Richtung geht.
Wir haben so viel gesehen. Grönland war absolut fantastisch. Das habe ich noch nicht erlebt, diese Eisberge, die da an einem vorbeiziehen und all das.
Es gab viele Highlights. Lustigerweise auch solche, die mit dem Schiff eigentlich wenig zu tun hatten. Beispielsweise sind wir mit dem Fahrrad von Boston nach Halifax gefahren.
Acht Tage Radtour, das fanden wir richtig toll. Auch ohne Schiff kannst du wahnsinnig viel Spaß haben. Und die Karibik, klar. Mustique war wunderschön, eine Insel im Süden. Wir sind auf diverse Vulkane geklettert, und wir haben 80 Meter neben der Freiheitsstatue in New York vier Nächte geankert. Das war auch fantastisch.
An so vielen Blue Zones sind wir noch nicht vorbeigekommen. Erst Sardinien eigentlich. Das Spannendste im Kontext von Longevity war Barbados, was ja offiziell gar keine Blue Zone ist. Barbados hat aber eine sehr hohe Lebenserwartung, mehr als 82 Jahre. Das ist knapp hinter der Schweiz und Japan. Eine der besten weltweit. Warum das so ist, haben wir uns genauer angeschaut und zwei Aspekte gesehen: Einerseits beginnen sie sehr früh mit Prävention. Jeder Mensch in Barbados kann einmal pro Jahr zum Arzt für ein gratis Check-Up. Das führt dazu, dass man potenzielle Probleme, Krankheiten sehr früh erkennt und entsprechend reagieren kann. Und das ist gepaart mit einem starken Sozialleben. Die Menschen sind ständig auf der Straße und tanzen. Scheint sehr gut zu funktionieren. Wohlgemerkt, die Leute trinken relativ viel. Barbados hat eine starke Rum-Kultur, sogar eine der ältesten Rum-Manufakturen der Welt. Da würde man ja erwarten, dass das nicht so gut ist für Longevity.
Wir haben das Glück, einen sehr guten Koch zu haben. Wir machen wirklich Longevity-Ernährung, alles personalisiert. Es schmeckt fein, ist super gesund. Wir hatten auch relativ viele verschiedene Mitreisende. Freunde oder Leute, die sich über die Webseite beworben haben. Das fand ich eigentlich auch super. Jeder, der kommt, muss einen Vortrag halten, sodass wir viel gelernt haben zu allen möglichen Themen und machen dazu viel Sport.
Was mich etwas erstaunt: Schifffahren ist manchmal langweilig. Auf so einer Superyacht hat man wenig zu tun, das Schiff fährt ja ohne uns. Vielleicht hätten wir ein kleineres Schiff kaufen sollen, auf dem wir mehr selbst machen können.
Es ist ja toll, dass einem das Essen gereicht, das Bett gemacht und das Deck geputzt wird und so weiter. Ich habe jetzt begonnen, einmal pro Tag eine Wache zu übernehmen. Meistens die ganz früh am Morgen, da kommt der Sonnenaufgang. Das ist insbesondere in Grönland schön gewesen. Nur Passagier sein, dafür sind wir zu aktiv.
Wir brauchen zehn Prozent weniger Diesel als erwartet, sind also recht effizient unterwegs. Das ist wirklich cool. Ansonsten, es war ja zu erwarten: Man lebt eng mit einer Crew zusammen. Da gibt es immer mal wieder Reibereien. Da bin ich mehr eingebunden als nur als Passagier und auch Aufsichtsratspräsident in ständiger Interaktion mit ziemlich allen Mitarbeitern.
Ja, wir werden von Bewerbungen überrannt, aber wir können nicht jeden nehmen. Wir haben gar nicht so viel Platz. Das Verhältnis von Leuten, die sich bewerben und angenommen werden, ist nicht sehr hoch. Daher ist auch schön, mal wieder eine Woche allein zu sein.
Meist gut. In der Karibik war es großartig mit den warmen Sandstränden und dem Herumtollen im Wasser. Aber es war oft schwierig, alles zu organisieren. Anfangs haben wir probiert, den Hund in jedes Land offiziell einzuführen. Das ging aber alles viel zu langsam, wir waren ja im Schnitt nur drei oder vier Tage auf einer Insel. Es hieß zum Beispiel: Jetzt kommst du von St. Kitts nach Nevis, nehmen Sie ein Gesundheitszeugnis der vorigen Insel mit, sowie die Import- und Exportbestätigung. In Barbados haben wir uns wochenlang vorher angemeldet. Drei Wochen nachdem wir abgereist sind, kam eine erste Reaktion. Wir haben gelernt, egal, wir nehmen den Hund einfach so mit, der hat ja alle Impfungen. Aber wenn man das mit einem Schiff wirklich machen wollte - Mission Impossible. Es sei denn, du planst zwei bis drei Wochen irgendwo zu bleiben. In den USA funktioniert es übrigens super. E-Mail schreiben, Feedback und dann kannst du los.
In Grönland haben wir ihn auch angemeldet, weil wir wussten, dass das wichtig ist. Alles abgeschickt und dann kam die Bestätigung: Ja, Sie können Fritz mitnehmen. Dann sind wir in Nuuk gelandet, am 1. August, und dann sagte der Hafenmeister: Sie können hier nicht den Hund mitnehmen. Wir zeigen ihm die Bewilligung, und er sagte, davon habe er nichts gehört, und wir sollen den Hund auf dem Schiff lassen. Dann kam der Tierarzt und meinte, nein, das ist ein Fehler. Er hätte dem stattgegeben, aber vergessen, dass er noch die dänische Zusage braucht, aus Kopenhagen. Und ich meinte: Ja okay, wie lange dauert das denn? Wir sollten da anrufen, und dort hieß es dann, wir müssten sechs Wochen warten, bis wir eine Auskunft bekommen. Und dann haben wir gesagt, Leute, wir sind jetzt in Grönland auf dem Schiff. Wie, illegal?
Die meinten, nein, ihr dürft den Hund nicht an Land nehmen. Und schon gar nicht weiter als zum 66. Breitengrad fahren, weil da alle Hunde strikt verboten sind, nur die Huskies sind erlaubt.
Das war dann richtig schwierig. Fritz wollte von Bord, wir waren ja gerade von Halifax sechs Tage nach Grönland gefahren. Ich fuhr dann mit dem Hund zum Flughafen, flog nach Kopenhagen, nahm einen Mietwagen und reiste mit dem Auto in die Schweiz. Dort lieferte ich den Hund zu Hause ab und flog am nächsten Tag wieder nach Grönland, um mit dem Schiff weiterzufahren. Mit einem Hund auf einem Schiff reisen, das ist nicht trivial.