„Boardwalk“Abslippen XXL – 117 Meter langer Neo-Klassiker von Lürssen

Sören Gehlhaus

 · 09.12.2025

Einen Tag vor Nikolaus brachte Lürssen in Lemwerder Wasser unter den Kiel der 117 Meter langen „Boardwalk“. Den Riss dominieren diagonale Achtersäulen, deren Dynamik der konkav gewölbte Klippersteven aufnimmt und überhöht
Foto: Klaus Jordan

Mit „Boardwalk“ wasserte Lürssen 117 Meter im klassischen Gewand. An der Pier in Lemwerder wird final ausgerüstet, ehe der Eigner 2026 in den Genuss von zwei Heli-Landestellen, Putting Green und reichlich Promenadendeck-Meter kommt.

Einen Tag vor Nikolaus brachte Lürssen Wasser unter den Kiel der 117 Meter langen „Boardwalk“. Zuvor schoben die Yachtbauer den Stahl-Alu-Koloss am Standort Lemwerder aus der Halle und auf Hellingwagen zur Slipanlage mit 3.500 Tonnen Kapazität. Nach dem Vertäuen an der Pier hievte ein Mobilkran den Mast auf das Topdeck und vervollständigte die „traditionsbewussten, klassischen“ Linien von Frank Woll aus Seattle. Den Riss dominieren diagonale Achtersäulen, deren Dynamik der konkav gewölbte Klippersteven aufnimmt und überhöht. Die weitläufigen Decks passen zum Yachtnamen „Boardwalk“, der im Deutschen für Promenade steht.

Lürssen arbeitete eng mit Eigner-Familie

Laut Lürssen war der erfahrene Eigner am gesamten Designprozess intensiv beteiligt und brachte sich vom Layout und den Laufwegen bis hin zur Außen- und Innengestaltung in allen Aspekten ein. Für die Ausarbeitung des „Boardwalk“-Interieurs stand Amy Halffman zur Seite. Der 117 Meter lange Solitär sei als Rückzugsort für eine Familie mit zahlreichen Unterhaltungsbereichen konzipiert.

Für sportliche Betätigung gibt es einen geräumigen Fitnessraum, Putting Green und diverse Abkühl- oder Entspannungsmöglichkeiten. Ein Whirlpool steht auf dem vorderen Oberdeck, je zwei separate kleine Becken gesellen sich zu den Pools auf dem Achter- und Sonnendeck. Die Gästekabinen der Hauptdecks scheinen statt des Promenadendecks in den Genuss von Balkonen zu kommen.

Zwei Landeplätze für Helikopter

Helikopter setzen entweder auf dem Sonnen- oder Vordeck auf, vorn mit Synthetik-Teak unter den Kufen und einer Intarsie in Form einer Kompassrose über dem Heckrotor. Dort verbleiben dürfen Fluggeräte mit einem D-Value von 14 Metern. Der Wert beschreibt die maximale Gesamtlänge basierend auf dem Abstand von der Spitze des Hauptrotorblatts bis zur Spitze des Heckrotors.

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​Sowohl die frappierenden Parallelen in der Gestaltung als auch der Yachtname in geschwungener Schriftart lassen auf eine Nachfolgerin der 77 Meter messenden „Boardwalk“ schließen, die 2021 von Feadship kam und für 165 Millionen Euro zum Verkauf steht. Die Alte sorgte im Sommer für Aufsehen, weil Tilman Fertitta, der neue US-Botschafter in Italien, es vorzog an Bord vor den Toren Roms zu wohnen. Um Stau auf den Straßen zu umgehen flog er per Helikopter (Airbus H130) zu Terminen in der Stadt.

​Alte „Boardwalk“ zum Verkauf – mit Heli

Der Airbus H130 stand auf der 77-Meter-Feadship ausschließlich achtern auf dem Sonnendeck. Interessant in diesem Zusammenhang: Die Makler von Y.CO weisen darauf hin, dass der Heli im Rahmen eines separaten Deals erworben werden kann. Gut möglich also, dass die 117 Meter lange „Boardwalk“ auch ein neues Fluggerät erhält. Von der Kapazität her könnte die Eigner-Familie 2026 mit einem Helikopter von der Größe eines ACH 145 aufsetzen. Bis dahin rüstet Lürssen an der Werftpier in Lemwerder endgültig aus.

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