Familien-YachtZu Besuch auf der Mangusta Oceano 39

Uske Berndt

 · 16.05.2025

Klappbare Schanzkleider erweitern den Beachclub der Mangusta Oceano 39.
Foto: Maurizio Paradisi/Mangusta
Sie ist das Einsteigermodell der Mangusta Oceano-Serie. Die 39 kommt als flexible Familienyacht daher. Mit richtig viel Platz, italienischem Chic und XL-Skydeck für eine große Party.

Der weiße Teppich unter den Salon-Sofas schimmert so makellos wie die cremefarbenen Polster, als wäre die Mangusta Oceano gerade erst frisch abgeliefert. Dabei haben die gut 39 Meter schon viel erlebt. Das amerikanische Paar, das den grau lackierten GFK-Verdränger im vergangenen Sommer übernommen hatte, war gleich zu einer Mittelmeer-Runde aufgebrochen – und zwar mit Hund.

Für den Zwischenstopp beim Cannes Yachting Festival wurde „Fifth Season“ in den Neuzustand zurückversetzt, die Eigner zogen für ein paar Tage ins Hotel und die Crew bereitete alles vor, um die zweite Einheit der noch frischen Oceano 39-Serie dem Publikum und Journalisten zu präsentieren.

Der 32.000-Liter-Tank reicht für 2.250 Seemeilen

Nach der Messe standen weitere Etappen durch das Mare Nostrum auf dem Plan, dann allerdings sollte der 227-Tonner in die USA verschifft werden, in die Heimat der Eigner. „Auf einem Frachter, das ist eine sehr lange Reise“, erklärt Arianna Toscano, Kommunikationschefin von Mangusta, die Huckepack-Maßnahme. Auf eigenem Kiel schafft die Oceano 39 bei vollem 32.000-Liter-Tank und zehn Knoten Fahrt maximal 2.250 Seemeilen.

Auch in amerikanischen Gewässern wird es mit Hilfe der beiden Zwölfzylinder von MTU mit jeweils 1.268 Kilowatt und 15 Knoten Maximum eher gemächlich zugehen. Ein Verdränger ist kein Rennboot, das gilt auch für das Einsteigermodell der Oceano-Langstreckenläufer, die aktuell bis zu einer Länge von 60 Meter zu haben sind. Mehr zur Mangusta Oceano 44.

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Flossenstabilisatoren sorgen vor Anker und unterwegs für eine ruhige Lage. Die 39 versteht sich als komfortable Familienyacht, auch um Partys zu feiern und so schiebt Toscano noch eine Art Motto fürs An-Bord-Kommen hinterher: „Relax!“.

Mangusta hat das Portfolio breit aufgestellt

Auf Nachfragen liefert sie noch einen Exkurs durch das übrige Portfolio der Werft mit Standorten in Pisa, Viareggio und Massa, wo auch 37 Knoten schnelle Open-Formate entstehen – aber das sei eine ganz andere Art des Reisens. Intern sprechen die Verantwortlichen vom „Ibiza-Stil“, die Maxi-Open seien eher etwas für die Balearen, wo Kunden ihre Yachten gern zur Schau stellen. Damit ist Mangusta gut gerüstet für die verschiedenen Märkte und Kunden.

Nun geht es endlich los mit der Tour über die dank 8,50 Meter Breite schön weit aufgezogenen Terrassen und durch ein Innenraumvolumen von 324 Gross Tons. Im 85 Quadratmeter großen und sehr hell eingerichteten Salon nimmt alles seinen Anfang – ein mit Raumteilern geschickt strukturiertes Areal mit deckenhohen Fenstern zu beiden Seiten, die das Gefühl vermitteln eigentlich draußen zu sein.

Der Fernseher kommt bei Bedarf aus der Wand

Der Clou ist der Fernsehbildschirm, der in Richtung Cockpit hinter einer weiß lackierten Stäbchen-Holzwand versteckt ist, auf Knopfdruck ins Blickfeld rückt und sich drehen lässt, so dass die Zuschauer das Programm von beiden Lounge-Ecken aus sehen können.

Neben Teppich bedecken Holz und steingrauer Marmor den Boden, die Wände zieren zudem fast weiß getünchte Holzpaneele und seidiges Wildleder in hellen Brauntönen. Als Kontrast buhlen Konsolen mit dunklem Walnussfurnier um Aufmerksamkeit. Tisch- und Abdeckplatten bestehen ebenfalls aus Calacatta-Marmor aus Steinbrüchen in unmittelbarer Werftnähe.

Eine Alu-Skulptur führt auf das Unterdeck

Ein Hingucker in Sachen Material ist jedoch eindeutig die „schwebende“ Treppe mit Marmorstufen in der angrenzenden Lobby oder die coole Konstruktion, die auf das Unterdeck führt: eine gebogene Alu-Skulptur plus Stufen aus Holz und Marmor.

Die Innenausstattung ist ein geistiges Werk von Mangustas Centro Stile. Von diesem Standard weicht die Werft aber gerne ab. Wenn ein Kunde mit seinen eigenen Designern anklopft, sei das auch in Ordnung. Die Basis des Interieurs, die Linien und das Layout stammen von Alberti Mancini, auch eine Art Hausdesigner der Familienwerft.

Italienische Möbelmarken geben sich die Hand

Das dezente, filigrane Mobiliar ist wie fast überall an Bord ein Defilée der großen italienischen Markennamen wie Poltrone Frau, Minotti, Poliform, B&B oder Talenti. Das gilt auch für die Außendecks oder die Skylounge, die obendrein das offene Konzept des Hauptsalons auf die Spitze treibt und die Gäste dank großflächig zu öffnender Fensterflächen maximal nah an die Umgebung heranbringt. Den Eindruck fließender Übergänge verstärken die innen wie außen mit Teak verkleideten Decken.

Neben dem 57 Quadratmeter großen Salon wartet ein XL-Achterdeck auf die Gruppe, bestückt mit einem nahezu ovalen Speiseplatz mit Tosca-Stühlen von Tribù - sowie einer Gruppe flexibler Sofas. „Es war eine Herausforderung, das Gefühl zu vermitteln auf einer viel größeren Yacht zu sein“, weiß Toscano. Um den Eindruck von Weite zu verstärken, helfen die vielen losen Sitzmöbel. Sie sind Teil des Hauptkonzepts der Mangusta und werden dank ihrer flexiblen Stell- und Nutzungsmöglichkeiten von den Eignern sehr geschätzt.

Der Infinity-Pool der Mangusta ist ein Hingucker

Allerdings ist der vordere Teil des Oberdecks der Ort, der den Besuchern die lautesten Ohs und Ahs entlockt. Wenn sich die Gäste hier ausbreiten, dann aller Wahrscheinlichkeit am oder im Infinity-Pool, den die Werft von der Oceano 44 übernahm und dessen zentraler Ausläufer die Sonnenliege in zwei Teile teilt – und zumindest theoretisch einen Blick in das darunter liegende Masterbad ermöglicht. Eine kleine, halb im Schatten positionierte Lounge komplettiert das Angebot.

Zum BBQ-Dinner gehen die Gäste noch eine Etage höher auf das 85 Quadratmeter große Sonnen- bzw. Flydeck, wo die Ausmaße der mittig positionierten Bar an eine gut ausgestattete Galley heranreichen. Der Grill, den der Eigner hier gerne haben wollte, sprengt übliche Dimensionen. An die Bar grenzen - ebenfalls recht schattig unterm Hardtop gelegen - diverse Loungemodule von B&B Italia sowie ein kleiner Esstisch.

Von der Sonnenliege fällt der Blick direkt aufs Meer

An beiden Enden der Terrasse tanken die Gäste pralle Sonne: Neben einer lang gestreckten Sitzlandschaft im vorderen Teil laden am Heck drei Tosca-Sonnenliegen zum Ausruhen und Verdauen ein. Dank der gläsernen Schanzkleider passiert das mit absolut freier Aussicht auf das Meer oder die Uferkulisse.

Wer lieber direkt am Wasser entspannen möchte, legt sich auf die B&B Italia-Sofas des erweiterbaren Beachclubs oder lässt sich bei genügend vorhandenem Aktionismus den Williams-Tender 505 aus der Seitengarage holen. Ein Deckenkran hievt das Vehikel ins Meer.

Vier Kabinen auf dem Unterdeck der Mangusta

Zum Schlafen beziehen die Gäste das Unterdeck, wo die Tour-Besucher auf insgesamt vier, symmetrisch angeordnete Suiten für bis zu zwölf Gäste treffen: zwei VIPs und zwei weitere mit bis zu drei Einzelbetten. Das ist der Standardgrundriss dieser Mangusta, den eine relativ üppige Deckenhöhe von 2,10 Meter veredelt.

Die Eigner wiederum residieren auf der vorderen Beletage, in einem Apartment in viel Creme und Weiß sowie einem mitten im Raum platzierten Leder-Bett vor einem mit Leder bedeckten Raumteiler. Im großen Badezimmer richten sich die Blicke an die Decke. Dort sitzt ein rechteckiges Skylight, das helles, changierendes Licht auf den Doppelwaschtisch aus Calacatta-Marmor wirft.

Zwischen Masterbad und Pool gibt es ein Fenster

Der Grund dafür ist Wasser, und zwar aus dem Pool des Oberdecks. Um beim Zähneputzen mehr Privatsphäre zu haben, lässt sich das smarte Glaselement per Fingertipp in ein blickdichtes Fenster verwandeln. Den Waschtisch flankieren Dusche und WC, aber auch das können Kunden so einrichten, wie sie möchten.

Zum Schluss kommt das Gespräch noch einmal auf den offensichtlich sehr empfindlichen Teppich, im Prinzip ist die ganze Mangusta damit ausgelegt. „Also haben die Eigner keine Kinder an Bord“, mutmaßt ein Besucher. Toscano verneint, erwähnt aber noch einmal den Hund, der offensichtlich gut erzogen ist. Auf einem der Seitendecks habe er ein kleines Klettermodul – zum Spielen und um unterwegs seine Geschäfte zu verrichten.


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