„JAS“Admiral setzt dem 66-Meter-Projekt noch einen drauf

Christian Sauer

 · 20.09.2025

Weitergedacht: Parallelen zu „Life Saga“ sind offensichtlich, die nachträglich integrierte Eignerkabine unter dem neuen Observation Deck nicht.
Foto: Lorenzo Tampucci, Giuliano Sargentini
​Auf dem Weg zur perfekten Familienyacht wuchs Admirals spekulativ begonnenes 66-Meter-Projekt namens „JAS“ nicht etwa in der Länge, sondern in der Höhe um ein Deck und um einen dritten Pool.

​Als Burgess im Jahr 2020 die bereits im Bau befindliche GC Force 66 für 56 Millionen Euro vermarktete, war die mit 65 Metern nahezu identisch lange „Life Saga“ erst seit wenigen Monaten im Wasser und die 50 Meter lange „Ourano“ noch frisch in Erinnerung. Gemeinsam hatten die drei Admirals markante Glasfronten mittschiffs, die von außen jeweils auf ein zentrales Atrium deuten ließen. Dieses Widererkennungsmerkmal wurde von Uniellé Yacht Design Services ersonnen und vom Centro Stile der Italian Sea Group weiterentwickelt. Die werfteigenen Designer ersetzten bei der GC Force 66 zudem die eher schmalen, vertikalen Rumpffenster des Hauptdecks durch größeres Verbundglas, das sich optisch zu horizontalen Einheiten vereint.

Was den heutigen „JAS“-Eigner überzeugte

Das überzeugte den damaligen Interessenten und heutigen Eigner von „JAS“ wohl ebenso wie die vergleichsweise kurze Bauzeit mit Fertigstellung im Jahr 2023. Dass es am Ende ein Jahr länger dauerte, lag vor allem an ihm und seinem größten Änderungswunsch: ein zusätzliches Deck mit zweiter Eigner­kabine in luftiger Höhe. Während eine Verlängerung des Rumpfes kaum eine Erwähnung wert gewesen wäre, stellte das Wachstum in die Höhe eine komplexe Herausforderung für die Werft dar, die sie aber selbstbewusst annahm.

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Der Eigner holte Brad Whiteman von Qudra Yachts als seinen Vertreter und Mansour Bookani von MB Architects ins Boot, um seine Ambitionen mit der kreativen Vision von Mark Berryman in Einklang zu bringen. Den britischen Designer betraute die Werft aus Marina di Carrara nach dem Erfolg von „Life Saga“ mit der Ausarbeitung des zu Beginn noch ohne Eigner geplanten Interieurs sowie der fließend übergehenden Außenflächen. Nach Verkauf des Projekts führte er es mit den gewünschten Modifikationen fort. Sein typischer Stil, eine ungezwungene Atmosphäre zum Entspannen zu schaffen, deutet sich bereits von der Kaianlage oder dem Tender aus an.

Die geöffnete Heckklappe gewährt Einblicke und Zugang zum Beachclub, der sich an beiden Seiten per Balkonen mit integrierten Glaselementen verbreitern lässt. Durch sie wirkt der mit Naturstein, Teak sowie Bambusakzenten an der Decke ausgekleidete Sport- und Wellnessbereich selbst im geschlossenen Zustand einladend. Der bis ins Heck elf Meter breite Rumpf eröffnet üppige Stellflächen für Fitness-Equipment, Raum für eine Sauna inklusive Erlebnisdusche und den 3,20 Meter langen Spa-Pool samt gläserner Überlauffront und Meerblick über die Badeplattform hinaus. Das im Ansatz vergleichbare Setting an Bord von „Life Saga“ faszinierte den heutigen „JAS“-Eigner und war ein wichtiges Argument für die Übernahme des Spec-Baus.


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Der Auftraggeber ergänzte jedoch um ein ähnlich großes Becken direkt darüber auf dem Hauptdeck, dessen gläserne Bodenelemente als Oberlicht für den Beachclub fungieren. Schatten beim Baden und auf den angeschlossenen Sitz- sowie Liegeflächen wirft größtenteils der Decksüberhang. Gegenüber der Treppe von und nach unten schließt sich eine Bar als die perfekte Ergänzung zum Poolbereich an. Durch die konsistente Gestaltung und Verwendung von Teak, ergänzt um Walnuss, europäische Eiche sowie hellere amerikanische Eiche, gelang Berryman und seinem Team eine bemerkenswerte Melange aus Indoor- und Outdoor-Arealen. Bei aller Liebe zu hochwertigen Details sind die Materialien langlebig und von der 17-köpfigen Crew leicht zu pflegen.

​Innen oder außen? Sowohl als auch!

Vom Poolbereich auf dem Hauptdeck gelangen wir ins eigentliche Innere von „JAS“. Dort empfängt ein Speisetisch aus gekalktem Wengé-Holz mit Intarsien und Beinen in noch dunklerer Ausführung. „Unsere Interieurs sollen sich wie ein zweites Zuhause anfühlen. Niemand sollte beim Betreten dieser Räume auf Etikette achten müssen“, fasst Berryman die Philosophie seines Designstudios zusammen und macht es plastisch: „Eigner und Gäste können sich auf dem Sofa zurücklehnen und gern ihre Füße auf den Couchtisch oder die Ottomanen legen!“ Dazu passt die L-förmige Sofalandschaft mit Blick auf den ersten, aber nicht einzigen XXL-Screen an Bord sowie aus den raumhohen Glastüren des vermeintlichen Atriums mittschiffs. Es entpuppt sich zwar als optische Täuschung, dafür gewährt das per Knopfdruck abklappbare Schanzkleid noch spektakulärere Ausblicke und dazu die Möglichkeit der Nutzung als seitliche Terrassen.

Womöglich werden die Kinder des Eigners, aus deren Vornamen sich „JAS“ ableitet, dennoch lieber digital „fernsehen“ oder in ihrer Zweibettkabine weiter vorn auf dem Hauptdeck spielen. Diese ist Teil der ersten, fast 100 Quadratmeter großen Eignersuite. Die enorm großen Rumpffenster fluten sie mit Tageslicht und garantieren beeindruckende Perspektiven, sei es vom Bett zu beiden Seiten, vom Bad mit japanischer Toilette und Badewanne oder vom veritablen Ankleideraum aus. Dessen Sitzbank direkt vor einem der Fenster lädt dazu ein, den ganzen Tag auf das Wasser hinabzuschauen, doch gibt es an Bord noch viel mehr zu entdecken.

Da wäre zum einen die VIP-Kabine auf dem Hauptdeck, die wir auf dem Rückweg zur Haupttreppe passieren, um hiernach die vier Kabinen ein Deck tiefer zu erkunden. Hinsichtlich ihrer aufwendigen Gestaltung – etwa mit Lederblenden kaschierte Steckdosen oder großzügige Duschen – stehen sie den Kabinen auf den oberen Decks nur in sehr wenig nach. Dabei stehen zwei der vier Kammern des Unterdecks Nannys oder anderen Angestellten des Eigners offen, so denn sich die maximal zwölf Gäste und Familienmitglieder auf die restlichen sechs Kabinen verteilen. Zudem ermöglichen sie zusätzliche Flexibilität durch Einzelbelegungen.

Schier unendliche Rückzugsmöglichkeiten auf „JAS“

Unsere Tour führt wieder nach oben auf das Brückendeck. Der Steuerstand präsentiert sich wie die Gäste-Areale in cremefarbenem und braunem Leder. Die je drei „Atriumfenster“ des oberen Salons auf gleicher Höhe bieten ein nahezu grenzenloses Panorama. Wie bereits im Hauptsalon gesellen sich zum großen TV mehrere Sessel sowie ein bequemes Sofa. Getränkewünsche erfüllt die Besatzung entweder von der Pantry oder einer der zahlreichen Bars aus. Der flexibel schließbare Wintergarten mit Rundtisch für zwölf schafft erneut die übergangslose Verbindung zwischen den Welten. Das Außendeck wurde sowohl mit maßgefertigten Outdoor-Möbeln als auch mit integrierten Grünflächen aufgewertet. „Wir nutzen gern an Küsten wachsende Pflanzen, da sie ebenso harten Bedingungen auf einer Yacht besser widerstehen“, resümiert Berryman anhand vorheriger Erfahrungen.

Gleiches gilt einige Stufen höher für die Freiluftflächen, die sich im ursprünglichen Entwurf als Sonnendeck inklusiver einer klimatisierten Lounge bis zum Touch-and-Go-Helipad oberhalb der Brücke erstrecken sollte. Der nicht kommerziell zertifizierte Landeplatz blieb „JAS“ erhalten, angrenzend wünschte sich der Eigner aber eine zweite Beletage mit Wannenbad, begehbarem Kleiderschrank sowie Schreibtisch. Von dort aus geht es gen Heck zu einem weiteren, vor Sonne und Wind geschützten Al-fresco-Speiseplatz. Im Vergleich zu der ersten Eignersuite auf dem Hauptdeck fällt Nummer zwei zwar deutlich kompakter aus, jedoch vermag der frontale Weitblick vom Bett über das Helipad das wieder auszugleichen. Einen Nachteil hat die nachträglich ergänzte Schlafstätte dann doch: Abgesehen von einer Leiter für die Crew können die zwischenlandenden Aero-Tender ausschließlich über diese Kabine geboardet werden. Ohne einen Heli an Deck qualifiziert sich die Freifläche für Sonnenbäder oder Yoga-Einheiten.

Das Observation Deck

Für Sport und Entspannung ist auch genügend Platz auf dem neu geschaffenen Observation Deck mit Jacuzzi. Zusammen mit den zwei Spa-Pools sind es in Summe drei, ergänzt durch acht Kabinen, verteilt auf nunmehr fünf Decks und 66 Meter Länge. „JAS“ beeindruckt mit mehr als bloßen Zahlen. Zu der perfekten Yacht für die Familie ihres Bauherrn und womöglich zukünftig auch für Chartergäste macht die Weiterentwicklung von „Life Saga“ das ohne Effekthascherei auskommende sowie in der harmonischen Gesamtheit herausragende Interieur von Mark Berryman. Und es geht weiter. Die Evolution von Admirals erfolgreicher Baureihe endet nicht mit „JAS“: GC-Force 73 „Primo“ entsteht mit einem Interieur von FM Architettura bis 2027. Die 73 Meter sind bereits verkauft.


​Technische Daten

  • Länge über alles: 65,77 m
  • Länge (Rumpfform): 56,55 m
  • Breite: 11,38 m
  • Tiefgang: 3,20 m
  • Innenraumvolumen: 1.318 Gross Tons
  • Material: Stahl, Aluminium
  • Motoren: 2 x CAT 3512C
  • Motorleistung: 2 x 1.500 kW
  • Geschwindigkeit (max.): 15,5 kn
  • Geschwindigkeit (Reise): 14,5 kn
  • Generatoren: 3 x 200 kW, 1 x 88 kW
  • Kraftstoff: 126.372 l
  • Wasser: 32.086 l
  • Konstruktion: The Italian Sea Group (TISG)
  • Exterieurdesign: Centro Stile TISG
  • Interieurdesign: Mark Berryman Design
  • Klasse: Lloyd’s
  • Werft: Admiral, 2024

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