Bei den zahlreichen Großformaten, die in BOOTE EXCLUSIV jedes Jahr vorgestellt werden, kommt es aus Diskretionsgründen selten vor, dass Eigner in Erscheinung treten. Im Fall von „Kasper 7“ ist es glücklicherweise anders, und das aus gutem Grund. Auf der 67 Meter langen Benetti heißt das Eignerpaar Nisrine und Karim Karagulla willkommen. Die frühere Miss Libanon lieferte nicht nur Input an einen der namhaften Spezialisten der Branche, sie zeichnete mit ihrem Beiruter Designstudio Askdeco auch für das Interieur verantwortlich.
„Wir besaßen zuvor eine kleinere Benetti Classic, die wir viele Jahre nutzten. Aber dann ergab sich die Chance auf ein größeres Boot, das noch besser zu uns passte“, erinnert sich die Eignerin an die Entstehung des 1.250 Gross Tons großen Formats. Basierend auf der bewährten technischen Plattform mit Cassetta-Exterieur versprach das On-Spec-Projekt deutlich mehr Platz bei vergleichsweise kurzer Bauzeit.
Es bot der Interieurdesignerin zudem eine verlockende Perspektive, ihre Kreativität auszuleben: „Nachdem ich mehr als 25 Jahre lang vor allem hochwertige Apartments und Restaurants gestaltete, ist das nach einem Refit-Projekt mein erstes eigenes Yachtdesign. Ich wollte nichts Langweiliges, sondern etwas Farbenfrohes und Asymmetrisches erschaffen.“ Mit Giorgio Cassetta, der die Zusammenarbeit in höchsten Tönen lobt, entwickelte Nisrine Karagulla auch den ursprünglichen Exterieur-Entwurf weiter. So gibt sich „Kasper 7“ durch die überdimensionalen Bullaugen mit nahezu zwei Metern Durchmesser aus der Ferne zu erkennen. Ihre Entscheidung für runde Glasfronten soll den Retro-Charakter betonen, ebenso wie die eigens hergestellten Sonnensegel, die mit weiß-gelben Streifen an die französische und italienische Riviera erinnern.
Die Tour mit der Eignerin und zugleich Designerin beginnt im lichtdurchfluteten, über zehn Meter breiten Hauptsalon. Dessen Konzept ist für das gesamte Interieur stilprägend und lässt selbst erfahrenste Superyacht-Routiniers staunen. Den Rahmen bilden der helle Eichenboden, weiße Decken sowie helles Perpero-Holz mit rosafarbenem Schimmer.
Statt einer traditionellen Bar entschied sich Karagulla an Backbord für das aus den Stämmen grüner Zypresse gefertigte Designmöbel Bibliothèque Anémone von Carlès & Demarquet aus Marseille. Gäste können daran Platz nehmen auf Hockern von Bryan O’Sullivan oder es sich auf Sofas und Sessel von Olga Engel bequem machen, um den seitlichen Meerblick zu genießen. Flache Sideboards und Tische von Martino Gamper, Pierre Yovanovitch sowie Hermès versprühen das Flair der späten 1960er- und der 70er-Jahre. Dimore schuf eine Candy Bar aus lackiertem Holz und gelochtem Metall. Familie und Freunde sollen sich wie zu Hause oder – noch besser – wie im Feriendomizil fühlen und selbst zugreifen. Diesem Ansatz dienen zahlreiche Getränkekühlschränke und Kaffeemaschinen, die sich wie der Großteil der Technik optisch im Hintergrund halten.
Im gläsernen Aufzug des Atriums zeigt sich die Liebe der Eignerin zu kreativen Details: Statt Nummern stehen im Lift verspielte Symbole für die vier Decks, die er verbindet. Vor der Hauptdeck-Lobby beginnt backbords der Crewbereich mit Pantry und Galley, den Korridor zum separaten Speiseraum säumen diverse Weinvitrinen sowie Tagesbad mit kleinem Bullauge. Vier große Rundfenster fluten die lange Tafel. Markant bereits von außen, verleihen sie dem rumpfbreiten Areal, das auf Schwesterschiffen zumeist für VIP-Kabinen genutzt wird, hohe Strahlkraft. Gern zu glauben, dass hier anders als an seinen Derivaten auf den meisten Yachten tatsächlich sämtliche Mahlzeiten eingenommen werden.
Die Gestaltung ist nicht minder aufsehenerregend: Die pinke, 800 Kilogramm schwere Tischplatte goss der koreanische Designer Wonmin Park mit Harz zurecht. Indirekte LED-Beleuchtung erinnert an Lamellen von Fenstern traditioneller Sommerhäuser. Die 14 Élysée-Stühle von Pierre Paulin sind Originale aus den Siebzigern. Organisch aus der Wand scheinen die Vasen zu wachsen, die Tamara Barrage aus Dubai beisteuerte. Die einladende Bar an Steuerbord scheint prädestiniert als Buffet und wurde vom libanesischen Designer-Duo Sayar & Garibeh entworfen. Gläser und Geschirr lagern in verspiegelten Wandschränken.
So unkonventionell und verspielt vieles wirken mag, insgesamt präsentiert sich das Interieur nicht überladen, eher luftig, einladend und zugleich praktisch. Das trifft in gleicher Weise auf die vier Gästekabinen ein Deck tiefer zu. Sie heißen wie Freunde des namensgebenden Gespensts aus der Comicreihe „Casper“. Auch auf dem Unterdeck achtete die „Kasper 7“-Eignerin auf Kontinuität. Das pastellfarbig schimmernde Perpero-Holz wird durch Travertin-Stein ergänzt, der sich als Bodenbelag bis in die Wandschränke hineinzieht.
Sowohl in den Gästegemachen als auch in der zwei Decks höheren Eignersuite mit enormem Ankleidebereich und 180-Grad-Vorausblick gibt es keine TVs. Der Philosophie von Nisrine Karagulla und ihrem Mann folgend soll lieber das Ambiente mit dem Panorama genossen werden, und das am besten in kommunikativer Gesellschaft. Der einzige Großbildschirm hängt im Salon des Oberdecks vor einer üppigen Sofalandschaft von B&B Italia. Der Ausblick lässt sich vom Außendeck genießen, wo unter dem Butterblumen-Bimini bis zu 14 Stühle von Paola Lenti und Outdoor-Möbel von Exteta um einen maßgefertigten Esstisch aus gleichem Hause stehen. Dass die Eignerin kein Faible für glänzende oder verspiegelte Oberflächen pflegt und weitestgehend auf Edelstahl verzichtete, kommt der Crew ebenso zugute wie zahlreiche Verstaumöglichkeiten, etwa für Kissen.
Die für Karagulla essenzielle Konsistenz im Design setzt sich bei weiteren Freiluftarealen mit hochwertigem Markenmix fort, den Barhocker von Summit ergänzen. FSC-zertifiziertes Teak liegt diagonal an Deck und an Wänden, Bar- und Pantrymodulen sowie im Fitnessbereich des Brückendecks. Auf einen Jacuzzi oder Pool verzichtete Karagulla, dafür sei das Meer da.
Dazu passt der überkomplette Beachclub mit Bar, Tauchraum, Surfboards und abtrennbarem Massagebereich hinter der Backbordluke. Von den Sonnenliegen der Badeplattform geht es über herunterklappbare Stufen ins erfrischende Nass, wenn dort nicht die beiden Jetskis oder der Limousinentender von Yachtwerft Meyer festmachen. Die Beibootflotte parkt konventionell im Vorschiff unter dem Touch-&-Go-Helipad ein.
Über die „Kasper 7“-Reise sagt Nisrine Karagulla: „Wenn man etwas designt, muss es konsistent sein, und man darf keine Angst haben, wenn es schlicht wird.“ Der Eignerin brachten die Pop-artigen wie praktischen 67 Meter bereits mehrere Auszeichnungen ein.