Die Wüstenmetropole ist im Februar ein Garant für permanenten Sonnenschein und traumhafte Temperaturen um die 25 Grad Celsius. Besonders Nordeuropäer wissen die meteorologischen Vorzüge des Emirates zu schätzen und kommen in Scharen in die Stadt der Wolkenkratzer, die auch bei Expats so beliebt ist wie kaum eine Megacity der Welt. Rund 90 Prozent der 3,9 Millionen Einwohner Dubais sind Expatriates, kein anderes Land zieht mehr Arbeitsnomaden an.
Der norddeutsche Winter gibt einem wahrlich genug Gründe, um über solch einen Schritt nachzudenken. Für BOOTE EXCLUSIV geht es allerdings nicht um Winterflucht, sondern um - wie könnte es anders sein - eine Yachhtneuheit, die während der Dubai International Boat Show Anfang März ihre Weltpremiere feierte. Gemeinsam mit Matthias Ebert, dem Geschäftsführer des deutschen Gulf Craft-Händlers ME Yachting besuchen wir die Messe im Finanzzentrum der VAE und bekommen eine ausgiebige Tour über die neue Majesty 100 Terrace. “Dieses Modell ist für die Werft enorm wichtig, da es das Vorgängermodell Majesty 100 ablöst, das mit 17 verkauften Einheiten zu den Topsellern des Superyacht-Portfolios von Gulf Craft gehört”, erklärt Matthias Ebert beim Gang über die Stege des überschaubaren Messegeländes. Mit bisher vier verkauften Schiffen in nur sechs Monaten zeigt sich die Werft überaus zufrieden. “Das ist ein sehr guter Start, der für das gelungene Konzept spricht. Die Bauzeit einer 150 Tonnen verdrängenden 100 Terrace, die aus GFK-Sandwich im Vakuuminfusionsverfahren entsteht, liegt bei 13 Monaten. Ab 2026 sollen zehn Einheiten pro Jahr abgeliefert werden”, kommentiert Marktkenner Ebert. Dass Gulf Craft diese Taktzahl beherrscht, haben sie viele Jahre bewiesen. Die Werft vor den Toren Dubais beschäftigt 1350 Arbeiter aus 42 Ländern, produziert 400 Boote zwischen 27 und 175 Fuß pro Jahr und konnte seit Eröffnung vor 33 Jahren rund 9000 Schiffe abliefern.
Der mit 199 Gross Tons beachtlich voluminöse GFK-Halbgleiter, der seine Europa-Premiere auf dem Cannes Yachting Festival Anfang September feiert, führt eine ganze Reihe an modernen Design-Elementen ein, die das Leben an Bord maßgeblich positiv beeinflussen. Die Majesty 100 Terrace ist nach der 34,10 Meter langen Majesty 111 die zweite Kooperation zwischen Gulf Craft und dem jungen Kreativteam des Phathom Studio aus dem niederländischen Leiden.
Der Halbgleiter führt das Konzept der Vorgängermodelle konsequent weiter. Kostas Christodoulou, der die Werft in Umm Al Quwain als COO operativ leitet, erklärt auf dem Achterdeck stehend die neuen Designideen : „Wir wollten praktische Lösungen integrieren, die es in dieser Dichte bisher selten auf einer 100-Fuß-Superyacht gab.” Ein Schlüsselelement des Konzeptes ist die private Lounge-Terrasse im Bug, die Eignern unmittelbar vor ihrer Suite einen privaten Außenbereich mit atemberaubenden Ausblicken bietet, ohne dass sie das Hauptdeck betreten müssen. Dieses optisch gut geschützte Areal, dass dem Modell seinen Namen gibt, liegt direkt unterhalb des Vordecks, in das große Oberlichter integriert wurden. Die Terrasse ist nicht nur ein ausgefallenes Highlight des Layouts, sondern auch ein offen gestalteter Rückzugsort mit Liegewiese und gemütlichen Sitzmöbeln, der dank seiner Luftigkeit eine große Nähe zum Meer ermöglicht. Die Eignersuite, die sich in Ankleideraum, Bad und Schlafzimmer aufteilt, befindet sich unter dem Jacuzzi, in dem ein Glasboden mit schaltbarem Glas auf Wunsch ebenfalls natürliches Licht in die Kabine fallen lässt.
Der Fokus beim Entwurf des neuen Majesty-Modells lag auf mehr Lebensraum an Deck, was für eine Werft aus der Hitzemetropole Dubai, in der das Leben - zumindest im Sommer - weitestgehend in klimatisierten Räumen stattfindet, eine radikale Wendung ist ist. “Gulf Craft nimmt mit diesem neuen Modell ganz klar den europäischen Markt in den Fokus, was sich auch am zeitgemäßen und eleganten Interieur widerspiegelt, in dem sich viele Eigner und Chartergäste aus Europa sehr wohl fühlen werden”, weiß der erfahrene Yachtbroker Matthias Ebert. Zu den besten Plätzen an Bord gehört seiner Meinung nach neben der Eigner-Terrasse das neu gestaltete Achtercockpit mit Klappbalkonen, die vor Anker die nutzbare Fläche um 20 Prozent vergrößern. Auf der Badeplattform ein Deck tiefer öffnet sich auf Knopfdruck der Spiegel und eine große Sonnenliege klappt herunter. Näher am Meer lässt sich eine Yacht nicht genießen. “Besonders bei Fahrt, mit Blick auf die schäumende Heckwelle oder vor Anker, direkt über der Badeplattform, ist dieser Platz grandios”, so Matthias Ebert.
Bei der Gestaltung der Innenräume entschied sich das Phathom-Team um Interieur-Chefin Raquel Hernandez Grijota für einen zeitgemäß luftigen Mix aus Marmor, Weißeiche und gebürstetem Messing, wo immer es möglich war, wurden nachhaltige Materialien eingesetzt. “Wir wollten warme, angenehme Räume schaffen, in dem man sich nicht eingeengt fühlt und die einen die Nähe zum Meer spüren lassen”, erklärt die Designerin. Eine Treppe, die alle drei Decks miteinander verbindet, fungiert als zentrales Gestaltungselement im Hauptsalon und Essbereich. Hier sorgt ein großes Oberlicht für eine helle Atmosphäre, Sonnenstrahlen fallen vom Oberdeck bis hinunter aufs Unterdeck und schaffen so eine helle, einladende Atmosphäre.
Die Majesty 100 Terrace wurde mit vier Kabinen auf dem Unterdeck und der großzügig geschnittenen Eignersuite auf dem Hauptdeck mit angrenzender Bug-Terrasse sowohl für Eigner als auch für Chartergäste konzipiert. Kostas Christodoulou ist überzeugt: “Die Yacht spricht ein breites Publikum an." Die Brücke befindet sich vor dem ebenfalls mit bodentiefen Fenstern und großer Bar bestückten Salon und wird von drei MFDs von Menu dominiert. Hinter dem Kapitänsstuhl steht ein L-förmiges Sofa für den Eigner und seine Gäste. “Das spannende am Setup der Brücke sind die negativen Brückenfenster”, lässt Matthias Ebert wissen. “Beim Vorgängermodell, der Majesty 100, war die Brücke vertikal verglast, was zu unangenehmen Spiegelungen bei Nachtfahrt führte. Dieses Feedback haben wir von Kapitänen bekommen, woraufhin diese Brücke konzipiert wurde.” Unmittelbar vor dem Steuerhaus befindet sich eine U-förmige Bug-Lounge mit zwei Tischen, zwei Meter davor lädt ein Whirlpool zum Planschen ein. Backbords führt ein privater Niedergang auf das Hauptdeck und in die überdachte Eigner-Lounge im Bug, von der aus es direkt in die Mastersuite geht. Die Crew wohnt in zwei Kammern im Bug, die Kapitänskabine ist vor dem Motorenraum und neben der Galley und Messe untergebracht.
Wie für Semicustom-Formate üblich, hat der Eigner bei der Konfigurierung seiner Traumyacht mehrere Motoren-Optionen: MAN, Caterpillar und MTU stehen zur Wahl. Baunummer 1, die dieses Jahr als Ausstellungsyacht genutzt wird, setzt auf das Standard-Setup mit zwei MAN-Aggregaten mit je 1397 Kilowatt Leistung. Damit bringt es der 7,30 Meter breite 150-Tonner auf einen Topspeed von 20 Knoten. Bei sparsamen zehn Knoten Fahrt reichen die etwas über 15.000 Liter Diesel im Bunker für eine Reichweite von 1750 Seemeilen.
Der schnelle Erfolg der 8,85 Millionen Euro teuren Majesty 100 Terrace regte werftintern Diskussionen über die Einführung ähnlicher Buglounge-Konzepte in zukünftigen Modellen an. Kostas Christodoulou blickt optimistisch in die Zukunft: „Wir entwickeln uns ständig weiter. Durch sorgfältige Analyse von Markttrends und Kundenfeedback stellen wir sicher, dass jedes neue Modell das Borderlebnis verbessert."
Aktuell besteht die Majesty-Linie aus acht Modellen mit Längen zwischen 49 und 175 Fuß, doch die Flotte wächst weiter. Es sind derzeit in Umm Al Quwain zwei Großprojekte in Arbeit, die für Furore sorgen werden. Die 49,50 Meter lange Majesty 160 mit einem Design von Cristiano Gatto geht 2026 zu Wasser und das von Mulder Design konzipierte Flaggschiff Majesty 200 mit 61 Metern Länge soll zwei Jahre später folgen. Superyachten aus der Wüste sind auf dem Vormarsch.