„Komfort wird schneller“, stellt der Projektingenieur von Pershing, Andrea Le Moglie, lächelnd klar, während Werftkapitän Dario Astolfo das jüngste Modell der Werft aus Mondolfo souverän auf den Golfe de la Napoule steuert. „Erstmals legt mit der GTX80 eine Pershing mit IPS-Antrieben von Volvo Penta ab und dem dazugehörigen Brückenequipment in Form von intuitiver Joystick-Steuerung und automatisierter Trimmkontrolle über Humphree-Tabs. Für maximale Stabilität in schnellen Turns und natürlich vor Anker sorgen zwei optional erhältliche Seakeeper 9 Gyros“, ergänzt der mit der Produktpalette bestens vertraute Techniker.
Die fest im Portfolio der italienischen Ferretti-Gruppe verankerte Marke Pershing ist seit knapp vier Jahrzehnten Synonym für kompromisslose Performance basierend auf Oberflächenpropellern und potenten Motorenpaketen. Zielgruppe: maritime Petrolheads mit einem Hang zu hohen Geschwindigkeiten. Mit der neuen GTX-Linie, die ihren ersten Auftritt vor zwei Jahren mit der 35 Meter langen Pershing GTX116 feierte, läutete die Marke eine Zeitenwende ein und öffnete sich erstmals einem weiteren Publikum.
Das Styling der GTX80 ist das Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen dem Ausschuss für Produktstrategie der Ferretti-Gruppe unter Leitung von Piero Ferrari, Vallicelli Design und der werfteigenen Konstruktionsabteilung. „Wir wollten die maskuline und für Performance stehende Formgebung beibehalten und doch den heutigen Kundenwünschen entsprechend mehr nutzbaren Raum im Interieur und auf den Außendecks schaffen“, erklärt Designer Michelangelo Vallicelli, dessen Studio in Rom liegt.
Doch damit nicht genug. Dem robusten Pendant auf der Straße entsprechend, sollte die neu kreierte Klasse der Sport Utility Yacht (SUY) ein Gefühl von Sicherheit vermitteln und gleichwohl sportlich überzeugend durch die Wellen preschen. Die Lösung fand das werfteigene Ingenieurteam bei den Schweden von Volvo Penta. Die Pods mit gegenläufig rotierenden Zugpropellern dominieren seit vielen Jahren den Markt für Halbgleiter und Gleiter und liegen besonders dank ihrer überdurchschnittlich intuitiven Bedienung bei Eignerkapitänen hoch im Kurs.
„In der GTX80 arbeiten drei IPS-Einheiten mit je 735 Kilowatt Leistung, die dem voll beladen 61 Tonnen verdrängenden Gleiter einen Topspeed von 34 Knoten bescheren und ihn im Vergleich zu Oberflächenpropellern deutlich zahmer machen“, verrät Andrea Le Moglie. Damit spricht diese domestizierte Pershing einen größeren Kundenkreis an und liefert selbst Neueinsteigern mit einem Faible für zügiges Vorankommen überzeugende Argumente.
Das bestätigt auch der Hamburger Yachtbroker Oliver Sieckmann, der seit vielen Jahren unter anderem die Sportyachten aus Mondolfo verkauft und der die Entwicklung der Modelle über die letzten Jahrzehnte verfolgt hat. „Die IPS-Antriebe machen einen Riesenunterschied“, lässt der Yachtkenner wissen. „Die Bootskontrolle und selbst komplexe Hafenmanöver sind damit auch für unerfahrenere Eigner ein Kinderspiel, da sich die Propulsionseinheit sehr einfach bedienen lässt.“ Zwar seien ohne Oberflächenpropeller Endgeschwindigkeiten von 50 Knoten oder mehr unerreichbar, aber ein Großteil der Pershing-Kunden sei auch mit 34 Knoten mehr als zufrieden, fügt der Händler hinzu.
Zwei Steuerstände stehen dem GTX80-Kapitän zur Wahl, einer auf der Flybridge, die mit einem optionalen und für Schatten sorgenden Carbon-Hardtop bestückt ist und einer auf dem Hauptdeck ganz vorn im Salon. Sind Fahrten mit Topspeed geplant, bietet sich die erhöht gelegene Kommando-Zentrale im Interieur an, die von drei Simrad-MFDs und zwei bequemen Kapitänsstühlen dominiert wird. Der Sitz des Bootsführers ist ergonomisch geformt, der Joystick für Hafenmanöver und ein Autopilot-Bedienfeld befinden sich auf der rechten Armlehne, der Controller für das Bugstrahlruder von Sleipner links. Die XL-Windschutzscheibe – in Pershing-Tradition ohne störende Mittelsäule – und die großflächige Salonverglasung sorgen für eine fast nahtlose 360-Grad-Sicht.
Über der Windschutzscheibe befindet sich ein Schiebedach, das sich elektrisch öffnen lässt und auch bei hohen Geschwindigkeiten offen bleiben kann. „Die natürliche Belüftung ist dadurch auch vor Anker sensationell“, schwärmt Oliver Sieckmann. Direkt dahinter führt die Steuerbordtreppe hinunter zum Unterdeck, das in zwei Versionen erhältlich ist: mit vier Kabinen und En-Suite-Bädern, wie bei dieser ersten vor Cannes getesteten Einheit, oder mit einer kleinen Pantry plus Tagestoilette anstelle der vierten Gästekabine auf der Steuerbordseite.
Die über die gesamte Breite reichende Mastersuite befindet sich mittschiffs und verfügt über ein großes Badezimmer vor dem Motorenraum, viel Stauraum und ein gemütliches Sofa backbords. Hellgrauer Teppichboden und dunkle Eichenholzpaneele dominieren die Kabine, die von zwei horizontal verlaufenden Fensterbändern mit Tageslicht versorgt wird. Das neue Stilkonzept der GTX80 zeigt sich in den Deckenpaneelen mit sich kreuzenden LED-Lichtstreifen, welche die Ästhetik des Hauptdecks aufgreifen und ein wesentliches Merkmal der Innenraumgestaltung der Pershing 80GTX sind. Dem Eignerbereich voraus liegen zwei Gästekabinen mit Einzelbetten, die sich mit wenigen Handgriffen in Doppelbetten verwandeln lassen.
Der Bug gehört den VIPs, LEDs zieren auch hier die Decken und sorgen für eine Raumschiff-ähnliche Atmosphäre, die dennoch wohnlich wirkt. „Bei der Auswahl der Stoffe und Hölzer arbeiten wir eng mit den Eignern zusammen, sodass ihr Geschmack bestmöglich getroffen wird“, sagt Oliver Sieckmann. Der Zugang zum Crewbereich liegt gut versteckt hinter dem Treppenaufgang zur Flybridge. Eine steile Leiter führt in den kompakt geratenen Raum auf dem Unterdeck. „Ein Großteil der Eigner wird nur sporadisch Crew an Bord haben und meist selbst das Boot steuern, weswegen die Kammer minimalistisch ausgeführt wurde“, erklärt Andrea Le Moglie das Konzept.
Neben der gezähmten Power zählt besonders der über zwei Ebenen reichende Heckbereich zu den auffälligsten Merkmalen von Pershings Novität. Der Beachclub ganz hinten lässt sich auf 28 Quadratmeter und eine Gesamtbreite von 8,80 Metern vergrößern, indem per Knopfdruck und öldruckgesteuert die Schanzkleider zur Seite klappen. Die integrierte und ebenfalls hydraulisch bewegte Heckplattform verfügt über drei verschiedene Positionen. Sie wird als Tenderlift genutzt, fungiert nach dem Wassern als halb getauchte Badeleiter oder vergrößert in oberster Position den Beachclub auf einer Ebene. Ein großer Stauraum für Toys wie Seabobs und Jetskis ist vom Spiegel aus zugänglich.
Vor der XL-Heckterrasse und drei Stufen höher befindet sich das 14 Quadratmeter große Achtercockpit, das von einem Speisetisch und frei stehenden Stühlen eingenommen wird. „Dieser Bereich ist direkt mit der Galley verbunden, die erstmals auf einer Pershing in den Salon integriert wurde“, erzählt Händler Sieckmann. Elektrisch versenkbare Scheiben verbinden das Interieur optisch fließend mit dem Cockpit und verwandeln den achterlichen Galley-Tresen in eine Open-Air-Bar. Daneben führt eine aus zwei Schiebeelementen bestehende Tür in den 36 Quadratmeter großen Wohnbereich. Die auf drei Seiten offene Küche, die sich links vom Salon-Eingang befindet, besitzt neben reichlich Arbeitsfläche eine zweite interne Bartheke – eine Lösung, die dem neuen Powerformat einen noch geselligeren Charakter verleiht und die Kontinuität zwischen Innen- und Außenbereich unterstreicht.
Gegenüber der Galley entschied sich der Eigner für einen Speisetisch für acht Gäste, davor liegt ein L-förmiger Lounge-Bereich, der direkt an die zwei Kapitänsstühle des Steuerstandes angrenzt. Ein großformatiges TV fährt elektrisch aus einem Sideboard am gegenüberliegenden Niedergang, eine in das Möbelstück integrierte leistungsstarke Soundbar sorgt für satten Klang. Das Interieur-Design der Pershing GTX80 passt perfekt zum Fahrstil: sportlich dynamisch, ohne die Sinne zu überfordern. Die ausgiebige Probefahrt in der Bucht von Cannes konnte selbst Geschwindigkeitsskeptiker überzeugen. Der 24-Meter-Gleiter vermittelt sogar bei einem Meter Welle, reichlich Wind und maximaler Drehzahl ein beeindruckend sicheres Gefühl, das Pershing-Neueinsteiger zu schätzen wissen. Zwar ohne Rooster Tail, aber dafür mit maximal viel Fahrspaß.