“Plvs Vltra”Limited Edition 242 von Amels mit individuellen Extras

Friedrich W. Pohl

 · 29.11.2023

Unterwegs mit der ganzen Familie: Das Exterior der Amels 242 zeichnete Tim Heywood
Foto: Jeff Brown
Mit der 74 Meter langen „Plvs Vltra“ orderte der Eigner seine zweite Limited Editions bei Amels. Ihm waren neue Ideen gekommen

“Plus Ultra“: Wer das spanische Staatswappen schon einmal bewusst wahrgenommen hat, erinnert sich an diese beiden lateinischen Worte. Das Motto „Darüber hinaus“ schlingt sich auf einem Spruchband um zwei Säulen, die Säulen des Herkules. So hieß seit der Antike die Meerenge zwischen der Iberischen Halbinsel und Afrika. Die Seefahrt jenseits der Säulen des Herkules galt als höchst gefährlich. Gefahr drohte nicht nur von unbekannten Gewässern und gefährlichen Küsten; es war mit Meeresungeheuern zu rechnen, deren furchtbaren Anblick man sich oft gar nicht erst wagte auszumalen.

Der Rat an die Seefahrer lautete also „Non plus ultra“, nicht über die Säulen des Herkules hinauszufahren. Die Spanier führen seit fünfhundert Jahren das Motto „Plus Ultra“ im Wappen, weil sie mithilfe des genuesischen Kapitäns Christoph Kolumbus die Reise über die Säulen des Herkules hinaus gewagt hatten. Sie waren „plus ultra“ gefahren.

Zweite Amels für den Eigner

Und das scheint auch der sportliche Eigner des 74 Meter langen Amels-Vierdeckers „Plvs Vltra“ zu planen, mindes­tens im übertragenen Sinne. Mit „Plvs Vltra“ geht er einen entscheidenden Schritt über seine bisherigen Grenzen hinaus – und kehrte bereits vier Jahre nach seiner ersten Amels-Yacht im Tim-Heywood-Design mit seiner jungen Fami­lie zur Werft im holländischen Vlissingen zurück, zwecks Vergrößerung.

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Er hatte auf seinen ersten 55 Amels-Metern einen großen Pool auf dem Hauptdeck vermisst, den Wunsch entdeckt, ein umfangreiches Spa nutzen zu können, und an Bord auf einem eige­nen Deck mit Panoramablick zu leben.

Er orderte ein passendes Format, die Limited Editions 242. In der Wahl des Interiordesigners entschied er sich nach Laura Sessa dieses Mal für Andrew Winch. Der Londoner Designer erinnert sich an den Start des Projekts, wie über ein Spa auf halber Rumpflänge an Steuer­bord, über weißen und rosa Marmor, ein Dampfbad, einen kreisrunden Pool, Massageplatz sowie eine Bar und Fens­ter zum abklappbaren Balkon nachgedacht wurde. Ein Mosaik von Sottoriva Italia stellt jetzt eine überdimensionale Pusteblume dar, eine Porzellaninstallation der Brasilianerin Valeria Nascimento dominiert mit vergoldeten Muschelelementen die Wand über dem Pool.

Das Spa brachte es im Laufe der Planungs- und Bauphase auf 75 Quadratmeter. Es ersetzt einen achterlichen Beachclub. „Selbst in die Sauna fällt durch ein eigenes Fenster Tageslicht“, schwärmt der Amels-Designmanager Hans Konings.

“Plvs Vltra” wird ganzjährig genutzt

Den abklappbaren Balkon an Steuerbord, die Badeplattform der „Plvs Vltra“, erreichen die Gäste direkt aus dem Spa heraus. Seine Höhe sorgt dafür, das leichter Wellengang ihm nichts anhaben kann. Sollte doch einmal Seewasser hineinschwappen, stellt eine Lenzanlage dahinter mit starken Pumpen sicher, dass er schnell wieder trocken ist. Vom Hauptdeck aus lässt sich der Balkon ebenfalls erreichen, über eine seitliche Gangway.

Die übliche Beachclubfläche in der Laza­­rette achtern wird auf „Plvs Vltra“ als Gara­ge für Tender und Toys genutzt. Dort stehen zwei Neun-Meter-Boote, die die Crew aus Seitenklappen mit Over­head-Kränen wassert. „Plvs Vltra“ sei eine Yacht zum Leben für die ganze Familie, kein Ferien­domizil, betont Konings. Die Eigner nutzen die Amels ganzjährig. Darum legte die Werft sie für drei Generationen aus, mit Eignerdeck, zwei VIPs auf dem Hauptdeck und drei Gästekabinen für die Kinder auf dem Unterdeck. Bequemlichkeit steht im Vordergrund.

Unterwegs und vor Anker ermöglichen vier Stabilisatoren größtmöglichen Komfort. „Mit der Arbeit an der Minderung von Geräuschen und Vibrationen verbrachten wir zusammen mit Damen Research viele Stunden“, erklärt Konings den Aufwand. Wenn sie die Festmacher gelöst hat, kann „Plvs Vltra“ 5000 Seemeilen weit nonstop, also in aller Ruhe, mit ihrer Reisegeschwindigkeit unterwegs sein.

Dass sie vor allen Küsten und vor allem in den Marinas als Blickfänger wirkt, verdankt sie auch Tim Heywood. „Ihr strom­linienförmiges Profil prägt sich sofort ein“, freut sich der Designer. Heywood gestaltete bereits das Äußere der vorherigen Amels-Yacht dieses Eigners.

Hohe Erwartungen an Amels

„Plvs Vltra“ schreibt die Erfolgsgeschichte des Amels-Marketings namens Limited Editions fort, das Heywood als Designer der Exteriors begleitet. Die Werft bietet für eine begrenzte Zahl von Einheiten eine konzeptionelle und technische Standardbasis an, die in den Einzelheiten von Raumaufteilung und Einrichtung innen und für die Möglichkeiten der Individualisierung außen dem Eigner und seinem Interiordesigner viele Spielräume lässt.

Schon bei seiner ersten Amels-Yacht „Step One“ aus dem Jahre 2012 entschied sich der Eigner für eine Konstruktion der Limited Editions, damals für eine 55 Meter lange Amels 180. Auch mit „Plvs Vltra“, der ersten Limited Editions 242, erfüllte sich jetzt der Zweck des Konzepts, mit standardisierten Strukturen und technisch erprobten Elementen und Installationen Zeit und Geld zu sparen und den vermeidbaren Überraschungen eines reinen One-off-Projekts auszuweichen.

„‚Plvs Vltra‘ verkörpert mit ihren gestreck­ten Linien und ihren funktionalen Eigenheiten die bekannten äußeren Merkmale der Limited-Editions-Designs“, betont Heywood. „Ich nenne diese Linien ,ästhetisch-feminin‘. Ich gebe zu, dass sie nicht leicht zu bauen sind.“ Womit Heywood auf den abschwingenden Übergang vom Widebody der vorderen Rumpfhälfte auf das Freideck des Hauptdecks verweist.

Dass Heywoods Design für die Werft auch hier eine Herausforderung bedeutete, liegt nahe. „Erstens war ‚Plvs Vltra‘ die erste Limited Editions 242, zweitens wollten wir unter allen Bedingungen die außergewöhnlich hohen Erwartungen des Eigners erfüllen“, erinnert sich Amels-Projektmanager Sjoerd van den Broek. „‚Plvs Vltra‘ hinterlässt einen starken Eindruck. Sie ist gebaut, um auf den Weltmeeren zu kreuzen, und das kannst du ihr ansehen“, ergänzt Heywood.

Eigner in Gestaltung stark involviert

Die Eignersuite erhielt ihren Platz vorn auf dem Eignerdeck mit einer Rundung der Fensterfront. „Die erlaubt einen wunderbaren Ausblick. Das Ruderhaus stieg darum ein Deck höher“, erklärt Heywood die Silhouette. „Ein großer Teil der Außenflächen dieses Decks wanderte nach innen.“ Die Länge der Yacht erlaubte es jedoch, das größere Volumen der Aufbauten auszubalancieren. „Und das ohne Kompromisse für die Größe der Räume innen.“ Auf Wunsch des Eigners erhielt der große Pool auf dem Hauptdeck eine der Schlüsselstellungen. 6,50 Meter lang ist er und 1,20 Meter tief, mit einer Gegenstromanlage, die auf dieser Länge Trainingsbahnen ermöglicht.

Zusammen mit dem Eigner entwarf Heywood das äußere Farbschema, den Kontrast zwischen dem Jetblack der Aufbauten zwischen den Decks. Ein schmaler schwarzer Streifen betont die geschwungene Brückennock. Heywood wiederholte ihn in umgekehrter Form an der Seitenwandung des Brückendecks auf Masthöhe. Den Rumpf lackierte Amels von vorn bis hinten in Matterhornweiß. Die Wasserlinie leuchtet in Marlinblau.

Das Eignerpaar engagierte sich noch mehr bei Konzept und Entwurf des Interiors. „Wir trafen uns häufig in London, Osteuropa und Monaco“, beschreibt Jim Dixon vom Büro Andrew Winch die Meetings. „Die Diskussionen drehten sich um einen eklektischen Mix aus Einflüssen der klassischen Französischen Riviera, des Art déco und zeitgenössischer Strömungen.“ Der Eigner zeigte sich von Versace inspiriert und vom Pariser Hotel George V. beeindruckt.

Die Unterredungen betrafen auch die Raumaufteilung. Bereits das Arrangement des Unterdecks mit dem Spa samt Balkon mitten im Rumpf weicht von der Norm ab, die seit ein paar Jahren auf den Beachclub achtern schwört. Vor dem Spa übernachten Gäste in drei Kabinen. Davor schläft die Crew. Auf dem Tankdeck darunter steht ihre Back.

Kein Schema F

Auch auf dem Hauptdeck mit großem Salon wichen die Eignerwünsche vom normalen Schema ab. Den Speiseplatz richtete Dixon nicht vor der üblichen Sofa­gruppe ein; er stellte den Speisetisch nach achtern hinter eine gläserne Panoramatür, gleich vor das Cockpit mit dem Pool. Die Decke des Salons stützen blattvergoldete Säulen. Die Polstermöbel lieferte Pozzoli aus Mailand, die Kristalllüs­ter mit Silberschmuck und Seidenschirmen Baldi. Den Teppich knüpfte Tai Ping nach einem Design des Studios von Andrew Winch. Das Fußbodenmosaik der Lobby von Magma in Sizilien nach einem Winch-Entwurf prägt sich ebenso ein wie die Bronzeskulptur des Bildhauers Alexander Krivosheiw darüber.

Das Eignerdeck bietet außer dem Pano­ramaschlafraum vorn achtern eine private Lounge mit Flügel, den der in Paris lebende US-Desig­ner Joseph Hilton McConnico gestaltete. Das Büro davor an Steuerbord atmet eine stark davon abweichende gewisse dunkelrot-schwüls­tige Atmosphäre der Belle Époque. Auch hier oben lieferte Tai Ping eine Teppicharbeit im Winch-Design, Rubelli die schimmernden Vorhangstoffe. Der Kapi­tän wohnt hinter seinem Ruderhaus darüber. Dahinter können die Gäste sich im Gym in den Schweiß treiben, darüber, auf dem Sundeck, wartet im dritten Pool an Bord eine kühle Erfrischung auf sie.

„Plvs Vltra“ weist, was ihren Namen betrifft, über sich hinaus, auch wenn es um die Absichten des Eigners geht. Er denke an weitere Amels-Projekte. So heißt es jedenfalls aus seinem nahen Umfeld.


Technische Daten der “Plvs Vltra”

  • Länge über alles: 74,00 m
  • Länge Wasserlinie: 67,82 m
  • Breite: 12,46 m
  • Tiefgang (100 %): 3,85 m
  • Verdrängung: 1733 t
  • Gross-Tonnage: 1790 GT
  • Material: Stahl, Aluminium
  • Motor: 2 x Caterpillar 3516 C
  • Motorleistung: 2 x 2000 kW
  • Geschwindigkeit (max.): 16,5 kn
  • Geschwindigkeit (Reise): 12,5 kn
  • Kraftstoff: 175.000 l
  • Reichweite: 5000 nm @ 12 kn
  • Wasser: 39.000 l
  • Generator: 2 x Caterpillar C18 TA, 1 x C9 TA
  • Tender: 2 x 9,00 m; 6,00 m MOB
  • Konstruktion: Amels
  • Styling: Tim Heywood
  • Interiordesign: Andrew Winch
  • Klassifikation: Lloyd’s, MCA LY3
  • Werft: Amels, 2016
 | Zeichnung: Werft | Zeichnung: Werft

Dieser Artikel erschien in der BOOTE Exclusiv-Ausgabe 03/2017 und wurde von der Redaktion im November 2023 überarbeitet.


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