Noch vor der Fertigstellung brachte Projekt „Alibaba“ bereits einige Meilen unter den Kiel. Nach dem ungewollt vorzeitigen Ausdocken in Bremen-Aumund ging es für kleinere Reparaturarbeiten am Bug und der finalen Ausrüstung nach Hamburg ins Dock. Über eine als Seeerprobung genutzte Verholung gelangten die 142 Meter nach Bremen, wo die Ablieferung kurz bevorstehen soll.
Nach dem Auftauchen auf der Nordsee brachte eine Pressemitteilung Gewissheit darüber, welche Kreativköpfe tatsächlich an dem markanten Projekt beteiligt waren. Die Silhouette im Stile einer modernen Fregatte entwickelte der für seine Segelyachten bekannte Germán Frers. Die Innenräume gestaltete das Mailänder Studio Nauta Design, das für schlichte Eleganz mit italienischem Flair bekannt ist – meist zu sehen auf Segelyachten.
Für „Alibaba“ betreute Nauta 1000 Quadratmeter Außenbereiche und 2000 Quadratmeter Innenfläche gestalterisch, die sich über fünf Decks verteilen. Nautas Präsident Mario Pedol sagt: „Es waren vier aufregende Jahre kreativer Arbeit, in denen wir jedes noch so kleine Detail dessen festgelegt haben, was ich als eine herausragende Kombination aus Atmosphäre und einzigartigem Lifestyle-Erlebnis bezeichnen würde.“
Dass Nauta Design Erfahrung mit großen Motoryachten hat, bewies man mit „Azzam“, der mit 180 Metern längsten der Welt. Die Mailänder waren seit dem Start von Projekt „Alibaba“ an Bord. Der ursprüngliche Auftraggeber ist aber mutmaßlich nicht derjenige, der die 142 Meter zum Ende des Jahres entgegennehmen wird. Jedenfalls ist die Ähnlichkeit zu „Pacific X“ des russischen Erdgas-Oligarchen Leonid Michelson frappierend. Ähnlich verhielt es sich mit Mark Zuckerbergs 118-Meter-Feadship „Launchpad“ .
Nach dem Abschluss der Seeerprobungen von Lürssen-Projekt „Alibaba“ deutet sich eine anstehende Taufe auf „Dragonfly“ an. Dieser Name würde wiederum für Sergey Brin als Eigner sprechen. Der 1973 in Moskau geborene Brin wurde wie sein Google-Kompagnon im Jahr 2011 zum Yachtie, als er das 73,30 Meter lange Aluformat „Dragonfly“ von Silver Yachts erwarb. Brins Flotte wuchs über die Jahre um kleinere Formate an, und sein Flaggschiff bot er auf der diesjährigen Monaco Yacht Show zum Verkauf an. Den Topspeed von 27 Knoten der Alten (jetzt „Capricorn“) wird die 142 Meter lange „Dragonfly“ kaum toppen. Langsam dürfte der Stahl-Alu-Bau mit dieselelektrischem Hybrid-Antriebskonzept und Pods nicht werden.
Mit der alten „Dragonfly“ fuhr Sergey Brin Einsätze für seine schnelle Hilfstruppe Global Support and Development (GSD), die seit 2015 Erstversorgung und Wiederaufbau leistet. Die Gründung von GSD war die Folge eines spontanen Einsatzes auf Vanuatu im Südpazifik, nachdem Zyklon Pam gewütet hatte. Global Support and Development leistet Katastrophenhilfe vornehmlich in der Karibik, vor Lateinamerika und im Südpazifik.