Ein Maß stand von Anfang an fest: der Tiefgang! „Das gerade noch praktikable Maximum liegt bei 2,60 Meter, wenn man – wie wir – viel in den Bahamas unterwegs sein möchte“, erzählt der Eigner offen. „Mit halb vollen Tanks liegt unser Tiefgang bei 2,30 Meter, damit erreichen wir die schönsten Buchten, wie zum Beispiel Shroud Cay, wo wir besonders gerne ankern.“
Die Leidenschaft fürs Yachting wuchs bei den Eignern über 20 Jahre, in denen sie regelmäßig und weltweit charterten – von einer 24-Meter-Sunseeker bis hin zu soliden Großformaten war alles dabei. Nachdem die Kinder ausgezogen waren, hatten sie endlich Zeit, sich um ihre eigene Yacht zu kümmern. „Wir hatten viel Erfahrung beim Bau einiger Häuser gesammelt und fanden, es war der perfekte Zeitpunkt, unsere erste eigene Yacht zu realisieren“, so die Eigner.
Fündig wurden sie mithilfe der Broker von Northrop & Johnson bei der niederländischen Werft Heesen, die für ihre On-Spec-Bauten bekannt ist. Diese Neubauten starten ohne Eigner auf Spekulationsbasis und werden im laufenden Fertigungsprozess verkauft. Aktuell befinden sich vier Yachten mit Längen zwischen 50 und 57 Metern im Bau, die zwischen Sommer dieses Jahres und Mitte 2027 abgeliefert werden könnten. Gelegenheiten für Ungeduldige. „Auf diese Weise sparen Kunden viel Zeit und können ihre Yacht mitunter sehr schnell übernehmen“, erklärt Heesen-Geschäftsführer Niels Vaessen das erprobte Konzept. Je später die Eigner im Bauprozess einsteigen, umso weniger können sie sich kreativ einbringen beim Interieur-Layout oder -Design.
„Santosha“ startete als Baunummer 20457 unter dem Projektnamen Akira und ist die erste Yacht in Heesens neuer 57-Meter-Alu-Serie und gleichzeitig das größte Heesen-Modell, das ohne Eigner auf Kiel gelegt wird. Der von Omega Architects unter Leitung von Frank Laupmann gestaltete Vierdecker verfügt über ein Innenraumvolumen von 780 Gross Tons, 400 Quadratmeter Wohnfläche und einen leichten wie effizienten Fast-Displacement-Rumpf. Im April 2023 war der Kaufvertrag unterzeichnet und 18 Monate später lief die ganz nach Kundenvorstellungen gestaltete Alu-Yacht vom Stapel.
„Wir haben selten Eigner kennengelernt, die aufgrund ihrer Yachting-Erfahrung so genau wussten, was sie wollten“, erzählt Eignervertreter Peter Wilson, der mit seinem Unternehmen MCM den Bau eng begleitete und nun auch das Management des 490-Tonners übernahm. „Es war großartig zu sehen, dass die Familie den Bauprozess genoss und mit ihren konkreten Designvorstellungen maßgeblich an ihrem Traumschiff mitwirkte“, schwärmt Wilson.
Die Eigner tauften ihre 57 Meter „Santosha“. Der Name bedeutet in der altindischen Sprache Sanskrit „wahre Zufriedenheit“, spirituell betrachtet ist Santosha ein stabiler Zustand des inneren Glücks. Welch passender Name.
„Wir waren schon vom ersten Moment an vom Exterieur-Styling von Projekt Akira begeistert“, so die Eigner. Frank Laupmann brachte seinen unverkennbaren skulpturalen Stil in den Neubau ein und begann bereits 2019 mit der Arbeit an dem Entwurf. „Das Design musste ins Heesen-Portfolio passen und doch neu und modern aussehen“, erklärt der Designer den kreativen Spagat. Besonders auffällig ist der hohe, fast vertikale Steven, der bis zum Oberdeck reicht. Im Vorschiff finden zwei Sechs-Meter-Tender Platz, dahinter schließt sich eine Portugieserbrücke an, die dafür sorgte, dass die Aufbauten nach achtern wanderten und etwas Volumen einbüßten. Diese Aufteilung der Proportionen verleiht dem Exterieur eine gewisse Leichtigkeit. Im Gegensatz dazu sorgen die negativen Brückenfenster für einen markanten Auftritt, während die langen, durchgehenden Fensterbänder die Eleganz des Entwurfes hervorheben.
Im Gegensatz zum Außen- veränderte sich das Innenstyling erheblich, nachdem der Kaufvertrag abgeschlossen war. Das Londoner Studio Harrison Eidsgaard hatte ursprünglich andere Pläne. „Unsere Idee war ein eher maskuliner Penthouse-Stil“, so Designchef Ben Harrison. Die Eigner waren jedoch auf der Suche nach frischen und hellen Innenräumen, was zu einer wärmeren Farbpalette und optisch leichteren Materialien führte. „Sie sind beide sehr präzise, wenn es um Stil, Design und die Qualität von Materialien geht“, lässt der Designer wissen. „Sie wollten, dass ,Santosha‘ eine Erweiterung ihres Lebensstils an Land wird.“ Das bedeutete unter anderem, dass der Beachclub in einen Fitnessraum umgewandelt, die Eignersuite inklusive Badezimmer erheblich umgestaltet und die Gästebäder umgebaut werden mussten.
Sorgfältig von den kunstbegeisterten Eignern kuratierte Werke finden sich überall an Bord und verleihen den Räumen einen persönlichen Touch. „Santosha“ bietet Platz für zwölf Gäste in sechs Kabinen, darunter eine große VIP-Suite auf dem Oberdeck, das 63 Quadratmeter große Eigner-Appartement auf dem vorderen Hauptdeck, sowie vier Gästekabinen im mittleren Teil des Unterdecks. Die 13-köpfige Crew wohnt unmittelbar davor. Der Hauptsalon und die Skylounge ein Deck höher wurden neu gestaltet, die Eigner legten auch hier Wert auf ein entspanntes Ambiente. Der vordere Teil des Salons wurde als Speisebereich konzipiert, am Tisch aus Nussbaumholz von Parkway England nehmen bis zu zwölf Personen Platz. Ein Kronleuchter von Lasvit sorgt für eine angenehme Beleuchtung und erzeugt einen interessanten Kontrast zu den klassisch anmutenden Möbeln. Custom-Teppiche von Oliver Treutlein schmeicheln in allen Gästebereichen den nackten Füßen; ein aus Glas und Edelstahl gefertigter Aufzug verbindet drei Decks und fügt sich nahtlos in das runde Treppenhaus ein.
Auf dem Oberdeck in der Skylounge liegt der Fokus auf der backbords platzierten Bar. Ganz vorn auf dieser Ebene befindet sich die Brücke, von der aus der Captain zwei MTU-Sechzehnzylinder mit je 2.560 Kilowatt Leistung ansteuert, welche die 10,30 Meter breite „Santosha“ auf einen Topspeed von 22 Knoten bringen. Bei 13 Knoten Reisegeschwindigkeit und 80.000 Liter Diesel im Bunker stellt sich eine komfortable Transatlantik-Reichweite von 3.900 Seemeilen ein. Eine Route, die der schnelle 57-Meter-Verdränger regelmäßig zurücklegen wird. Nach einem traumhaften Winter in den Buchten der Bahamas geht „Santosha“ diesen Sommer für eine Rate von 400.000 Euro pro Woche auch mit Chartergästen auf Erkundungstour durch das westliche Mittelmeer.
Aus einem Yoga-Handbuch ist zu entnehmen: Wer Santosha praktiziert, erfährt inneres Glück und Frieden, weil er lernt, mit dem zufrieden zu sein, was er hat. Wer würde sich nicht gern davon überzeugen, an Bord des jüngsten Heesen-Neubaus?