Superyacht-PoolsSchwappen verboten – so bleibt das Wasser drin

Uske Berndt

 · 04.04.2025

Superyacht-Pools: Schwappen verboten – so bleibt das Wasser drinFoto: Feadship/Vision Pictures
Trotz stürmischer See muss das Wasser möglichst in den Superyacht Pools bleiben. Diese Technologie ist längst Standard bei Feadship: Contra-Wave™ eliminiert das Überschwappen.

Es begann mit einem Studentenprojekt im Jahr 2019, ein Testbecken simulierte die Auswirkung der Yachtbewegungen auf das Wasser: Ein schräger Boden schwankte mit der Strömung. „Das war der Wegbereiter für ausgefeiltere Lösungen mit Gummiwänden, Luftkissen und schließlich das jetzige System“, sagt Projektleiter Marc Levadou, bei Feadship für Wissen & Innovation zuständig. Er erweiterte sein Team um De-Voogt-Ingenieure und Studenten, die rechneten, tüftelten und zig Varianten testeten.

2020 brachten sie die erste Version an das niederländische Meeresforschungsinstitut (MARIN), um die Effizienz auf dem Hexapod des Instituts zu testen, einer Maschine, die jede bekannte Bewegung eines Schiffes nachahmt. Die Forscher optimierten Levadous Ideen und starteten eine weitere Testrunde. Die daraus resultierenden Standards und Arbeitsabläufe wurden bis 2023 Bestandteil aller Konstruktionsgespräche.

Superyacht Pools: Schwappen kommt aus dem Nichts

Gegen Sturm ist man machtlos. Die Art von Schwappen, die Levadou und sein Team bekämpfen wollten, war das Phänomen, das in scheinbar völlig ruhigem Wasser auftritt, etwa vor Anker in einer Bucht. „Ich spreche von der fast unmerklichen Resonanz, die durch die typischen Bewegungen des Ozeans entsteht“, sagt Levadou. „Oft kommt das Schwappen scheinbar aus dem Nichts. Ein Becken ohne Dämpfung wird dann schnell zu einem Ärgernis für alle.“

Levadou und sein Team entwickelten ein Berechnungsprogramm, um die Designparameter zu bestimmen, die zu kleinen Wellen beitragen oder sie reduziert. Mit diesem Tool erstellten sie ein Handbuch mit Konstruktionsstandards für das Pooldesign. Darin enthalten sind Ideen wie die Integration von Bänken und Treppen als intelligente Lösungen, die sich auf Berechnungsdaten stützen. So tragen gebogene Beckenränder wenig zur Verringerung des Schwappens bei, während Wasserstand und -tiefe viel ausmachen. Horizontale Ablauföffnungen haben einen doppelt so hohen Dämpfungseffekt wie vertikale. Und Beckenstufen mit einem 1,5-fachen Vertikal-Verhältnis sind effektiver als andere Treppentypen.

Wie ein Wellenbad, nur anders herum

Die beste Methode, das Schwappen zu vermeiden, ist, die natürliche Neigung eines Strands zu imitieren. Das Herzstück der ContraWave™-Technologie ist eine Luftkammer, die die Pool-Bewegungen automatisch reguliert. Das geschlossene System antizipiert und absorbiert die Wellen, bevor sie die Energie aufbauen können, um sich zu kreuzen. Das Setup ist durch Rohre unter dem Becken und an den Seiten verbunden und somit für die Gäste unsichtbar. Mithilfe der Boundary Element Method (BEM) lässt sich ein Anti-Schwapp-System für jede Yacht und Poolgröße entwickeln. „Das System reagiert nicht auf die Wellen, sondern agiert von selbst“, erklärt Levadou weiter. „Es arbeitet wie ein Wellenbad, aber andersherum: Statt Wellen zu erzeugen, reduziert es sie.“


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