Top 10Größen der Modeindustrie und ihre Superyachten

„Atlante“: CRN lieferte die Nuvolari-Lenard-Linien mit Interior von Gilles & Boissier 2015 an den Moncler-CEO Remo Ruffini. Der Italiener verhalf der französischen Outdoormarke 2003 zu neuem Ruhm.
Foto: BEX-Archiv
Ob Modeschöpfer, Textilmogul oder Fashion-Investor, alle lieben den Yachting-Lifestyle. Erstaunlich: die Treue zu heimischen Flaggen sowie der Verzicht auf große Extravaganzen. Wir zeigen die Top 10 Superyachten, auf denen die Größen der Modeindustrie ihre Zeit verbringen.

Platz 10

Faith – Lawrence Stroll

"Faith"
Foto: BEX-Archiv

Der 65-jährige Kanadier fädelte 2011 den Börsengang der Modegruppe Michael Kors ein und verkaufte seine Anteile bis 2014. In den Neunzigerjahren beteiligte sich Stroll mit hundert Millionen Dollar an Tommy Hilfiger und profitierte ebenfalls von einer erfolgreichen Listung an der Wall Street. Seinen Sohn Lance soll der Geschäftsmann 2019 für achtzig Millio­nen Euro in der Formel 1 lanciert haben, wo er für das Team „Racing Point“ startet; Tommy Hilfiger indes stattet das Mercedes-Team mit Kleidung aus. Zum Großen Preis von Monaco lag der Investor natürlich mit seiner 96 Meter langen „Faith“ vor Anker. Den Gestaltungsauftrag sowohl für das Ex- als auch das Interior vergab Stroll an RWD und vertraute wie bei seiner 62-Meter-Vorgängerin auf Feadships Yachtbauexpertise. Der Motorsportfanatiker ist leidenschaftlicher Ferrari-Sammler und kaufte 2013 einen 1967er GTB/4S-NART-Spyder für 27,5 Millionen Dollar.


Platz 9

Moneikos – Leonardo del Vecchio

"Moneikos"
Foto: BEX-Archiv

Der Aufstieg des Brillenbarons ist die märchenhafte Geschichte eines Selfmademans. Del Vecchios Mutter gab ihn als jüngstes ihrer vier Kinder in ein Waisenhaus, der Vater starb vor seiner Geburt. Mit 23 Jahren baute der Italiener in Venetien seine eigene Brillenproduktion auf, die nach drei Jahren 14 Mitarbeiter hatte und Luxottica hieß. Was das mit Fashion zu tun hat? Die weltweit erste Designerbrillen­kollektion fertigte del Vecchio 1988 für Giorgio Armani. Mittlerweile bestehen Lizenzverträge mit Marken wie Chanel, Prada oder Versace. Luxottica – zum Konzern gehören Oakley und Ray Ban – ist nach der Fusion mit dem französischen Brillenglas-Riesen Essilor der größte Brillenhersteller der Welt. Und die Yacht? Misst 62 Meter, wurde 2006 gebaut und drückt eher Understatement aus. Die dritte Codecasa des Rankings, jedoch nicht im typischen Metallic-Look.

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Platz 8

Drizzle – Amancio Ortega

"Drizzlev"
Foto: BEX-Archiv

Der in Galizien aufgewachsene Textilmogul (Zara) ist der mit Abstand reichste Mann Spaniens und zugleich wohlhabendster Europäer. Ortegas Reichtum gründet auf dem Textileinzelhandel, mittlerweile verwaltet seine Holding aber auch Immobilien im Wert von fast zehn Milliarden Euro (Stand 2019). Gemessen an Ortegas geschätztem Vermögen von 107 Milliarden Euro fällt seine Yacht mit 47 Metern vergleichsweise klein aus. Wobei der 89-Jährige auf der Feadship von 2017 mit geradezu anachronistischem De-Voogt-Styling nur seine Heimaturlaube verbringt. „Valoria B“ fährt unter spanischer Flagge, liegt im galizischen Sanxenxo und erinnert den Gründer der Inditex-Gruppe im Namen an die Heimatstadt seiner Mutter, Valoria la Buena. Seine zweite Feadship misst 67 Meter, hat genauso klassische Linien und liegt im Mittelmeer. Auf „Drizzle“ bereiste Ortega mit seiner Familie unter anderem die kroatische Küste.


Platz 7

Atlante – Remo Ruffini

"Atlante"
Foto: Maurizio Paradisi

Ruffini ist CEO und Mitinhaber des Modehauses Moncler. Wie der Name vermuten lässt, wurde die Marke in Frankreich gegründet, zunächst mit Alpinisten als Primärzielgruppe. Der Mailänder kaufte sich im Jahr 2003 ein und hob die mittlerweile für ihre Daunenjacken bekannte Traditionsmarke vom Funktions- ins Luxussegment. Der 64-Jährige lernte als Junge auf dem Comer See das Segeln und besaß vor „Atlante“ ausschließlich vom Wind angetriebene Yachten. Ruffini trat auch als Sponsor des Perini Navi Cups in Erscheinung. Seine 55 Meter messende CRN mit markanten Nuvolari-Lenard-Linien ist kein gewöhnlicher Mittelmeer-Vagabund; der marinetarngraue Rumpf des zunächst verschlossen wirkenden Explorers klappt an fünf Stellen auf; das achterliche Schanzkleid über dem Beachclub bleibt selbst während der Fahrt zu beiden Seiten geöffnet und wird bei verwaistem Tenderparkplatz zum Freiluftkino. Die Pariser Inneneinrichter Patrick Gilles und Dorothée Boissier wählten Paneele aus schwarz gebürsteter Eiche, Fichte sowie Eukalyptusholz und lassen den Schreibtisch in Ruffinis Reich auf Schienen davongleiten.


Platz 6

T.M. Blue One – Valentino Garavani

"T.M. Blue One"
Foto: Rapphael Belly

Noch mit 87 Jahren pflegt der Modeschöpfer die Jetset-Traditionen, zu denen die Mittelmeerrunde auf seiner 46 Meter langen Picchiotti zählt. Die wurde nach Plänen von Gerhard Gilgenast aus Stahl geschweißt und 1988 von Sophia Loren auf „T.M. Blue One“ getauft – eine Hommage an Valentinos Eltern Teresa und Mauro. Der König der italienischen Eleganz wählte ein klassisches Marineblau für den Rumpf, den anstelle von heute hellblauen Streifen ursprünglich Linien in Valentino-Rot optisch in die Länge zogen. In diesem Farbton entwarf Garavani Haute-Couture-Roben für Diven wie Jackie Kennedy Onassis oder Audrey Hepburn. Valentino vekaufte bereits 1998 an eine italienische Holding und stieg 2007 mit 75 Jahren aus dem aktiven Geschäft aus. Seit 2012 ist die Marke im Besitz der katarischen Herrscherfamilie. „T.M. Blue One“ ist in Italien registriert, der US-Architekt Peter Marino schuf die angemessene Umgebung für Picassos und Warhols. Der Instagram-Account von Valentinos Geschäftspartner Giancarlo Giammetti gibt Aufschluss über die Nutzungsaktivitäten seiner Yacht, zu der ein Chaseboat von Wally gehört. 2018 begrüßte Garavani vor Capri zum Beispiel Gwyneth Paltrow an Bord.


Platz 5

Freedom – Roberto Cavalli

"Freedom"
Foto: Giovanni Malgarini

Der exzentrische Modeschöpfer, der im April 2024 verstarb, war einer der wenigen seiner Zunft, die es gern schnell mögen. Cavalli verlangte 40 Knoten von „Freedom“, Seatrials brachten 46 Knoten. Mit Einrichtung erreichen die 28 Meter 42 Knoten. Drei MAN-Aggregate mit jeweils 1397 Kilowatt versorgen zwei Jets und einen Booster. Doch wie seine italienischen Kollegen vertraute er mit Cerri Cantieri Navali (CCN) auf eine heimische Werft. Cavalli arbeitete das von Batman-Fahrzeugen inspirierte Exterior kooperativ mit Tommaso Spadolini aus. So gingen die beiden Florentiner bereits bei der 41-Meter-Baglietto „RC“ vor. Weitaus stärkere Impulse lieferte der Berufsexzentriker im Interior. Es finden sich animalische Textilprints (Leoparden!) und goldene Akzente ebenso wie auf Schotten aufgebrachte Abzüge von Cavallis persönlichen Reisefotografien wieder. Cavalli verkleinerte sich, um auch selbst am Steuer stehen zu können, ohne für einen großen Führerschein erneut die Schulbank drücken zu müssen.


Platz 4

Maìn – Georgio Armani

„Maìn“
Foto: BEX-Archiv

Es wäre nur naheliegend, wenn die Yacht für den 90-jährigen Designer mit dem Faible für Dunkelblau auch in der gleichen Farbe strahlen würde. Doch der Maestro entschied sich für ein Grün, so tiefdunkel, dass es wie Schwarz wirkt. 2003 startete der Selfmademan ins Yachting, mit 50 Metern im klassischen Codecasa-Metallicgrau. Das „Mariù“-Interior stylte er selbst und wählte den Spitznamen seiner Mutter. Den zweiten mütterlichen Kosenamen erhielt die 65 Meter lange „Maìn“ fünf Jahre später. Wie Domenico Dolce und Stefano Gabbana vertraute auch Georgio Armani ein zweites Mal auf die Werft aus Viareggio. Nach seinem Studienabbruch arbeitete Armani als Schaufensterdekorateur in einem Modekaufhaus, für das er später Einkäufer wurde. 1978 gründete er die eigene Marke und zog ab 1980 Hollywoodstars für ihre Filme an.


Platz 3

Flag – Tommy Hilfiger

"Flag"
Foto: BEX-Archiv

Seine Kleidung prägte maßgeblich den Preppy-Look mit, den Ralph Lauren vor ihm als Uniform der an Ivy-League-Unis eingeschriebenen US-Ostküstenelite etablierte. Hilfigers Aufstieg begünstigte sein Mut zur Farbe und ausgeklügeltes Marketing. Aber vor allem hatte er als 35-jähriger Jungunternehmer den Rückhalt finanzkräftiger Investoren wie Lawrence Stroll. Von ihm erwarb der Modeunternehmer 62 Meter, als Stroll 2017 die 34 Meter längere „Faith“ (Platz 10) entgegennahm. Hilfiger benannte die Feadship in „Flag“ um und ließ am Heck sein blau-weiß-rotes Markenlogo anbringen. 2005 wurde das Unternehmen verkauft. Er berichtet auf Instagram von seinem Yachtlifestyle, den er unter anderem 2019 mit den Models Kendall Jenner und Bella Hadid teilte.


Platz 2

Regina D’Italia – Dolce & Gabanna

"Regina D’Italia"
Foto: BEX-Archiv

„Königin von Italien“, so bezeichneten Domenico Dolce und Stefano Gabbana bereits ihre erste 51 Meter lange Codecasa, die für 18 Millionen Euro zum Verkauf steht. Ihre zweite, diesmal 14 Meter längere Yacht launchte die italienische Werft Anfang des Jahres. Die beiden Modedesigner – sie arbeiten zwar noch zusammen, gehen aber seit 2003 privat getrennte Wege – wählten die Mailänder Architekten M2 Atelier, mit denen sie sowohl In- als auch Exterior ausarbeiteten. Den Stahl-Alu-Verdränger sollen zwei Caterpillar-Dieselaggregate mit jeweils 1825 Kilowatt Leistung auf 17 Knoten beschleunigen. Bei zwölf Knoten Fahrt sagen die Codecasa-Ingenieure ihrem Flaggschiff einen Aktionsradius von 5000 Seemeilen voraus. Das Layout sieht zwei Eignersuiten und vier Gästekabinen sowie einen fünf mal zwei Meter großen Pool auf dem Sundeck vor. Auf dem 950 Tonnen verdrängenden und nach LY3 und RINA zertifizierten Format schlafen bis zu 16 Crewmitglieder.


Platz 1

Limitless – Leslie Wexner

"Limitless"
Foto: Rapphael Belly

Nach dem Stapellauf im Jahr 1997 war der 96,25 Meter lange Lürssen-Bau sechs Jahre lang die größte Yacht der Welt. Leslie Wexner, zu dessen Konzern L Brands unter anderem Victoria’s Secret und Abercrombie & Fitch zählen, gab bei Jon Bannenberg eine „Carinthia VI“-Kopie in Auftrag, nur moderner, größer – aber gleich schnell. 25 Knoten erreicht „Limitless“ im Elektro-Boos­ter-Modus, wenn beide je 5400 Kilowatt starken Dieselmotoren gemeinsam mit zwei 1700-Kilowatt-Elektromotoren auf ein Getriebe wirken. Der 87-Jährige fuhr mit „Limitless“ als einziger US-Bürger per Sonderdekret des Kongresses unter dem sternenbesetzten Banner, lange bevor Präsident Trump dies für über 300 Grosstons große Yachten gesetzlich verankerte. Wexner ist Republikaner, trat aber nach Trumps Äußerungen zu den Charlottesville-Ausschreitungen aus der Partei aus. In die breite Öffentlichkeit geriet Wexner nach der Inhaftierung von Jeffrey Epstein, der bis vor zehn Jahren die Güter des Textilunternehmers verwaltete und somit auch „Limitless“ managte. Im Mai 2019 informierte Wexner, dass ab sofort Schluss mit den großen Victoria’s-Secret-Dessous-Shows sei. Im August folgte dann die Erklärung, dass Epstein sein Vermögen veruntreut habe.


Der Artikel erschien zum ersten Mal 2019 und wurde für diese Onlineversion überarbeitet.

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