Untergang“Bayesian” soll am 20. April geborgen werden

Lars Bolle

 · 04.03.2025

Die "Bayesian" stand auf Platz 42 der größten Segelyachten der Welt.
Foto: Michael Kurtz
Eine gesunkene Yacht und viele offene Fragen: Vor der italienischen Insel Sizilien liegt seit rund acht Monate die 56 Meter lange “Bayesian”. Die Bergung der Superyacht wurde auf den 20. April festgelegt und soll den tragischen Untergang im August 2024 aufklären, bei dem sieben Menschen ums Leben kamen.

Die maritime Welt wartet gespannt auf die geplante Bergung der gesunkenen “Bayesian”, die am 20. April 2025 vor der Küste Siziliens beginnen soll, wie die FAZ berichtet. Das 56 Meter lange Luxusschiff, das von der renommierten italienischen Werft Perini Navi gebaut wurde, ruht seit über acht Monaten in 50 Metern Tiefe vor Porticello. Der Untergang der Yacht am 19. August 2024 sorgte weltweit für Aufsehen und wirft hinterlässt Fragen.

Die “Bayesian”, benannt nach einem statistischen Verfahren, war mehr als nur eine Luxusyacht. Sie verkörperte den Traum ihres Eigners Mike Lynch, eines britischen Tech-Milliardärs, der bei dem Unglück zusammen mit sechs weiteren Personen, darunter vermutlich seine 18-jährige Tochter Hannah, ums Leben kam. Von den 22 Menschen an Bord konnten 15 gerettet werden, doch die Tragödie warf einen langen Schatten auf die Superyacht-Szene.


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Spekulationen zum Untergang

Mit einem Gewicht von 540 Tonnen und einer Breite von 11,52 Metern bot die “Bayesian” nicht nur luxuriösen Wohnraum, sondern auch beeindruckende Segeleigenschaften. Der 73 Meter hohe Mast konnte Segel mit einer Gesamtfläche von knapp 3.000 Quadratmetern tragen.

Experten spekulieren über die Ursachen des schnellen Sinkens. Eine Theorie besagt, dass offene Rumpfklappen wie die große Heckplattform oder die seitliche Boardingplattform eine Rolle gespielt haben könnten. Doch selbst in diesem Fall hätten wasserdichte Schotten zwischen Lazarette, Motorenraum und Kabinen einen sofortigen Untergang verhindern müssen - es sei denn, eine der Schotttüren stand offen.

Eine andere Hypothese konzentriert sich auf die Windangriffsfläche des Mastes. Selbst ohne gesetzte Segel könnte der massive Mast in Kombination mit Orkanböen eine starke Krängung verursacht haben. Dies wiederum hätte den Rumpf teilweise aus dem Wasser gehoben und dem Wind zusätzliche Angriffsfläche geboten. Der Liftkiel der ”Bayesian”, der zwischen 4,05 und 9,38 Metern Tiefgang variieren konnte, könnte in aufgeholter Position das aufrichtende Moment weiter verringert haben.

Die geplante Bergung

Das für den 20. April angesetzte Bergungsmanöver wird von einem Konsortium von Versicherern unter der Leitung von British Marine durchgeführt. Der Plan sieht vor, die Yacht zunächst auf ihren Kiel zu drehen und dann mit Hilfe von Kränen oder innovativen Auftriebssystemen an die Oberfläche zu bringen.

Nach der Hebung soll die “Bayesian” zur forensischen Untersuchung nach Palermo überführt werden. Diese Untersuchung ist von entscheidender Bedeutung, da in Italien eine Ermittlung wegen Totschlags und Mordes läuft. Parallel dazu wurde im Vereinigten Königreich eine Untersuchung der Todesfälle von vier britischen Opfern vor dem Coroner's Court in Ipswich eröffnet.

Die Bergung der “Bayesian” wird nicht nur technisch anspruchsvoll sein, sondern auch emotional. Sie markiert den Beginn der Aufklärung einer Tragödie, die die Yachting-Gemeinschaft tief erschüttert hat. Die gewonnenen Erkenntnisse könnten weitreichende Folgen für die Sicherheitsstandards von Superyachten haben und möglicherweise zu Veränderungen in Design und Konstruktion führen.

Für die Hinterbliebenen der Opfer, insbesondere der Familie Lynch, wird die Bergung ein wichtiger Schritt zur Aufarbeitung sein.


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