Uske Berndt
· 07.09.2024
Hier kommen Supportyachten ins Spiel, robuste Vehikel mit extra viel Stauraum und einem ganz eigenen Design. Wir zeigen eine spannende Auswahl an schwimmenden Transportern.
Damen machte den Typ „Versorger“ einst salonfähig. Im Jahr 2022 schoben die Niederländer mit „U-81“ ein 80 mal 16 Meter großes Stahl-Vehikel auf den Markt. Graeme Hart aus Neuseeland übernahm eine Yacht, die ihren Zweck auch optisch nicht verheimlicht. Gut sichtbar thront am Heck ein Kran, der zwölf Tonnen schwere Toys hebt. Der von Tam Elder und Azure gezeichnete Transporter für 24 Personen (16 Crew, acht Gäste), Heli & Co. verfolgt mit bis zu 14 Knoten eine erst kürzlich abgelieferte Feadship, die gut 20 Meter länger ist (102,6 m) und mit 17,5 Knoten auch schneller fährt.
Zwei Jahre nach „Hodor“ lieferte die spanische Werft Armón 2021 den zweiten Doppelrumpfer mit Schattenfunktion: „Wayfinder“ misst 68 Meter und macht wegen seines himmelblauen Helipads alias Tennisplatz von sich reden. Auch diesen bis zu 20 Knoten schnellen Alu-Shadowcat konstruierte das Team von Incat Crowther (siehe „Nebula“), mit Raum für zwölf Gäste und 30 Crew-Mitglieder. Eigner ist angeblich Bill Gates, der das fast 119 Meter lange Mutterschiff von Feadship über Edmiston verkaufen möchte. Das gleiche britische Brokerhaus listet „Wayfinder“ mit 55 Mio. Euro.
Rein optisch gelingt „Sherpa“ der Spagat zwischen Nostalgiedampfer und Explorer. Das 73 Meter lange RWD-Design entstand 2018 auf der Feadship-Werft Royal Van Lent in Kaag und kommt mit Bugspriet, Wasserwerfer und zwei Kränen. Die Stahl-Alu-Konstruktion beherbergt 13 Gäste und 25 Crew-Mitglieder. Ihr Eigner, INEOS-Chef Jim Ratcliffe, benötigt den Begleiter für seine sechs Meter längere „Hampshire II“, die ebenfalls Feadship, aber nach Plänen der Designer und Konstrukteure von De Voogt baute. Das jüngste Refit zeitgleich mit „Sherpa“ brachte dem Mutterschiff die gleiche Rumpffarbe.
Beim Hochseeangeln heißt es schnell zu sein, um die Fische rechtzeitig auszumachen. Und so jagt der 53-Meter-Versorger „Bad Company Support“ (BC 175) mit 20 Knoten durchs Wasser, als Teil der ein Dutzend starken Flotte von Anthony Hsieh. Der US-Unternehmer ist auf World Tour und schloss kürzlich Etappe sechs vor den Kapverden ab. Vom neuesten Yacht-Zuwachs startet ein Helikopter, um Fischschwärme auszumachen und Köder abzuwerfen. Ein kleineres Support-Format, auch von Damen (Ex-„Pink Shadow“), verblieb in Hsiehs Besitz und dient als Schlafbasis. Auf wechselnden, mitreisenden Sportfisherman-Booten wird tagsüber Schwert-, Thunfisch und Mahi Mahi geangelt.
„Hodor“ bildete 2019 den Auftakt der Shadow-Cat-Serie der australischen Konstrukteure von Incat Crowther, Astilleros Armon baute den 66,29 Meter langen Zweirumpfer auf der Plattform einer Schnellfähre in Nordspanien. Der US-Eigner lässt eine rekordverdächtige Armada von Spielzeugen auf dem Versorger parken, inklusive eines 100 Knoten schnellen Skater-Powerbootes, eines Tauchboots und eines Airbus H145. So bleibt auf dem ein Jahr jüngeren Mutterschiff, der 87-Meter-Feadship „Lonian“ viel Fläche für das familiäre Fitnesstraining und einen Mega-Pool mit Glasboden auf der Heckterrasse.
Das Mutterschiff ist schon gigantisch, „White Rabbit“ gilt mit 84 Metern Länge und 20 Meter Breite als größter Multihull der Welt, ihre Gäste verteilen sich auf 1200 Quadratmeter Wohnfläche. Dennoch lagert der Eigner den platztechnisch lästigen Fuhrpark auf den 51 Meter langen GFK-Kat „Charley“ aus, der 2017 ebenfalls bei der australischen Echo-Werft vom Stapel lief. Der Multihull-Versorger bietet Parkraum für vier Tender, Kabinen für 16 Crew-Mitglieder sowie eine Dekompressionskammer. Dank 20 Knoten Topspeed folgt er seiner Mutter mühelos.
Es ist mehr als ein Gerücht, dass Mark Zuckerberg die brandneue, 118 Meter lange Fead-ship gekauft hat. Die von Espen Øino designte „Launchpad“ sollte ursprünglich für einen Russen gebaut werden. Ganz pragmatisch nahm der neue Eigner gleich noch ein Begleitschiff namens „Wingman“ im Portfolio auf – eine 2014 bei Damen gebaute 67 Meter lange Stahl-Alu-Konstruktion, die zuletzt „Dapple“ hieß und passenderweise zum Verkauf stand. Da Tender in der Regel selbst mitgebracht und nicht übernommen werden, lässt sich der neue Fuhrpark noch nicht exakt auflisten. Heli und Wakeboardboot gehören in jedem Fall dazu.
Segelyachten kommen auch in Begleitung, selbst wenn es sich um einen 125-Meter-Schoner wie „Koru“ handelt. Alles, was Eigner Jeff Bezos nicht an Bord seines 2023 abgelieferten Oceanco-Baus haben möchte, wie Helilandeplatz und diverse Tender, fährt die 76 Meter lange „Abeona“ hinterher. Der Stahl-Alu-Versorger aus Damen Yachting-Hallen lief 2022 vom Stapel. An Bord können eine 37-köpfige Crew plus vier Gäste und weiteres Personal übernachten. Top-Speed: 18 Knoten, Reichweite: 5000 Seemeilen.
Dass eine Regattayacht zusätzliches Volumen benötigt, ist zu erwarten. Die 2022 an Loro Piana gelieferte ClubSwan 80 „My Song“ misst sportliche 24 Meter, ihr Interieur wirkt zwar elegant, aber durchaus spärlich und kann oder soll für Rennen komplett verschwinden. So lange verlagert sich das soziale Leben auf den motorisierten Schatten. „Masquenada“ bietet gut ausgestattete Räumlichkeiten für zwölf Gäste und Kabinen für elf Crewmitglieder. Die 51 Meter wurden schon 2006 von Penglai-Bohai gebaut und gingen 2020 – damals noch als „Aspire“ – in das Portfolio des Mode-Moguls über. Nach einem großen Refit bei Lusben erstrahlt sie in neuem Glanz und wird auch solo für lange Reisen genutzt.