Werft-NewsLürssen verkauft Marinesparte NVL – Konzentration auf Yachtbau

Sören Gehlhaus

 · 17.09.2025

Mit 142 Meter Länge war „Dragonfly“ eine der längsten Yacht-Ablieferungen von Lürssen der letzten Jahre. „Dragonfly“ wirkt wie eine zivile Fregatte.
Foto: Klaus Jordan
​​Lürssen verkauft die Marine-Schiffbausparte NVL an Rheinmetall. ​Die familiengeführte Unternehmensgruppe möchte die deutsche Verteidigungsindustrie stärken und sich künftig auf Yachtbau konzentrieren.

Ob es ein erster Schritt in Richtung Verkauf war, sei dahingestellt. Jedenfalls koppelte die Unternehmensgruppe 2021 die Marine- von der Yachtsparte ab und führte sie seitdem unter der Dachmarke NVL (Naval Vessels Lürssen) als eigenständiges Unternehmen. Die Führungsgesellschaft für beide ist die Lürssen Maritime Beteiligungen GmbH. Nun der Verkauf von NVL an Rheinmetall. Der Rüstungskonzern plane alle Standorte und rund 2.100 Mitarbeitenden der NVL zu übernehmen und sie mitsamt ihrem bisherigen Management als eigene Division in den Rheinmetall-Konzern zu integrieren und weiterzuentwickeln.

Neue Heimat für Militärsparte

Mit dem Verkauf, der in den nächsten Wochen – vorbehaltlich der Genehmigung durch die Wettbewerbsbehörden – formal abgeschlossen werden soll, möchte Lürssen ein Zeichen der Stärke setzen und den Weg für die politisch seit langem gewünschte Konsolidierung in der deutschen Verteidigungsindustrie ebnen. Zu den NVL-Anlagen zählen Blohm + Voss in Hamburg, die Peene-Werft in Wolgast und die Neue Jadewerft in Wilhelmshaven.

Friedrich Lürßen, Geschäftsführender Gesellschafter der Lürssen Maritime Beteiligungen GmbH & Co KG, erklärt: „Insbesondere vor dem Hintergrund der verschärften Bedrohungslage halten wir eine Konsolidierung innerhalb der Verteidigungsindustrie für notwendig und sinnvoll. Nur so lässt sich eine schnelle Wehrfähigkeit unseres Landes sicherstellen.“ In den vergangenen Jahren hat sich die Komplexität der Führungs- und Waffensysteme massiv erhöht, vor allem, da die Schiffe immer mehr im Verbund mit anderen Einheiten vernetzt und durch autonome Einheiten in der Luft, auf dem Wasser und unter Wasser ergänzt werden. Das erfordert eine weitreichendere Integration solcher Waffensysteme als bisher.

Yachten einmal mehr im Fokus

Peter Lürßen, ebenfalls Geschäftsführender Gesellschafter der Lürssen Maritime Beteiligungen GmbH & Co KG, ergänzt: „Die Gespräche der letzten Wochen haben gezeigt, dass die Chemie zwischen unseren Unternehmen stimmt und wir ähnliche Werte haben. Uns ist es wichtig, unsere Marinesparte, unser technologisches Know-how und vor allem die rund 2.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der NVL in gute und verlässliche Hände zu geben.“

​Die familiengeführte Unternehmensgruppe hat ihren Hauptsitz in Bremen-Vegesack und wurde vor 150 Jahren auf der anderen Weserseite gegründet. Die etwa 2.000 Mitarbeitenden von Lürssens Yachtsparte beschäftigen Neubauten (derzeit bis 180 Meter), Reparaturen und Refits. Aufwändige Überholungen wie die der 97 Meter langen „Carinthia VII“ geschahen bislang vor allem in Hamburg, nach der Übernahme des Nobiskrug-Standortes sollen auch wenige hundert Meter südlich von Lürssen-Kröger Yachten mit Dreizack-Logo gebaut werden. Der Standort in Rendsburg brachte kürzlich die ​114 Meter lange „Cosmos“ hervor, die erste Yacht mit Methanol-Brennstoffzellen.


Meistgelesen in der Rubrik Boote