Lange erwartet, jetzt da. Princess Yachts kündigt ein Modell mit über 30 Metern Länge an. BOOTE EXCLUSIV sprach mit dem CEO Will Green über die 106 Odyssey und weitere Pläne für die etablierte Werft mit Sitz im britischen Plymouth.
Eine Prinzessin mit mehr als 100 Fuß, das gab es schon mal. 2013 präsentierte die britische Werft die 40M, der 132-Fußer wurde bis 2020 gebaut. Nun also die 106 Odyssey: ein 32 Meter langer, schneller Verdränger, der für Effizienz, Reichweite und den Komfort einer echten Superyacht steht: mit geräumiger Eignersuite, teilbarer VIP-Kabine, einem Heck mit absenkbarem Schanzkleid und drei Kabinen für fünf Crewmitglieder. Die Baunummer eins soll 2028 auf den Markt kommen. In Monaco, an Bord der ersten Princess Y95 mit sechs Gästesuiten, erzählt uns Will Green, was den Weg zur 106 geebnet hat und wie weit der Designprozess ist.
Ja, wir wollen wieder ernsthaft in das Geschäft mit großen Booten einsteigen. Die erste Odyssey hat mit 254 Gross Tons ein üppiges Volumen und ist damit vergleichbar mit wesentlich längeren Formaten. Wir denken, dass Volumen heute wichtiger ist als die Gesamtlänge. Die 106 ist eine Mischung aus allem, was wir mit der M- oder X-Klasse gelernt haben. Unserer Ansicht nach gibt es definitiv Platz für ein nordeuropäisches Angebot in dieser Größenklasse, und wir haben das Zeug dazu, es richtig zu machen. Wir beginnen mit einer 106, aber es ist auch ein größeres Modell geplant. Von der Y95 haben wir 41 Stück verkauft, die nächste wird die Nummer 42 sein. Wir hatten 52 Einheiten der 85er. Insgesamt haben wir Hunderte von Yachten über 80 Fuß gebaut, alle mit Eignern, die sich potenziell vergrößern möchten.
Wir sind zu den besten Freunden einiger Mitbewerber in der Branche geworden, indem wir ihnen Kunden aus dem oberen Bereich unserer Produktpalette geschenkt haben. Aber jetzt geben wir ihnen die Möglichkeit, weiter mit einer Princess zu fahren.
Wirklich, habe ich das? Ich denke, wir haben einen sehr treuen Kundenstamm, viele sind mit unserer Produktpalette bis zu 95 Fuß gewachsen. Wenn sie größer werden wollen, haben sie keine andere Wahl, als die Princess-Welt zu verlassen. Unsere Idee ist also, dass wir eine Reihe entwickeln und bauen, damit sie ihre Reise mit uns fortsetzen.
Die 106 ist das erste Schiff einer neuen Baureihe, das einen schnellen Verdränger-Rumpf haben wird. Es handelt sich um eine Hybrid-Form, die typische Eigenschaften einer Princess aufweist, also ein erstklassiges Fahrverhalten, effiziente Reisegeschwindigkeiten und eine Reichweite von 2.500 Seemeilen bei zehn Knoten. Wir werden eine Reihe von Motoren anbieten, der MAN V12 ist die Basis, die bei 1.213 Kilowatt beginnt und bis zu 1.618 Kilowatt leistet. Wir erwarten Geschwindigkeiten von mehr als 21-22 Knoten.
Die Princess-Kunden haben sich daran gewöhnt, ihre Boote eher etwas langsamer zu fahren, die Größeren so mit zwölf Knoten. Obwohl etwa die 95 ein Gleiter ist, fährt sie bei zehn Knoten sehr effizient. Mit knapp 14.000 Litern Treibstoff schafft sie damit fast 2.000 Seemeilen, kann aber auch 18 bis 20 Knoten fahren. Die Odyssey wird diese Eigenschaften teilen. Ihre Rumpflinien sind ganz neu für uns: ein feines V als Eintritt vorn, dann doppelte Kimmkanten, die im Heck in runde Spantenpartien übergehen und einer konstanten Aufbiegung folgen. Weil der Riss achtern flach ausläuft, erhoffen wir uns, dass keine große Heckwelle entstehen wird.
Die grundlegende Konstruktion ist eine Kombination aus Princess Yachts und den Designern von Olesinski, die wir seit Jahrzehnten kennen. Aber wir schauen nach Alternativen, um das nächste Kapitel der Princess-Formensprache aufzuschlagen. Es gibt noch keine Namen, die wir nennen können, aber es wird ein etwas anderes Konzept sein. Die Idee ist, dass wir mehr semi-custom werden als die traditionelle Princess. Also entwerfen wir die technischen Systeme so, dass wir bei der Inneneinrichtung flexibler agieren können und dennoch unseren typischen Stil behalten, den wir unserer Meinung nach anbieten müssen, um konkurrenzfähig zu bleiben.
Ja, aber grundsätzlich wird das Boot von uns gefertigt. Wir machen auch den Innenausbau, mit unseren Handwerkern. Wir beschäftigen über 2.000 Mitarbeiter, die alles bauen, die Möbel und Schränke, die Kraftstoff- und Wassertanks, die Kabelbäume. Die 106 ist also ein Projekt, das wir komplett selbst durchführen. Aber bis zur Markteinführung werden wir noch einige interessante Details mit weiteren Designpartnern besprechen.
Wir sind sehr stolz darauf, die größte Fertigungstiefe der Branche zu haben.
Ich denke, mit dem derzeitigen Platz könnten wir bis zu vier pro Jahr abliefern. Da wir bald ein größeres Programm haben werden, müssen wir in die Infrastruktur investieren, um unseren Hallenplatz zu vergrößern. Aber das wird immer noch in Plymouth sein.
Nein, es ist schwer genug in der eigenen Kultur, in der eigenen Stadt, in der eigenen Sprache. Wir bauen Komposit-Yachten, sag niemals nie. Wir sind ja nicht grundsätzlich gegen die Idee, aber wir sind eben Yachtbauer aus Plymouth, also bauen wird dieses Projekt auch bei uns.
Ja, das hatten wir. Wir haben uns nach dem Covid-Boom umstrukturiert, wir wollten viel mehr Boote bauen, als wir Komponenten dafür bekamen. Das war im Prinzip unsere Herausforderung: Wir hatten die Kunden, aber wir konnten die Teile nicht beschaffen. Deshalb haben wir uns im letzten Jahr auf ein geringeres Volumen eingestellt und sind jetzt wieder im Gleichgewicht. Wir haben großes Glück mit unseren Aktionären. KPS Capital Partners kaufte Princess Yachts im März 2023 als Mehrheitsaktionär und hat in uns investiert.
Wir haben uns zwei Jahre lang um die Neuausrichtung des Unternehmens bemüht, was mit ziemlich schmerzhaften Umstrukturierungen verbunden war. Aber die Ergebnisse zeigen, dass es funktioniert; wir sehen eine Steigerung des Nettogewinns um 50 Millionen Pfund. Wir haben nun die Freiheit, interessante Projekte anzugehen, etwa die neue C-Klasse, die neue 90, welche die X-Klasse vervollständigt, und jetzt die Odyssey.
Das ist das Ergebnis eines internen Brainstormings. Der Grund, warum der Name mir so gut gefiel, ist, dass es bei einer Princess Yachts um das Reisen und Erkunden geht, also nicht um ein Boot, das im Yachthafen liegt. Unsere Kunden fahren wirklich, sie verbringen im Sommer Monate an Bord und legen große Strecken zurück. Odyssey war sehr ansprechend, weil es da ja auch um eine Reise geht. Wir haben zudem Beziehungen zu einem Yachteigner, der einen Princess-Tender an Bord einer Superyacht namens Ulysses hat, und der eine 40-Meter-Princess namens Odyssey hatte. Da gibt es also eine gewisse Verbindung, und das war vielleicht auch Teil der Inspiration.
Wir arbeiten seit etwa zwei Jahren an dem Projekt und sind gerade dabei, die Details des Exterieurs zu gestalten. Wir arbeiten mit potenziellen Kunden zusammen, um sicherzustellen, dass wir das Konzept richtig verstanden haben. Danach fangen wir an, die Innenräume zu modellieren, das heißt, wir bauen ein maßstabgetreues Modell von jedem neuen Boot. Dann gehen wir darin herum, ändern etwas und perfektionieren es. Das ist ein Element des Designprozesses, das wir für sehr wichtig halten. In der virtuellen Realität kann man ein gewisses Maß in 3D sehen, aber erst wenn wir ein Modell physisch bauen, stellen wir fest, dass hier vielleicht die Türen zusammenstoßen oder wir woanders etwas mehr Platz einplanen sollten. Das ist ein unschätzbarer Teil des Prozesses. Ich glaube nicht, dass wir das jemals ersetzen werden.