Sören Gehlhaus
· 28.04.2021
Die ClubSwan 125 erblickte das Licht der Welt und überraschte nicht nur mit polynesischer Rumpfgrafik. Für die finnische Werft ist es der schnellste Einrümpfer, der je erdacht wurde.
Eigentlich hätte allen alles von Beginn an klar sein müssen. Für das, was da in den Swan-Hallen entstand, versammelte Nautor die weltweit besten Bootsbauer und Konstrukteure im finnischen Pietarsaari – nur 300 Kilometer vom Polarkreis entfernt. Und man baute eigens einen 46 Meter langen Ofen, in dem das Sandwichlaminat – Prepreg-Karbon auf Nomex- und Corecell-Kernen – des 38,10 Meter langen Rumpfes und Decks entstand. Die Linien schuf, wie die aller neuen ClubSwans, Juan Kouyoumdjian. Der in Spanien lebende Argentier, den aufgrund seines zungenbrecherischen Nachnamens alle nur „Juan Kay“ nennen, prognostiziert, dass die ClubSwan 125 mit 15 Knoten gegen den Wind ansegeln und bei achterlichen Kursen immer schneller als der Wind sein wird.
Vor allem aber ist das ClubSwan-Flaggschiff mit einem Namen verbunden: Enrico Chieffi. Der Nautor-Vizepräsident verkaufte die Radikalkonstruktion am Rande des Maxi Rolex Cup 2016. Der zweifache Segel-Olympiateilnehmer und aktive Regattasegler im Starboot erzählte BOOTE EXCLUSIV die Geschichte der Blitzorder während eines Werftbesuchs im Frühjahr 2018. Seine Umschreibung der ClubSwan 125 lautete: „Record Breaking Creature“. Das bezog sich auf jene Segelmaschinen, die um den Sydney-Hobart-Sieg kämpfen. Auch wenn das zu diesem Zeitpunkt schwerlich zu glauben war, Chieffi hatte recht. Denn exakt wie eine „Record Breaking Creature“ sieht der fertige Rumpf aus, den Nautor nun – drei Jahre später – präsentierte. Ohne Teakdeck, aber mit fester Sprayhood, dem sogenannten Dodger. Der Bugspriet ist länger als jeweils eins der beiden Ruderblätter, und die Bombe des Kippkiels hängt an einer äußerst schmalen Flosse mit durchgängiger Trimmklappe. Das Unterwasserschiff fällt nahezu so flach aus wie bei einem Surfboard, durch den Rumpf läuft ein C-Foil, wie es auf der ClubSwan 36 zum Einsatz kommt. Am besten aber verdeutlicht eine Kennzahl die Ambitionen der ClubSwan 125: die angestrebte Verdrängung von 56,4 Tonnen, komplett ausgestattet wohlgemerkt. Die 8,50 Meter kürzere Swan 98 wiegt gute sechs Tonnen mehr.
Enrico Chieffi sagte anlässlich der Zurschaustellung: „Die ClubSwan 125 macht uns sehr stolz. Dieses Boot steht stellvertretend für Innovation, die aus dem Erbe von Nautor’s Swan erwachsen ist.“ Die Einwasserung hat Nautor für den Juni 2021 angesetzt. Kurze Zeit später dürfte die ClubSwan 125 erneut ungläubige Blicke ernten. Denn das Rigg-Paket wird sicher nicht minder radikal ausfallen.