InterviewKarsten Stahlhut zur Fusion des BVWW mit dem DBSV

Torsten Moench

 · 07.04.2025

Interview: Karsten Stahlhut zur Fusion des BVWW mit dem DBSVFoto: Stahlhut/privat
BVWW-Geschäftsführer Karten Stahlhut
Der Bundesverband Wassersportwirtschaft (BVWW) und der deutsche Boots- und Schiffbauerverband (DBSV) fusionieren zum Verband Maritime Wirtschaft Deutschland (VMWD).Wir sprachen mit Karsten Stahlhut, dem BVWW-Geschäftsführer über die Hintergründe und die Chancen.

BOOTE: Warum kommt die Fusion gerade jetzt?

Karsten Stahlhut: Ich möchte die Frage mal andersherum beantworten, warum fand sie bisher nicht statt? Dafür gab es gleich mehrere Gründe, die mir überliefert wurden. Beim DBSV konnten seinerzeit nur Bootsbau-Meisterbetriebe Mitglied werden, das war nach der Handwerksordnung vorgegeben. Die reinen Händler, Servicebetriebe, Charterunternehmen, Marinas wollten aber auch ihre Interessen politisch vertreten wissen, daraus gründete sich dann der VMWD, bis vor kurzem BVWW. Gespräche einer Zusammenlegung gab es zuletzt im Jahr 2000/2001. Damals hatte aber jeder Verband mit der Hanseboot und der boot noch seine „eigene“ Messe, was problematisch war. Weder die eine noch die andere Einschränkung gibt es noch, daher scheint der Zeitpunkt ideal.

Gibt es Veränderungen für die Mitgliedsfirmen?

Wenn man sich die aktuellen Dienstleistungsportfolios der beiden Verbände ansieht, wird es am Ende Gewinner auf beiden Seiten geben. Während der DBSV großes Know-How im Bootsbaubereich und den Innungen einbringt und einen sehr großen Erfahrungsschatz vor allem bei den internationalen Messen mitbringt, liegen die Stärken des VMWD vor allem in der Vielfalt aller Wassersportsegmente, was einen großen und intensiveren Wissenstransfer ermöglicht. Zudem ist der VMWD klassischerweise sehr stark auf die politische Arbeit in Berlin, Bonn und Brüssel ausgerichtet und sehr gut vernetzt.

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Welche Vorteile hat der Zusammenschluss für die beteiligten Firmen?

Man könnte schnell auf die Idee kommen, dass es vor allem das Ziel war, Kosten zu sparen. Das spielte aber tatsächlich gar keine Rolle in den Überlegungen. Viel mehr stand es im Fokus, die Dienstleistungen für die Mitglieder beidseitig noch weiter auszubauen. So profitieren beispielsweise in Zukunft alle Mitglieder von einer kostenlosen Rechtsberatung bis zu einem möglichen Prozess und haben einen festen Referenten für technische Fragen, den es vorher weder beim DBSV noch beim VMWD gab. Diese Aufgabe wurde bisher auf beiden Seiten ehrenamtlich übernommen, das wird aber aufgrund der Anforderungen der Zukunft so nicht mehr abbildbar sein. Dafür gibt es zu viele Themen. Weiterhin ist zu sagen, dass der neue Verband auch im B2C Bereich viel aktiver werden soll, um allgemein für den Bootssport zu begeistern, wie es auch die Caravan-Industrie sehr erfolgreich vormacht.

Welche Vorteile hat der Zusammenschluss für die Endverbraucher?

In erster Linie sind wir ein Industrieverband, aber wie oben beschrieben, werden wir nach einer gewissen Zeit der Integration mehr für das B2C Marketing machen, um mehr Menschen für den Wassersport zu begeistern. Ein wesentlicher Vorteil für den Verbraucher ist zudem, dass er bei uns schnell und unkompliziert Antworten auf Fragen bekommt. Wo finde ich welchen Händler, wer kann meinen Motor reparieren und so weiter.

Welchen Einfluss hat die Fusion auf die enge Bindung des ehemaligen BVWW zur Messe Düsseldorf?

Sowohl die Messe als auch wir als VMWD profitieren von der neuen Größe und es befinden sich bereits neue Konzepte in der Pipeline, die jetzt besser gemeinsam funktionieren können. Wir haben auf der boot im Januar erstmals sehr erfolgreich einen Gemeinschaftsstand in Halle 3 für Boote bis 8 Meter angeboten. Dieses Konzept wollen wir für nächstes Jahr auch in den Segelsport ausrollen. Davon könnten insbesondere kleinere Werften profitieren, die aufgrund der hohen Einzelkosten zuletzt nicht mehr auf der boot vertreten waren.

Sind weitere Kooperationen, beispielsweise mit Messen oder Verbänden, geplant?

Wir leben alle von Kooperationen und leben diese ja bereits aktiv mit diversen Verbänden und Messegesellschaften national und international. Verschmelzungen, wie nun beim DBSV und VMWD hingegen sind aktuell keine weiteren geplant.

Was passiert mit dem DBSV-Standort Hamburg?

Die Kollegen dort machen einen super Job, sind hochspezialisiert. Zudem gibt es die räumliche Nähe zu den zahlreichen norddeutschen Firmen. Daher bleibt es als „Hansebüro“ erhalten!


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