Interview zum WerftjubiläumPeter Lürßen über den „Drang zur Perfektion“

Martin Hager

 · 27.05.2025

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Foto: Oliver Reetz
Peter Lürßen gründete 1988 die Yachtabteilung und leitet sie seitdem. Wohin die Werft steuert.

BOOTE EXCLUSIV: Wie beschreiben Sie die Historie Ihrer Werft?

Peter Lürßen: Die Geschichte von Lürssen ist in vielerlei Hinsicht eine Geschichte der deutschen Ingenieurskunst – aber vor allem ist es eine Geschichte über Menschen mit visionären Vorstellungen und einem Drang zur Perfektion. Wir wollen die Erwartungen unserer Kunden nicht nur erfüllen, wir wollen sie übertreffen.

Was ist Lürssens Vision für die Zukunft des Yachtings?

Wir wollen an der Spitze der Innovation bleiben. Vom allerersten Motorboot bis zum ersten Hybridantriebssystem sind wir stolz darauf, diese technischen Neuerungen vor allen anderen auf unseren Yachten installiert zu haben. Mein persönliches Ziel ist es, die erste Yacht ohne Verbrennungsmotoren zu bauen.

Wir haben bereits große Fortschritte auf dem Weg zu diesem Ziel gemacht. Wir stehen kurz davor, eine Yacht mit einer Länge von über 100 Metern auszuliefern, die dank Methanol-Brennstoffzelle 1.000 Seemeilen klimaneutral zurücklegen kann. Das wird ein Meilenstein. Um auf diesem Gebiet weiterzukommen, forschen wir seit über 20 Jahren an alternativen Kraftstoffen und eröffneten vor Jahren ein Innovationslabor für saubere Energie.

Auf welche andere Weise treibt Lürssen eine umweltfreundlichere Zukunft voran?

Vom effizienten Rumpfdesign über Abgasnachbehandlungssysteme bis hin zu geeigneten Servicesystemen – unsere Yachten sind nicht nur für eine lange Lebensdauer gebaut, sondern auch auf optimale Effizienz ausgelegt. Wir haben viele Lösungen patentiert, die zum Branchenstandard geworden sind.

Zudem bringen wir unsere langfristigen Umweltziele mit den Bedürfnissen unserer Kunden und der Art und Weise, wie sie ihre Yachten betreiben wollen, in Einklang. Dazu gehört auch, dass wir die Produktionsprozesse in unseren Werften so nachhaltig wie möglich gestalten. Das beinhaltet den eigentlichen Bau aber auch die Wahl der von uns verwendeten Materialien. Jetzt liegt unser Schwerpunkt auf der Verringerung des CO2-Ausstoßes, den wir durch die Aktivitäten auf unseren Werften verursachen.

Die Lürssen-Stiftung ist eine neue Initiative. Bitte erzählen Sie uns mehr darüber.

Die Lürssen-Stiftung ist ein integraler Bestandteil unserer Vision für die Zukunft. Wir haben uns verpflichtet, die nächs­te Generation von Ingenieuren zu unterstützen, die einen sinnvollen und verantwortungsvollen Wandel anstreben. Die erste Initiative der Stiftung – ein intensives sechsmonatiges Stipendienprogramm – wurde Anfang dieses Jahres ins Leben gerufen.

Wir haben derzeit mehrere hochbegabte Studenten, die Forschungsprojekte zu sauberer Energie in der maritimen Industrie durchführen. Es sind junge, engagierte Menschen, die die Normen herausfordern. Wenn diese Stipendiaten die nächste Generation von Schiffsingenieuren repräsentieren, dann können wir uns auf die Zukunft freuen. Über die Stiftung suchen wir auch aktiv nach Organisationen und Start-ups, die in unserer Branche und in der Gesellschaft insgesamt etwas bewirken möchten. Wir bieten Unterstützung in Form von finanziellen Investitionen und Partnerschaften für Projekte, bei denen wir das Potenzial für eine echte und greifbare Wirkung sehen.

Warum unterstützen Sie die Blue Marine Foundation, und was macht ihre Arbeit für Sie so wichtig?

Ich habe eine langjährige und persönliche Beziehung zur Blue Marine Foundation. Die Arbeit, die sie leisten, hat mich sofort beeindruckt, und ich erkannte die große Bedeutung ihrer Naturschutzbemühungen. Die Blue Marine Foundation arbeitet auf das ehrgeizige, aber erreichbare Ziel hin, bis 2030 mindestens 30 Prozent der Ozeane zu schützen. Ich unterstütze sie von ganzem Herzen und ermutige jeden, mehr über ihre Arbeit zu erfahren und sich auf jede erdenkliche Weise für den Meeresschutz einzusetzen.


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