Sören Gehlhaus
· 17.02.2022
Die Wally 101 entsprang ihrer Negativform in Forlì. Mit dem Karbon-Einzelbau kehrt die Kultmarke zur Leichtbau-Essenz zurück.
Es gibt diese Momente im Entstehungsprozess einer Yacht, die für alle Beteiligten aufregend sind. Etwa, wenn ein Rumpf aus der Form gehoben wird und die Güte des Prepreg-Laminats zum Vorschein kommt. Wobei im Fall der Wally 101 der Anspannung eher Vorfreude denn Besorgnis zugrunde gelegen haben dürfte. Denn als Bauwerft wählte der erfahrene Eigner Performance Boats in Forlì. Die dortigen Kompositprofis sind eingespielt und arbeiten mit einem äußerst stabilen Laminierungsprozess. Wally-Gründer Luca Bassani, dessen Marke seit 2019 zur Ferretti-Gruppe gehört, sagt über das Team: „Unsere Laminatoren sind seit den ersten Tagen dabei und gehören zu den besten der Welt. Sie haben Techniken entwickelt, um das Optimum aus den hochwertigen Materialien herausholen, für die Wally Pionierarbeit geleistet hat.“
Bevor es in Forlì zur Zurschaustellung der Kohlefaserkunst kam, weilte die Wally 101 in einem 440 Quadratmeter großen Ofen, wo das zuvor herunter gekühlte Epoxidharz der Prepregs reagierte und das Sandwich-Laminat aushärtete. Sorge um eine korrekte Durchtränkung mit Harz kann es mit dieser Methode nicht geben. Auch nicht um die Glätte der Außenhaut. Denn der 30,80 Meter lange Rumpf kam aus einer Negativform. Im Gegensatz zur Positivform wird in statt auf der Form laminiert – was ein Garant für schiere Außenflächen und geringen Spachtelaufwand ist, den Formenbau aber anspruchsvoller macht.
Mit 56,4 Tonnen soll die Wally 101 am Kran hängen und damit etwa 20 Prozent weniger wiegen als ähnlich sportliche Slups vergleichbarer Länge. Die konstruktiven Vorgaben kamen aus Bremerhaven von Judel/Vrolijk & Co, die sich an der Wallycento-Boxrule orientierten. In Designfragen arbeitet Bassani, der seit jeher Wally-Chefdesigner ist, das Mailänder Studio Santa Maria Magnolfi zu. Nach Fertigstellung im nächsten Jahr stehen für die 101 Maxi-Regatten und Familientörns auf dem Plan.