Lengers YachtsKurs auf Erfolg - diese Ziele strebt der Markenhändler an

Uske Berndt

 · 25.12.2023

Bauplatz: Am neuen Werftsitz in Lelystad entsteht ein großes  Winterlager und die neue DB50  der Eigenmarke Stratos. Der Rumpf misst 15 Meter in der Länge
Foto: Fotos Julian Fietze, Lengers
Kundenpflege ist alles. Lengers Yachts hat sich in Nordeuropa als Markenhändler einen Namen gemacht. Mit Stratos tritt das Familienunternehmen nun auch als Bauherr auf – und hat große Ziele für die Zukunft. Ein Firmenbesuch am Ijsselmeer.

Der Ort könnte kaum besser liegen. Rechts und links steht je eine große Halle, dazwischen ein Parkplatz mit Rangierfläche, an dessen Ende schließt sich eine Steganlage mit Kran an. Hier dümpeln Flybridge-Motoryachten im Kanal von Muiden. Im Hintergrund erhebt sich pittoresk die Burg Muiderslot. Willkommen bei Lengers Yachts, Prestige- und Sanlorenzo-Exklusivhändler für die Benelux-Länder und Deutschland sowie Nordeuropa-Vertreter für die Maxi-RIBs von Sacs. Seit einem Jahr hat das Familienunternehmen zudem Stratos auf der Liste, und damit eine spannende wie markante Weekender-Serie aus robusten 50-Füßern.

Die Geschäfte laufen, am Hauptstandort vor den Toren Amsterdams wird kräftig erweitert, Bauarbeiter hämmern und schleifen im neuen Anbau von Halle zwei, gleich gegenüber des Showrooms. „Das hier wird mein Büro“, sagt Bas Lengers, schreitet durch den kahlen Raum und grinst, „eine komplette Renovierung.“ Als CEO führt er die Geschäfte des Unternehmens seit 41 Jahren.

Kauf und Bau der Yachten liegt in den Händen von Lengers

Die Basis ihres Business klingt simpel: Lengers regelt Kauf und Bau der Yachten und bekommt dafür eine Provision – für derzeit rund 100 Transaktionen pro Jahr –, „der Kunde kann relaxen und seine Yacht genießen“, fasst Pien Hommes vom Marketing zusammen. Das ganze Drumherum ist aber auch ein Kraftakt. „Wir kümmern uns von A bis Z“, stellt Bas Lengers klar, sein Zauberwort ist „schlüsselfertig“. Im Servicepaket für Eigner liegen noch die Finanzierung und Versicherungen, das Testen, Organisieren von Liegeplätzen und Crew sowie das Verchartern über die Tochterfirma Boatsters Black.

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Hans Lengers senior gründete sein Geschäft 1970, seit 2004 liegt es in Muiden am Ijsselmeer. „Wir haben hier die offene See vor der Tür“, meint Bas, „perfekt für Seatrials ohne Speedlimit.“ Er selbst stieg schon 1982 ins Familienunternehmen mit ein, es lag auf der Hand: „Schiffe sind meine Leidenschaft.“ Heute arbeiten 80 Menschen an den Standorten Muiden und Lelystad, dazu kommen 15 bis 20 auf Mallorca, in Cala Nova und Puerto Portals, sowie kleinere Büros in Belgien und Finnland plus Vertretungen in München und Düsseldorf. In den vergangenen zehn Jahren habe er viel investiert, um auf dem deutschen Markt Flagge zu zeigen. „Es ist das Schlüsselland für unser Wachstum.“

Die großen Marken im aktuellen Katalog sind relativ frisch dabei. Prestige und Sacs stießen vor rund zwölf Jahren dazu, Sanlorenzo erst 2016. Damit deckt Lengers ein breites Spektrum ab, vom Rib bis zur Superyacht. Dabei wird nicht nur auf Bestellung gebaut: Rund 75 Prozent der Prestige-Yachten kauft das Unternehmen auf eigenes Risiko und bietet die meist 14 bis 18 Meter langen Semicustom-Halbgleiter potenziellen Kunden an, bei Sanlorenzo seien es 40 Prozent.

Eigner haben Lieblingsgebiete

Die Eigner haben ihre speziellen Lieblingsgebiete. „Etwa 80 Prozent unserer Prestige-Yachten bleiben in den Niederlanden“, berichtet Bas, „und 100 Prozent der von uns verkauften Sanlorenzos liegen im Mittelmeer.“ Ähnliches gilt für die Sacs, wobei die Belgier ihre Schätze gerne nach Südfrankreich verholen und die Deutschen lieber Mallorca ansteuern. Dort hat Bas Lengers sie dann wieder im Blick, er selbst lebt einen Teil des Jahres auf der Insel, sein Bruder Hans wohnt in Frankreich und schiebt die Geschäfte von dort aus an.

Bas Lengers spricht vier Sprachen fließend und mischt sich liebend gerne unter seine Kunden, zum Beispiel beim jährlichen Treffen des Prestige Owner’s Clubs. „Wir fahren mit 20 Yachten raus und steuern vorgebuchte Häfen an, dort gibt es Livemusik und gutes Essen.“ Wenn die Teilnehmer zufrieden nach Hause kommen, ist das die beste Werbung für Lengers und die Yachtmarken.

Eigentlich ist der Chef immer unterwegs. Allein rund um die Marke Sanlorenzo kommen zehn bis 15 Events im Jahr zusammen, die ideale Kontaktbörse. Zeigt ein potenzieller Kunde Interesse an einem besonderen Modell, folgt eine intensive Beratungssession. Was soll es denn genau sein, mit Flybridge oder ohne? Für eine Familie? Steht die Basis, reist Lengers mit den Interessenten nach Italien, zeigt ihnen die Werften, die Bandbreite der Modelle. „50 bis 60 Prozent der Kunden sind bereits Eigner“, sagt er. Innerhalb von zwei Stunden wisse er, in welche Richtung sie tendieren. Fällt die Entscheidung für einen Yachttyp, geht es ans Interieur. Zusammen durchstreifen sie den Showroom, suchen die Möbel und Details aus. Während der Bauzeit überwacht Lengers jeden Produktionsschritt, oft sind die Kunden bei den Stippvisiten dabei.

In zwölf Monaten zur Traumyacht mit Lengers

In rund zwölf Monaten ist die Traumyacht fertig. Damit marschieren Lengers Kunden an der ellenlangen Warteliste für eine Sanlorenzo vorbei. „Normalerweise wäre eine SD 118 im Frühjahr 2027 am Start“, sagt der Chef, „da ist es gut, dass wir Bauslots reserviert oder ein paar Yachten vorrätig haben.“ Selbstverständlich ist er auch beim Stapellauf dabei und hält eine Rede. In Italien erscheint zum Festakt immer auch ein Priester, woanders eher nicht. Ein guter Anlass, nordischen Humor zu beweisen. „Bei einer Übergabe auf Mallorca habe ich mich verkleidet und bin in voller Montur aufgetreten“, erzählt Bas und zeigt auf seinem Smartphone das Video. Der niederländische Eigner der SP 110 und die Gäste hatten einen Riesenspaß.

Nach der Ablieferung wird es wieder ernst, Lengers testet die Yacht und ist die erste Anlaufstelle für Garantiefälle und den Service. Der Kontakt zum Kunden bleibt eng, „fast wie in einer Ehe“, schmunzelt Bas und weiß, wovon er spricht. Seine Frau Evelien arbeitet mit im Unternehmen.

Als Händler erfolgreich zu sein reichte ihm nicht. „Wir wollen wachsen“, lautet das Credo. „Wir ergreifen die Chancen, die sich bieten, und versuchen, alles möglich zu machen.“ Dazu zählt auch die Idee mit der Werft und Stratos. „Wie toll wäre es, eine eigene Marke zu erschaffen, ein eigenes Boot zu kreieren?“, fragte sich Bas seit Jahren. Dayboats und Weekender mochte er schon immer, und wie die Kunden sich so etwas vorstellen, wusste er sowieso. „Uns gefiel die Idee, die Qualität einer Superyacht auf 15 Meter zu übertragen“, erläutert er, „wir wollten das Design eines Sport Utility Vessels, ein SUV auf dem Wasser, mit dem man in vier Meter hohen Wellen rausfahren kann.“

In anderen Sphären unterwegs

Bas lud ein paar Designer und Konstrukteure zu sich nach Hause ein, die fingen schon am Esstisch an zu zeichnen. „Wir begannen mit dem Carbon-Hardtop, das ist das Wichtigste“, so Bas. Dann erwähnt er noch das minimalistische Design und die strikte räumliche Trennung von Elektrik und Motoren. „Das Orderbuch ist voll“, bestätigt Paul Verheij, der neue Markenmanager für Stratos und ehemaliger Salesmanager für Bugatti.

Für die DB50 soll alles „dutch built“ sein, von niederländischen Top-Designern gezeichnet, vor Ort gebaut, unabhängig von Zulieferern. Der neue Standort in Lelystad, ebenfalls am Ijsselmeer, ist nur eine halbe Autostunde von Muiden entfernt. Auch hier laufen Bauarbeiten für eine neue Halle, das Lengers Marine Center mit 70-Tonnen-Kran dient demnächst auch als Reparaturwerkstatt und Winterlager.

In einer Halle stehen schon vier DB50-Rümpfe in unterschiedlichen Fertigungsstufen, Weltpremiere der Nummer eins ist im Januar 2024 auf der boot in Düsseldorf. Der Name „Stratos“ ist nicht irgendeine Wortschöpfung. „Die Stratosphäre ist eigentlich für den Menschen unmöglich zu erreichen“, sagt Bas Lengers und grinst wieder. Wie es ist, jetzt auch noch Werftchef zu sein? „Anders“, meint er, „aber zum Glück habe ich ein talentiertes Team.“ Auf die Frage, ob das wohl alles klappt, was er sich vorgenommen hat, nickt er nur. Er schaue immer nach vorne. „Ich bin 60, ich möchte noch mindestens zehn, vielleicht noch 20 Jahre Vollgas geben.“


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